So ein Mist!
Die Fahrenden sind zwar weg aus Wileroltigen, doch die Emotionen kochen immer mal wieder hoch. Es geht um Gülle, Mist – und um ganz unerwartete Folgen.

Vierzehn Tage lang war Ruhe um die Fahrenden und den geplanten Transitplatz bei Wileroltigen. Das Dorf hatte ja auch vorgesorgt: Kaum waren Mitte August die letzten Roma-Familien – letztlich doch überraschend schnell – weggezogen, fuhr ein Traktor vor und lockerte schon mal den Boden. Auf dass keiner mehr auf die Idee käme, die Matte an der Autobahn in Beschlag zu nehmen– so, wie es eben im Juni passiert war, als plötzlich bis zu 500 Leute auf dem Land wohnten.
Doch dann, es ging gegen Ende letzter Woche, machte die Nachricht die Runde, dass wieder Fahrende auf dem Weg nach Wileroltigen seien. Wieder war die Aufregung gross – im Dorf selber genauso wie auch ausserhalb, denn wieder gab es postwendend fette Schlagzeilen. Diesmal wollten die Landwirte auf Nummer sicher gehen. Umgehend fuhren sie zur Matte, verteilten Gülle und Hühnermist, bauten mit Betonelementen eine zusätzliche Hürde auf. Frei nach dem Motto: Sollte es weicher, für schwere Wohnwagen zu instabiler Boden nicht allein richten, bestialischer Gestank wird es sicher tun.
Die Beamten in Bern deckten eine Mischelei auf, die sonst wohl unentdeckt geblieben wäre.
Beschämend sei es, so zu reagieren, tönte es sofort von überall her zurück, das Dorf stelle einmal mehr seinen Hass dem fahrenden Volk gegenüber zur Schau. Linke Kreise bezichtigen Wileroltigen gar des offenen Antiziganismus – doch wer sich vor Ort umhört, kommt zu einem anderen, differenzierteren Bild.
«Wir sind vorgewarnt worden»,erzählt Armin Mürner, Chef des Bürgerkomitees gegen den geplanten Transitplatz. Und zwar nicht von irgendwem, Andreas Geringer höchstpersönlich habe zum Telefon gegriffen und den entscheidenden Hinweis gegeben. Über die Gründe kann Mürner nur spekulieren. Naheliegend ist indes diese zurzeit nicht näher überprüfbare Erklärung: Als einer, der selber zu den Fahrenden gehört und als solcher Brücken zur sesshaften Bevölkerung bauen soll, wollte Geringer wohl einer neuerlichen Kontroverse zuvorkommen.
Auch die Idee mit der Gülle und dem Mist ist nicht nur – nomen est omen – auf dem Mist der Wileroltiger gewachsen. Wieder fällt Geringers Name, andere nennen in diesem Zusammenhang die Polizei, auch wenn diese betont: Wenn schon, rate man den Landbesitzern, die Zufahrten zu versperren. Mit der Gülle ist es ohnehin so eine Sache. Als vor Jahresfrist erzürnte Bauern mit Traktoren und Druckfässern auf einem Fahrendencamp in Hagneck vorfuhren, wurden sie von der Polizei gebremst: Falls Leute oder Fahrzeuge von der Brühe getroffen würden, bekamen sie zu hören, drohe eine Anzeige wegen Tätlichkeit.
Die Gülleaktion zieht auch in Wileroltigen ganz unerwartete, weite Kreise. Nach den jüngsten Schlagzeilen deckten die Beamten in Bern nämlich eine Mischelei auf, die sonst wohl unentdeckt geblieben wäre. Sie fanden erstens heraus, dass die Matte seit diesem Jahr als extensiv genutzte Wiese für besondere Förderbeiträge angemeldet war und damit gar nicht hätte gedüngt werden dürfen. Zu diesen Geldern wollte zweitens ein Bauer kommen, der die Matte offiziell gar nicht nutzt. Den Vertrag mit dem Bund als Eigentümer hat ein Handwerker gemacht, der hobbymässig Tiere hält und damit gar nicht beitragsberechtigt ist. Beide müssen mit Sanktionen – oder zumindest mit der Vertragsauflösung rechnen. Da sagt man doch glatt: So ein Mist!
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