So entkam der Drogenbaron aus dem Hochsicherheitsgefängnis
Joaquín «El Chapo» Guzmán entkam über das Duschabteil durch einen 1,5 Kilometer langen Tunnel aus einem schwer bewachten Gefängnis. Wie konnte das passieren? Die USA sind bestürzt.
Durch eine offenbar wochenlang und mit enormem Aufwand vorbereitete Flucht ist der berüchtigte mexikanische Drogenboss Joaquín «El Chapo» Guzmán zum zweiten Mal aus einem Hochsicherheitsgefängnis entkommen und hat die Sicherheitsbehörden damit in Erklärungsnot gebracht.
Der Chef des mächtigen Sinaloa-Kartells türmte am Samstagabend durch einen kilometerlangen Tunnel aus seiner Zelle im Hochsicherheitsgefängnis Altiplano westlich von Mexiko-Stadt, wie die Nationale Sicherheitskommission mitteilte. Die Behörden lösten eine Grossfahndung aus. Zuletzt wurde Guzmán von Überwachungskameras gefilmt, als er das Duschabteil seiner Zelle betrat. Nachdem er nicht wieder herauskam, untersuchten Wärter seine Zelle und entdeckten ein zehn Meter tiefes Loch unter der Dusche mit einer Leiter, wie der Chef der Nationalen Sicherheitskommission, Monte Alejandro Rubido, bei einer Pressekonferenz berichtete.
(Video: Reuters)
Das Loch führte zu einem 1,5 Kilometer langen Tunnel samt Belüftungssystem und elektrischer Beleuchtung, der in einem im Bau befindlichen Gebäude endete. In dem Tunnel entdeckten die Ermittler ein Motorrad auf einem Schienensystem, mit dem offenbar die ausgehobene Erde und das benutzte Werkzeug transportiert worden waren. Der Tunnel war 1,7 Meter hoch und 80 Zentimeter breit. 18 Gefängniswärter sollten wegen des Ausbruchs verhört werden, sagte Rubido.
Die Suche nach dem wohl berüchtigsten Drogenboss auf dem Planeten läuft nun auf Hochtouren, Flüge vom Toluca-Flugplatz nahe der Haftanstalt wurden ausgesetzt. Die Reaktionen in den USA reichten von Unglaube bis Empörung.
USA frustriert
«Es ist ein Schock, dass der gefährlichste Kartellchef der Welt entkommen ist», sagte der frühere Leiter der US-Antidrogenbehörde DEA, Peter Bensinger. Er forderte, dass in den USA gesuchte Straftäter wie Guzmán schnellstmöglich nach ihrer Festnahme in die Vereinigten Staaten ausgeliefert würden. «Er hätte in einem amerikanischen Gefängnis untergebracht werden sollen», so Bensinger.
Die offizielle Antwort aus Washington klang diplomatischer. US-Justizministerin Loretta Lynch teilte am Sonntag mit, ihr Land teile «Mexikos Besorgnis wegen des Ausbruchs». Man werde bei der Suche nach Guzmán helfen. Beobachter sagten jedoch, dass die US-Regierung hinter den Kulissen vermutlich deutlich frustrierter über den Vorfall sei. Er denke, dass nun das Misstrauen gegenüber der mexikanischen Regierung weiter steigen werde, sagte David Shirk vom Woodrow Wilson International Center for Scholars.
«Ich habe es euch gesagt!»
Der Milliardär und republikanische Präsidentschaftsbewerber Donald Trump sah sich durch das erneute Entkommen von «El Chapo» in seiner umstrittenen Kritik an Mexiko bestätigt. Der Ausbruch sei eine Erinnerung an die Probleme, die er bei der Verkündung seiner Kandidatur auf das Präsidentenamt angesprochen habe, hiess es am Sonntag auf Trumps Twitter-Konto. Dabei hatte er viele mexikanische Einwanderer bezichtigt, Drogen und Kriminalität in die USA zu bringen. «Ich habe es euch gesagt!», schrieb Trump.
Guzmán, der Chef des mächtigen Sinaloa-Kartells war, wurde 13 Jahre lang gesucht, nachdem er 2001 aus einem anderen Hochsicherheitsgefängnis, dem Puente Grande im westmexikanischen Staat Jalisco, entkommen war. Seit seiner erneuten Festnahme im Februar 2014 sass er in der knapp 90 Kilometer vor Mexiko-Stadt gelegenen Haftanstalt, ehe er am Wochenende durch den Tunnel verschwand.
Präsident Enrique Peña Nieto sprach von einem Angriff auf den Staat. «Aber ich habe das Vertrauen in die Institutionen des mexikanischen Staates (...), dass sie die Stärke und Entschlossenheit haben, diesen Verbrecher wieder einzufangen», sagte er. Falls dies nicht schnell gelingt, könnte Guzmán wieder in seine alte Machtposition im organisierten Verbrechen zurückkehren.
Das Sinaloa-Kartell ist die einflussreichste Drogengang Mexikos, es soll die Hauptumschlagsplätze für Drogen an der Grenze zu den USA kontrollieren. Guzmán ist auch in den USA wegen Drogenhandels angeklagt. Bei der US-Rauschgiftbehörde steht er auf der Liste der meistgesuchten Verbrecher. 2014 wurde sein Alter mit 56 Jahren angegeben, es kursieren allerdings verschiedene Geburtsdaten.
AFP/AP/jd
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