SMI erreicht neues Rekordhoch
Die Schweizer Börse setzt den Aufwärtstrend fort. Der Höchststand des Leitindex von 2007 wurde erstmals überschritten.

Der Schweizer Leitindex SMI hat die seit mehr als zehn Jahren bestehende Bestmarke aus dem Sommer 2007 geknackt. Dafür brauchte der SMI deutlich länger als andere wichtige Börsenbarometer. Der Grund: Die Dividenden fliessen nicht in seine Berechnung ein. Zudem hat sich das «Klumpenrisiko» mit einer stärkeren Gewichtung der drei defensiven Schwergewichte Roche, Novartis und Nestlé erhöht.
Das bisherige SMI Intraday-Allzeithoch von 9548,09 Punkten vom 4. Juni 2007 wurde am (heutigen) Freitag wenige Minuten nach dem Handelsstart überschritten. Die derzeitige neue Rekordmarke liegt nun bei 9557,06 Punkten. Der SMI war im Sommer 1988 mit 1500 Punkten gestartet. Den tiefsten Stand erreichte er im Januar 1991 bei 1279 Punkten.
Insgesamt hat der SMI deutlich länger gebraucht als andere Indizes, um seine neuen Höchstwerte zu erreichen. DAX, Dow Jones oder FTSE erreichten die 2007er-Niveaus bereits zu Beginn des Jahres 2013, der Nikkei Anfang 2015.
Dividenden bremsten
Dass es beim SMI deutlich länger gedauert hat, ist insbesondere zwei Besonderheiten des Schweizer Leitindex geschuldet: Die Dividendenabschläge und die unausgewogene Zusammensetzung durch die Schwergewichte haben die Entwicklung abgebremst. Der SMI ist neben dem CAC40 einer der wenigen wichtigen Aktienbarometer weltweit, der nicht dividendenkorrigiert berechnet wird. Das bedeutet, dass die Dividendenabschläge der Einzeltitel auch immer auf den Index durchschlagen.
Welchen Effekt das hat, zeigt etwa der Blick auf den inklusive Dividenden berechneten SMIC (SMI Cum Dividend): Hier wurde das Hoch aus dem Jahr 2007 bereits im April 2013 wieder erreicht.
Krisen, Währungen und Politik
Seit dem Sommer 2007 hat sich das Bild der Finanzwelt grundlegend verändert. Das macht der Blick auf die Rahmendaten deutlich. So lag der Ölpreis (Brent) im Sommer vor zehn Jahren über 70 Dollar pro Barrel und der Euro notierte um die Marke von 1,65 Franken.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hatte erst Mitte März in Erwartung einer guten Konjunktur und moderater Inflation den Leitzins das sechste Mal in Folge angehoben, das Zielband für den Dreimonats-Libor lag bei 1,75 bis 2,75 Prozent - derzeit liegt es bei -1,25 bis -0,25 Prozent.
Doch der «perfekte Sturm» braute sich zu diesem Zeitpunkt schon zusammen und innerhalb weniger Monate änderte sich das Bild dramatisch. Die Immobilienkrise in den USA, die Lehmann-Pleite sowie die Griechenland- und Euro-Krise liessen den SMI innert knapp zwei Jahren um rund 56 Prozent einbrechen. Der Tiefpunkt wurde am 9. März 2009 bei 4234,96 Punkten erreicht. Um ganze 125 Prozent musste der SMI damit wieder zulegen, um sich zurück zu kämpfen.
Rückschläge bei Erholung
Die Erholung der vergangenen mehr als acht Jahre lief ebenfalls nicht ohne Unterbrüche ab. Trotz der weit geöffneten Geldschleusen der Notenbanken, Niedrigst- oder Negativzinsen, Anleihekaufprogrammen und einer allmählich sich wieder festigenden Konjunktur gab es immer wieder Rückschläge.
Die Frankenstärke, die Einführung des Euro-Mindestkurses im September 2011, deren Aufhebung im Januar 2015 wie auch der Brexit sorgten für deutliche Ausschläge beim SMI. Die Aufwärtsbewegung, die nun zum neuen Allzeithoch geführt hat, nahm seinen Anfang mit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten im November vor einem Jahr.
Schwergewichte haben zugelegt
Die Gewichtung im SMI spielt bei der langsamen Erholung ebenfalls eine Rolle. Mitte 2007 umfasste der SMI noch 25 Titel, also fünf Aktien mehr als heute. Das Gewicht der drei Index-Schwergewichte summierte sich im Laufe der Zeit auf rund 60 Prozent von 46 Prozent im Jahr 2007.
Allerdings wird seit September 2017 das Gewicht der grössten Titel bei je 18 Prozent gekappt, um die Dominanz von Nestlé (Gewichtung per Schluss vom Donnerstag 17,7 Prozent, 2007 16,5 Prozent), Novartis (17,6 Prozent/15,5 Prozent) und Roche (17,9 Prozent/13,6 Prozent) zu verringern. Damit machen die drei Schwergewichte gemeinsam immer noch mehr als die Hälfte aus.
Die beiden Grossbanken haben sich zusammen auf 11,6 Prozent von rund 24 Prozent abgeschwächt. Die UBS büsste auf aktuell 7,2 Prozent von 13,6 Prozent ein. Die CS, 2007 nach Gewichtung mit 8,75 Prozent noch auf Platz Fünf, liegt mit 4,4 Prozent nun auf dem achten Rang - überholt von ABB, Zurich und Richemont.
Die abnehmende Bedeutung der Grossbanken lässt sich gut mit einem Blick auf die Kurse nachvollziehen. Mitte 2007 notierten CS und UBS um die Marke von bereinigt über 70 Franken, aktuell um 18 Franken. Beide Bankenwerte liegen im Vergleich dazu immer noch um mehr als 70 Prozent im Minus. Demgegenüber haben Novartis ( 23 Prozent), Roche ( 13 Prozent) und insbesondere Nestlé ( 75 Prozent) zugelegt.
Auch ansonsten lohnt sich ein Blick auf die Kursbewegungen der vergangenen zehn Jahre. Neben den Banken liegen auch Swiss Re und Zurich mit jeweils rund 20 Prozent klar im Minus, fast auf demselben Niveau wie 2007 notiert Swiss Life. Überflieger waren eindeutig Richemont ( 170 Prozent), Lonza ( 135 Prozent) oder Givaudan ( 100 Prozent).
Abgänge durch Übernahmen
Auch in der Zusammensetzung des SMI gab es in der letzten Dekade einige Veränderungen. So war 2007 der Uhrenkonzern Swatch etwa zusätzlich zu den Inhaber- auch mit den Namenaktien vertreten. Durch Übernahmen schieden Ciba, Synthes, Nobel Biocare, Syngenta und Actelion aus.
Die Aktien des Versicherers Swiss Life wurden von 2010 bis 2016 durch den Ölkonzern Transocean verdrängt, der Chemiekonzern Lonza war zeitweise dem Biopharmaunternehmen Actelion gewichen und aus Holcim wurde der Zementriese LafargeHolcim. Der einzige wirkliche Neuzugang ist der Titel des Sanitärtechnikkonzerns Geberit.
Die Schweizer Börse (damals noch SWX) hat übrigens just zur Zeit der Börsenhochs 2007 die Berechnung des SMI umgestellt und die Zahl auf 20 fixiert (ab September). Zuvor schwankte die Anzahl zwischen 18 (1993) und 29 Aktien (2000).
Als Ausgleich wurde im Juli 2007 der SLI der 30 grössten Titel lanciert, bei dem das Gewicht der vier grössten Einzeltitel auf 9 Prozent und das der folgenden auf 4,5 Prozent gekappt ist. Der SLI hatte schon im Juli 2017 das bisherige Allzeithoch überholt.
SDA/sep
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