So macht Facebook Tinder Konkurrenz
Der Social-Media-Gigant stösst in einen weiteren Markt vor: Das Netzwerk wird jetzt auch zur Dating-App.

Facebook testet eine Dating-Funktion, die auf der eigenen Plattform basiert. Angekündigt wurde die neue Funktion von Facebook bereits im Mai an der hauseigenen Entwicklerkonferenz F8, jetzt ist sie erstmals verfügbar – zurzeit allerdings nur in Kolumbien.
Grundsätzlich funktioniert der Dienst, der schlicht «Dating» heisst, wie jeder andere digitale Dating-Mechanismus auch: Die Nutzer geben persönliche Daten und Interessen an, ein Algorithmus spielt Amor und bringt zwei auf dem Papier kompatible Partner zusammen. Das US-Magazin «Wired» nennt den Ansatz, den Facebook verfolgt, «vielversprechend». Er sei auf langfristige Beziehungen ausgelegt und nicht, wie zum Beispiel Tinder, auf das schnelle Vergnügen.
Der Vorteil, den Facebook sich hier zunutze machen kann: Es weiss schon relativ viel über seine User. Die müssen sich nicht einmal eine zusätzliche App installieren – Dating läuft direkt über die Facebook-App, und derzeit ohnehin nur auf dem Smartphone.
Das Facebook-Event wird zum Date
Konkret werden für alle Dating-Nutzer neue Profile erstellt, lediglich Vorname und Alter werden direkt von Facebook übernommen. Alles weitere – Ort, Geschlecht, das Geschlecht (oder die Geschlechter) an dem man interessiert ist, Grösse, Religion, Beruf usw. – muss händisch eingegeben werden. Dann, und hier besteht schon ein Unterschied zu Tinder, kann man bis zu neun Bilder hochladen oder Fragen, die das Gespräch zum Laufen bringen sollen, auswählen. Zu guter Letzt kann man spezifizieren, ob man nur Leute einer bestimmten Altersgruppe oder einer bestimmten Grösse daten möchte, oder beispielsweise Menschen mit oder ohne Kinder.
Beim Matching-Prozess greift Facebook dann wieder auf schon bestehende Daten zurück – bestehen gemeinsame Freunde? Was haben zwei Personen gemeinsam? Lebt man nah genug beieinander? Zusätzlich können Dating-Willige einstellen, ob sie mit Teilnehmern von gemeinsamen Facebook-Events oder Mitgliedern von gemeinsamen Gruppen gefunden werden wollen. Dazu müssen diese ebenfalls die Dating-Funktion nutzen. Interessant: Dies schliesst auch vergangene Events ein. Die Einstellungen müssen für jede Gruppe und für jeden Event einzeln vorgenommen werden. Wohl um unangenehme Überraschungen zu vermeiden, schliesst Facebook Freunde und geblockte Personen vom Matching aus.
Hat der Algorithmus dann zwei Kandidaten zusammengebracht, kann das Kennenlernen beginnen: Nicht mit einem Swipe nach rechts oder links, wie Tinder es berühmt gemacht hat, sondern mit einer Opt-out-Option. Wer nicht interessiert ist, muss dies mit einem Tap auf einen entsprechenden Button kundtun. Besteht dagegen Interesse, dienen die Bilder und Fragen als Einstiegspunkte in die Unterhaltung. Nur über diese können die beiden Partner in spe ins Gespräch kommen. Nachrichten über die Dating-Funktion landen in einem eigenen Postfach, getrennt vom eigentlichen Facebook Messenger. In diesem speziellen Messaging-Bereich können die Dating-Nutzer keine Links oder Fotos von sich verschicken – um Missbrauch vorzubeugen. Wer mehr will, so Facebooks Ratio, kann ja immer noch Telefonnummern austauschen.
Der nächste grosse Player auf dem Dating-Markt?
Ob Facebook der nächste grosse Player auf dem Dating-App-Markt wird, bleibt abzuwarten. Der Pilot in Kolumbien läuft grade an und startet so richtig, sobald sich dort eine kritische Masse an Teilnehmenden gefunden hat. Die Vorteile, den die Social-Media-Plattform gegenüber anderen Dating-Apps hat, liegen auf der Hand: Zum einen die Markt-Penetration in vielen Ländern, und zum anderen die zahlreichen Daten, die die Nutzer dem Netzwerk seit Jahren anvertrauen.
Was für Mark Zuckerbergs Unternehmen zum Problem werden könnte: die Tatsache, dass grade die Jungen, also die Altersgruppe der Singles und Dating-Willigen, Facebook immer weniger nutzen. Ob Dating da ausreicht, um sie zurückzubringen? Vielleicht, wenn sich zeigt, dass die Funktion mehr bieten kann als oberflächliche Beziehungen und folgenlose Begegnungen. Aber wie lauten doch die zwei Mantras, die sich Facebook 2018 auf die Fahnen geschrieben hat? «Meaningful Interactions» und «time well spent».
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