Berner FinanzkriseSo will die Stadt bei Museumsnacht und Lichtspektakel sparen
Die Stadt Bern will zwei Publikumsmagneten weniger Geld sprechen – und schiesst damit womöglich zwei Eigentore.

Foto: Franziska Rothenbühler
Die Stadt Bern will nächstes Jahr 20 Millionen Franken einsparen. Mit einer mehrseitigen Liste kleinerer und grösserer «Entlastungsmassnahmen» geht der Gemeinderat in die Budgetdebatte. Auf der Liste stehen auch zwei beliebte Gross-Events: Das Polizeiinspektorat wittert Sparpotenzial bei der Museumsnacht (45’000 Franken) und beim Lichtspektakel «Rendez-vous Bundesplatz» (70’000 Franken).
Warum dort sparen – und warum das Polizeiinspektorat und nicht die Kulturabteilung der Stadt? Bei beiden Veranstaltungen läuft die städtische Unterstützung mehr aus historischen denn aus logischen Gründen über diese Abteilung. Polizeiliche Leistungen seien von der Einsparung nicht tangiert. «Diese wurden bisher gebührenfrei geleistet und werden es weiterhin», schreibt Sprecherin Léa Zürcher von der Direktion für Sicherheit, Umwelt und Energie. Und was war der Grund für den Sparvorschlag? «Es war unumgänglich, alle Bereiche zu überprüfen und Sparmassnahmen einzuleiten.»
«Das wäre ein Eigentor»
Womöglich sind die Massnahmen auch unüberlegt. Silvia Müller von der Museumsnacht erfährt durch die Anfrage dieser Zeitung von der geplanten Einsparung. Mit dem Leistungsvertrag bezahle die Stadt die Mitgliedschaften der Elfenau, des Stadtarchivs und des Erlacherhofs beim Verband Museen Bern. Dieser wiederum organisiert die Museumsnacht, und dort machen die drei Institutionen mit. Zum Leistungsvertrag gehört auch die Einladung des Gemeinderats und aller Stadtparlamentarier an die Eröffnungsfeier und der Eintritt der geladenen Gäste an die Museumsnacht.
«Es wäre für die Stadt so etwas wie ein Eigentor, wenn sie den Beitrag nicht mehr leisten würde», sagt Silvia Müller. «Wenn wir unsere Leistungen aufrechnen, sind diese höher als die 45’000 Franken.» Wolle die Stadt diese Leistungen weiterhin beziehen, müssten «allenfalls die Kosten aufgeteilt und den verschiedenen Direktionen in Rechnung gestellt werden», sagt Müller.
Unterfinanziertes Lichtspektakel
Auch Brigitte Roux, Veranstalterin des «Rendez-vous Bundesplatz», ist irritiert darüber, dass sie durch diese Zeitung von der geplanten Sparübung erfahren hat. Ihr wurde für die zehnte Durchführung ihres spätherbstlichen Lichtspektakels 2021 eine Erhöhung des städtischen Beitrags um 70’000 Franken in Aussicht gestellt. Die Aufstockung des bisherigen Beitrags von 180’000 Franken soll nun aber gestrichen werden.

Bereits dieses Jahr fehlen Roux 100’000 Franken für die Deckung «eines minimalen Budgets», dazu kommt die pandemiebedingte Ungewissheit. «Ich habe schlaflose Nächte, weil ich nicht weiss, ob das Spektakel überhaupt stattfinden kann.» Die Unterfinanzierung werde sich bei steigenden technischen Kosten zuspitzen, wenn die Stadt die Erhöhung nicht doch noch spreche. Gemäss Berechnungen Roux’ betrage die Wertschöpfung des Anlasses, der keinen Eintritt kostet, mehrere Millionen Franken. «Wenn die Stadt ihren Beitrag nicht leisten will, gibt es das Spektakel irgendwann nicht mehr», sagt sie.
Das Stadtparlament befindet im Herbst über das Budget. Grössere Sparübungen sind auch für die Jahre 2022 und 2023 vorgesehen.
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