Somalias Hauptstadt ist «vom Feind befreit»
Sie kämpft seit Jahren für einen Gottesstaat und hat die Hungerhilfe in Somalia behindert. Nun soll die islamistische Shabab-Miliz aus Mogadiscio abgezogen sein. Doch nicht alle glauben daran.
Die radikal-islamische al-Shabab-Miliz hat sich offenbar aus der von Hunger und Dürre geplagten somalischen Hauptstadt zurückgezogen. Mogadiscio sei «vom Feind befreit», sagte Übergangspräsident Sharif Sheikh Ahmed gestern. Während Regierungschef Abdiweli Mohamed Ali darin eine Erleichterung für die Hungerhilfen sah, mahnte die afrikanische Friedenstruppe AMISOM angesichts einer möglichen Falle zur «Vorsicht».
«Sie haben sich aus Mogadiscio zurückgezogen und wir werden sie bekämpfen, um sie auch aus dem Rest des Landes zu vertreiben», sagte der Ministerpräsident der Übergangsregierung, Ali. Die Gewalt der Aufständischen sei eine Ursache für die Hungersnot.
Hälfte Mogadischus besetzt
Somalia hat seit 20 Jahren keine funktionierende Regierung und ist seit Wochen von der schwersten Hungersnot seit 60 Jahren betroffen. Die Übergangsregierung kontrollierte bislang nur gut die Hälfte Mogadiscios, während die Miliz vor allem im Nordosten der Hauptstadt präsent war. Die Shabab hat zudem weite Teile des Südens und des Zentrums des Landes unter Kontrolle. In Mogadiscio kam es bisher praktisch täglich zu Kämpfen zwischen der Miliz und Regierungstruppen, die von AMISOM-Soldaten der Afrikanischen Union unterstützt werden. Die Gewalt erschwerte die Hilfe für die Hungernden.
Augenzeugen hatten berichtet, dass Shabab-Kämpfer in der Nacht auf gestern nach Gefechten mit Regierungstruppen und AMISOM-Soldaten mehrere ihrer Stellungen verlassen hätten. Rund um das Stadion im Norden Mogadiscios sei «kein einziger» Shabab-Kämpfer mehr, sagte ein Anwohner. Einem anderen Augenzeuge zufolge verliessen dutzende Islamisten auf Kleinlastern die Stadt.
Taktischer Rückzug?
Ein Sprecher der Miliz, Ali Mohamed Rage, beschrieb den Rückzug als eine «Änderung der militärischen Taktik». Bald werde es «eine gute Neuigkeit» geben, sagte er, ohne nähere Angaben zu machen.
Die Shabab-Miliz kämpft seit Jahren gegen die schwache somalische Übergangsregierung, die seit 2007 von rund 9000 AMISOM-Soldaten aus Uganda und Burundi unterstützt wird. Im Kampf gegen die Miliz gewannen sie seit Februar bereits deutlich an Boden. Die AMISOM-Truppe erklärte, sie prüfe die Informationen zu einem Rückzug der Shabab-Kämpfer noch. «Wir sind aber sehr, sehr vorsichtig. Es könnte sich um eine Falle handeln», sagte ein Sprecher.
Dramatische Hungersnot
Somalia ist das von der Dürrekatastrophe am Horn von Afrika am schwersten betroffene Land. Aufgrund der Hungersnot sind allein im Süden des Landes nach US-Schätzungen in den vergangenen 90 Tagen mehr als 29'000 Kinder unter fünf Jahren gestorben. Al-Shabab-Kämpfer haben viele Hilfsorganisationen davon abgehalten, im Süden des Landes aktiv zu werden, und zudem die Hilfsarbeiten in der Hauptstadt erschwert.
Nach UNO-Angaben sind derzeit 640'000 Kinder im Land akut unterernährt. Die Organisation hat fünf Hunger-Zonen in Somalia ausgewiesen, darunter auch die Flüchtlingslager in Mogadiscio.
SDA/ami
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