So frisieren Altersheime ihre Rechnung
Zu wenig Personal für angeblich sehr kranke Patienten: Einige Verantwortliche in der Alterspflege tricksen Betagte und Behörden aus.

Das schweizerische Alters- und Pflegeheimwesen ist ein Milliardenmarkt. Von den 1558 Heimen haben 850 im Jahr 2012 rund eine Viertelmilliarde Franken Gewinn gemacht. Im Geschäft dabei sind auch international agierende Ketten mit profitinteressierten Aktionären im Hintergrund.
Bisher fehlte Transparenz, wie die Heime operieren. Zahlen des Bundesamtes für Gesundheit für 2012 bringen nun erstmals Licht ins Dunkel. Eine Auswertung der Daten zeigt, mit welchen Tricks gewisse Heime auf Kosten der Betagten und des Personals Geld sparen und Gewinne maximieren.
Vorgaben zu Personal nicht eingehalten
Ein grosser Kostentreiber in Altersheimen ist das Personal. Die Behörden machen den Zentren Vorgaben, mit wie vielen Fachkräften sie die Betagten betreuen müssen. Dieser Schlüssel ist wichtig. Davon hängt ab, wie gut die Alten versorgt sind. Doch die Vorschriften werden oft grob missachtet.
Allein im Kanton Zürich operieren 30 Heime mit deutlich weniger Personal als vorgeschrieben, in Bern sind es 20. Im Extremfall arbeitet auf der Pflegestation nur die Hälfte des verlangten qualifizierten Personals. Wirklich betreut werden die Betagten so nicht mehr: Sie werden früh mit Windeln ins Bett geschickt oder nachts beschimpft, wenn sie nach Hilfe rufen, wie Recherchen zeigen.
Bewohner als zu krank eingestuft
Altersheime erhalten zudem umso mehr Geld, je pflegeintensiver ihre Betagten sind. Deshalb greifen Heimleiter zum Trick, ihre Bewohner als zu krank einzustufen. So kassieren sie mehr Geld, leisten die verechnete Pflege in Tat und Wahrheit aber nicht. Eine zu hohe Einstufung kostet schnell 10'000 Franken im Jahr.
Die Stadt Zürich forciert nun die Kontrollen. Ernst Reimann, Direktor des Amtes für Zusatzleistungen, sagt: «Wir sparen mit diesen Überprüfungen siebenstellige Beträge.»Ein weiterer Trick: Altersheime belegen mehr Betten, als bewilligt sind. Gemäss den Zahlen sind in der Schweiz 234 Heime überbelegt. Diese Praxis, mit der die Heime ihre Betriebe optimieren, ist illegal. Die Krankenkassen gehen dagegen vor – sie fordern Geld für erbrachte Pflegeleistungen zurück.
Experten fordern bessere Kontrollen. Als vorbildlich gilt das Waadtland: Dort taucht in Heimen die Heimpolizei unangemeldet auf. Die Missbräuche haben seither abgenommen.
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