Söiniggel im Stadtparlament
Eine Schweinigelei. Dieses Wort hat der Berner Stadtrat Henri-Charles Beuchat (SVP) in einem seiner Vorstösse verwendet. Nach einigem Hin und Her hat er den Vorstoss neu eingereicht und das Wort gestrichen.
Stilistisch steht im Berner Stadtrat niemand Erich Hess näher als sein SVP-Kollege Henri-Charles Beuchat. Doch während bei Hess davon auszugehen ist, dass seine Tabubrüche kalkuliert sind, ist dies bei Beuchat nicht immer klar. Am Rednerpult kann sich der von der CVP zur SVP konvertierte Beuchat in einen heiligen Zorn steigern, dass Gott erbarm. Frei nach dem Politfilm «Wag the Dog» fragt sich dann das Publikum: Wedelt da der Hund mit dem Schwanz – oder ist es gerade andersrum?
Eine Schweinigelei, diese Frage? Das Wort brauchte letzte Woche Beuchat, bevor er der 1. Ratsvizepräsidentin Barbara Nyffeler (SP) einen Vorstoss hinlegte, mit dem er ein härteres Vorgehen bei Gewaltdelikten oder dem Zünden von Pyrotechnika verlangt: «Null Toleranz bei Pyro-Zünslern, Schweinigeln aus der Reithalle und Gewalt im Sport.»
Nyffeler sah im «Schweinigel» – im Berndeutschen besser bekannt als «Söiniggel» – eine «Verletzung des parlamentarischen Anstands» und verweigerte die Annahme der Motion. Das habe nichts mit deren Inhalt zu tun, betont Nyffeler – ein Wort ausgetauscht, und der Vorstoss wäre nun im Internet aufgeschaltet (was er irrtümlicherweise kurz war, weshalb er dieser Zeitung überhaupt vorliegt).
Doch offenbar geht es Beuchat weniger um den Inhalt seiner Motion als um eine Gelegenheit, sich eine Auseinandersetzung zu liefern: Laut Nyffeler verlangte er eine einsprachefähige Verfügung, die er ans Ratsbüro weiterziehen könnte.
Aber offenbar wird es nicht so weit kommen. Beuchat war am Montag nicht erreichbar. Doch während sein Fraktionschef Alexander Feuz erst sagte, dass er bereits letzte Woche vergeblich auf Beuchat eingewirkt habe, vermeldete er «nach einigem Hin und Her» erleichtert: «Er reicht den Vorstoss mit neuem Titel ein und streicht den ‹Schweinigel›.» Ein einsichtiger Beuchat? Wir nehmen es verwundert zur Kenntnis, nur schon, weil es dafür ein schönes Sprichwort gibt: Ich glaub, mein Schwein pfeift!
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