Der Tod des Flieger-Asses
1919 stürzt Pionier Oskar Bider vor den Augen seiner Freunde ab.

Oskar Bider starb, wie er lebte – im Rampenlicht. Zwar zeichnet er sich schon als Bub aus: «Kein Baum war ihm zu hoch, keine Fluh zu steil. Beim Ringen und Schwingen war er allen überlegen», heisst es im Nachruf im «Ustermer Anzeiger». Doch nichts deutet auf eine historische Karriere hin, als sich der am 12. Juli 1891 geborene Sohn eines Tuchhändlers zum Landwirt ausbilden lässt und nach der Rekrutenschule 1911 in Argentinien als Gaucho anheuert.
Den «etwas derben, aber gemütsvollen» jungen Mann hält es nicht lang in Argentinien. Ein Jahr später kehrt er zurück und fällt kurz darauf jenen Entschluss, der ihn zum Nationalhelden machen sollte: «Ich mag nicht mehr Bauer sein, ich muss Flieger werden!» Im November 1912 packt «Oski» seine Sachen und zieht nach Pau in Südfrankreich, wo er in die Flugschule des legendären Aviatikers Louis Blériot eintritt. In einem Brief nach Hause schreibt er: «Ich fühle mich auf dem Apparat so sicher wie zu Pferd. Was andere in acht bis vierzehn Tagen erlernen, erreichte ich schon am dritten Tage.» Rund einen Monat nach seiner Ankunft erlangt Bider sein Brevet und fliegt kurz darauf erstmals ins Rampenlicht: Im Januar 1913 bezwingt er auf seinem Flug von Pau nach Madrid als Erster die Pyrenäen. Dann geht es Schlag auf Schlag. Im Mai überfliegt «Oski» als Erster die Berner Alpen und zwei Monate später die gesamte Alpenkette von Bern nach Mailand. «Nie zuvor hat man eine ähnliche Leistung eines Aviatikers registriert», jubelt deshalb am 15. Juli 1913 die «Berner Zeitung».
Als der Erste Weltkrieg ausbricht, rückt das Flieger-Ass ein, avanciert rasch zum Fluglehrer und später zum Chefpiloten. Dem Mann fliegen die Herzen zu: «Stösse von Liebesbriefen von Mädchen und verheirateten Frauen» hätten in seinem Spind gelegen. Doch nach dem Kriegsende steht die Welt des Militärpiloten Kopf. Er muss sich neu orientieren. Gemeinsam mit Kameraden macht er sich an die Gründung einer zivilen Fluggesellschaft. Doch kurz nachdem Oskar Bider seine Zukunft aufgegleist und die Armee verlassen hat, verunglückt er am 7. Juli 1919 frühmorgens – vor den Augen einer Gesellschaft, mit der er die Nacht durchgefeiert hat. Seine Schwester, die Filmschauspielerin Leni Bider, nimmt sich wenige Stunden später aus Gram das Leben. Es bleibt rätselhaft, weshalb das Flieger-Ass bei diesem Akrobatikflug abstürzt. Fest steht: Die Maschine war intakt. Seither kursieren Spekulationen, wonach Bider das Flugzeug absichtlich «abschmieren» liess.
Pia Wertheimer
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In seinem kürzlich erschienenen Roman «Biders Nacht» (Knapp Verlag, 2019, 224 S., Fr. 25.–) zeichnet Aviatikjournalist Peter Brotschi die letzte Nacht des Luftfahrtpioniers und dessen Schwester Leni nach. Er bettet dabei die fiktive Handlung in akribisch recherchierte Gegebenheiten ein.
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