So macht Sparen Spass
Sparen mit Spass: Der Sparclub Murmeli Bödeli vereintzwei sonst unvereinbare Ziele – und erfüllt damit eine soziale Funktion. Jetzt hat er ein neues Stammlokal gefunden.
Klar, zunächst klingt es wie ein Witz: Jedes Mitglied zahlt monatlich einen bestimmten Beitrag ein und erhält Ende Jahr das Geld wieder ausbezahlt. So einfach funktioniert der Sparclub Murmeli Bödeli, so simpel steht es in seinen Statuten. Doch der vermeintliche Witz ist mehr als nur ein Gag. Denn bei diesem Club macht das Sparen Spass, obwohl es keine Zinsen mehr gibt. Viel Spass sogar. Dafür sorgen diverse Anlässe, zu denen sich die Mitglieder regelmässig treffen.
«Geselligkeit und Zusammenhalt», antwortet Clubpräsident Fritz Müller auf die Frage nach dem Vereinsmotto. «Damit erfüllen wir für viele unserer Mitglieder auch eine soziale Funktion als Rezept gegen die Einsamkeit.»
Cagnomatic patentiert
Fritz Müller übernahm 2011 das Präsidium des Sparclubs Murmeli Bödeli. Genauer gesagt des Sparclubs Central Interlaken, der 1996 gegründet worden war. Der Namenswechsel wurde erst 2011 vollzogen. Mitgründer und erster Präsident war Hansruedi Hodler, auch heute eines der engagiertesten Mitglieder.
«Die Idee stammte aus der Westschweiz oder aus Frankreich. Da gab es bereits mehrere Restaurants mit einem sogenannten Cagnomatic, in dessen nummerierte Schlitze die Mitglieder wie auch heute noch ihr Geld einwarfen, das sie dann Ende Jahr wieder ausbezahlt erhielten.» Inzwischen existieren auch im Berner Oberland mehrere Sparclubs, so etwa in Spiez und zwei weitere auf dem Bödeli.
Jedes Mitglied zahlt monatlich einen bestimmten Beitrag ein und erhält Ende Jahr das Geld wieder ausbezahlt.
Woher das System ganz ursprünglich stammt, ist heute kaum mehr zu eruieren. Gemäss einer Recherche der deutschen Zeitung «Die Zeit» war 1847 im deutschen Sprachraum der erste Sparverein gegründet worden, und den ersten Cagnomatic habe 1965 ein gewisser Jean Baumann in Lausanne patentieren lassen.
Aktives Vereinsleben
Doch zurück aufs Bödeli, hier, wo es an Restaurants gewiss nicht mangelt, aber an Beizen. Denn nur eine Beiz kommt als Stammlokal für den Sparclub infrage. Vizepräsident Stefan Herrmann: «Beizen mit einheimischen Pächtern sterben leider langsam aus und damit auch der traditionelle Stammtisch.»
Der Sparclub Murmeli Bödeli war 2003 vom Central in den Bären gezügelt, 2011 ins Stadthaus Unterseen und 2014 ins Interlakner Aarecafé. Doch auch hier gab es einen Wechsel, der Sparclub begab sich erneut auf die Suche. Und wurde in Interlaken fündig: Ab sofort wird im Restaurant Laterne gespart und gespasst.
«Beizen mit einheimischen Pächtern sterben leider langsam aus und damit auch der traditionelle Stammtisch.»
Zu den gemeinsamen Treffen gehört vor allem der Stamm jeweils am Donnerstagabend. Dazu kommen Lotto-, Fondue- und Spaghettiabende sowie der für die Vereinskasse wichtige Bräteltag (der auch schon mal bis nach Mitternacht dauern darf) bei der alten Eisbahn Matten und jährlich eine zwei- oder eine dreitägige Herbstreise ins Blaue.
Auch die Höcks samstags um 11 Uhr im Tea Room Brunne und sonntags zur selben Zeit in der Las Rocas Bar erfreuen sich grosser Beliebtheit. Und wem das noch nicht genügt: Viele Mitglieder organisieren zusätzlich private Anlässe, so zum Beispiel Chinoise-Essen oder Ausflüge nach Domodossola.
Bis zu 10'000 Franken
Und wer sind sie denn nun, die fleissigen und geselligen Sparer mit jährlichen Einzahlungen bis zu 10'000 Franken? «Die momentan 65 Mitglieder kommen aus unterschiedlichsten Alters- und Berufsgruppen», sagt Fritz Müller. Von 35- bis 75-jährig, vom Unternehmer zum Handwerker, vom Musiker Herrmann zum Bähnler Müller, etwa gleich viele Frauen wie Männer, vom Bödeli und von der nahen Umgebung – sie alle sparen mit Spass.
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