Beobachter zwischen den Fronten
Er sollte die Sehenswürdigkeiten von Paris fotografieren. Doch es waren die Studentenunruhen, die im Mai 1968 Max Baumanns Fokus auf sich zogen.
Gelegentlich schlägt das Schicksal uns ein Schnippchen, mit dem wir in völlig neue Bahnen geworfen werden. So ging es zumindest dem Schaffhauser Fotografen Max Baumann, der vor fünfzig Jahren nach Paris reiste, um dort für die Swissair die Sehenswürdigkeiten neu zu fotografieren. Für Reisebüros, Kataloge und dergleichen mehr. Aber just als der Profi-Fotograf in Paris eintraf, wurde er zum Zeugen eines historisch einmaligen Ereignisses: den Studentenunruhen von 1968, mit denen die Zukunft einen Moment lang offen und alles möglich schien.
Und Max Baumann? Er geriet bereits in seiner ersten Pariser Nacht zwischen die Fronten der Polizei und der Studenten; eine Leuchtpetarde explodierte neben seinem Kopf und liess ihn in einen Kellerabgang hinabtaumeln, wobei sich Baumann «saumässig» das Schienbein prellte, was ihn noch ein halbes Jahr als spürbare Erinnerung begleiten sollte. «Das war meine Schuld. Ich war jung und frech – und hatte die Nase zu weit vorne.»