So viele Plastiksäckli machen eine Bio-Baumwolltasche wett
Wie stark belasten die verschiedenen Tragetaschen aus dem Supermarkt die Umwelt? Eine neue Studie überrascht.

Wer im Supermarkt einkauft, nimmt üblicherweise ein oder zwei Plastiksäckli in der Gemüse- und Früchteabteilung mit, vielleicht noch eines aus Papier für Pilze, und an der Kasse kommt oft noch ein Plastiksack, eine Tragetasche aus dem gleichen Material oder aus Papier dazu. Die Alternative kann ein Baumwollbeutel sein, den man von zu Hause mitgebracht hat. Schliesslich wollen die Lebensmittel heil nach Hause transportiert werden.
Doch welcher dieser Säcke ist am umweltschonendsten? Ist Plastik wirklich die grösste Belastung für die Natur? Die dänische Umweltschutzbehörde (Miljøstyrelsen) hat untersucht, welche Umweltbelastung die verschiedenen Materialien während ihres Lebenszyklus verursachen – also von der Produktion des Rohstoffs, über die Herstellung des Produkts, den Transport in die Supermärkte und den Gebrauch bis zur Entsorgung.
Die Umweltschutzbehörde hat 14 unterschiedliche Typen von Tragetaschen bewertet, die aus folgenden Materialien hergestellt sind:
Polyethylen-Plastik (LDPE), darunter auch die recycelbare Version, wie sie Coop und Migros derzeit für 5 Rappen anbieten
Polypropylen-Plastik (PP)
Polyester wie beispielsweise die sogenannten Veggie Bags der Migros
Bioplastik (Biopolymer)
Recyceltes PET: Daraus sind die stabilen Mehrweg-Kunststofftaschen an der Kasse gemacht
Gebleichtes und ungebleichtes Papier, das es in brauner Farbe ebenfalls an den Kassen unserer Supermärkte gibt
Biologische und konventionelle Baumwolle
Mischung aus Jute, PP, Baumwolle
Das Resultat der Studie überrascht: Die konventionellen Plastiksäcke aus LDPE sind mit Abstand am wenigsten schädlich für die Umwelt. Bei allen 15 Indikatoren, die für die Beurteilung einbezogen wurden, gehören sie zu den Materialien mit den kleinsten Auswirkungen auf die Natur.
Alternativen zum LDPE-Plastik sind Säcke aus ungebleichtem Papier und Bioplastik, deren Umweltbelastung vergleichsweise ebenfalls klein ist, allerdings nur auf einzelne Indikatoren bezogen.
Das Abschneiden des vermeintlich umweltschonenden Materials Baumwolle hingegen ist ernüchternd: Damit ein konventioneller Baumwollbeutel den gleichen Einfluss auf den Klimawandel hat wie ein normales LDPE-Plastiksäckli (das nach dem Einkauf noch als Abfallsack dient), muss er 52-mal benutzt werden. Bezieht man alle Umweltfaktoren mit ein, sind es sogar 7100 Wiederverwendungen. Bei einem Bio-Baumwollsack ist die Bilanz noch schlechter: 20'000-mal muss man ihn brauchen, um die gleiche Umweltperformance zu erreichen. Das entspricht 55 Jahren, in denen man jeden Tag damit einkaufen müsste.
Wie kann Plastik umweltfreundlicher sein als Bio-Baumwolle? Die Antwort liegt in der Produktion des Rohstoffs. Während Kunststoff billig produziert werden kann, macht die Herstellung von ökologischer Baumwolle 99 Prozent der ganzen Umweltbelastung aus, die ein Beutel aus diesem Material verursacht. Beim Anbau biologischer Baumwolle werden zwar keine Pestizide eingesetzt wie bei konventioneller Baumwolle, dafür fällt der Ertrag kleiner aus. Es braucht also mehr Ressourcen und Land.
Um die Ökobilanz eines Bio-Baumwollbeutels aufzubessern, sollte dieser also so oft wie möglich benutzt werden, bevor er entsorgt wird. Zudem ist es laut der Studie besser, einen Sack – unabhängig vom Material – nach dem üblichen Gebrauch selbst als Abfallkübel zu verwenden oder zu verbrennen, anstatt ihn zu recyceln. Recycling lohnt sich demnach nur bei vergleichsweise schweren Plastiksäcken aus PP, PET und Polyester.
Den Studienautoren ist indes bewusst, dass in Dänemark (wie auch in der Schweiz) nicht alle Säckli und Beutel als Abfallsäcke taugen oder zugelassen sind, weil die Entsorgung gebührenpflichtig ist. Um die Umwelt zu schonen, sollte man einfach so wenig Tragetaschen wie möglich aus dem Supermarkt mitnehmen und die gekauften so oft benutzen, wie es das Material zulässt.
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