«Sion 2026»: Einstimmigkeit im Haus des Sports
Das Sportparlament bekennt sich in Ittigen geschlossen zur westschweizer Olympiakandidatur für 2026. Auf deren führende Köpfe kommt ein politischer Hindernislauf zu – eine wichtige Rolle nimmt der Berner Ständerat Hans Stöckli ein.
Debatte? Ist im Haus des Sports zu Ittigen offenbar von niemandem erwünscht. Peter Bohnenblust, der Geschäftsführer von Swiss Athletics, hat in einem längeren Statement drei Gedanken in die Runde geworfen, aber bereits bei der Einführung festgehalten, sein Verband begrüsse die Olympiakandidatur. Weitere Wortmeldungen bleiben aus.
Was Jürg Stahl als «ganz ungewohnt» empfindet. Der Zürcher präsidiert nicht nur Swiss Olympic, sondern auch den Nationalrat, und sieht sich in diesem «andauerend» mit Diskussionen konfrontiert. Im Sportparlament hingegen kommt es sogleich zur Abstimmung.
Der Dachverband erhält von den Delegierten der Fachverbände den Auftrag, die Kandidatur Sion 2026 zu lancieren, das Interesse beim Internationalen Olympischen Komitee zu deponieren. Und er wird ermächtigt, ein Drittel des für die Kandidaturphase vorgesehenen 24-Millionen-Budgets aus der eigenen Kasse beizusteuern.
Aus den Entscheiden zu schliessen, der Schweizer Sport stünde geschlossen hinter der Kandidatur, wäre falsch. Insbesondere in kleineren Sommersportverbänden fänden sich gewiss Stimmen, welche dagegen votierten, handelte es sich um geheime Wahlen. Auch im Sport ist jeder sich selbst der Nächste.
Es gibt sehr wohl Funktionäre, die insgeheim befürchten, dass sich ein olympischer Geldfluss negativ auf die eigenen Einnahmen auswirken würde. Was Stahl vor wie nach den Abstimmungen vehement bestreitet. «Die 8 Millionen werden den Reserven von Swiss Olympic entnommen. Die Kandidatur wird für keinen Fachverband negative Auswirkungen haben.»
«Sion 2026. Die Spiele im Herzen der Schweiz», lautet der Name jenes Projekts, welches in neun Jahren mit der Durchführung der Winterspiele den Höhepunkt erreichen soll. Die hohe Relevanz des «Wir-Gedankens» dringt in jedem vierten Satz durch, Selbiges gilt für den Vernunftaspekt.
Jean-Philippe Rochat, der Präsident des Kandidaturkomitees, spricht vom Versprechen der Initianten, ein «strukturiertes, föderalistisches und machbares Projekt» zu präsentieren. Der Walliser, von 2004 bis 2016 Vizepräsident von Swiss-Ski, erwähnt den Enthusiasmus, sagt, er spüre ihn schon vielerorts. Aber nun gelte es, ihn in die Bevölkerung zu tragen.
Flammende Rede
Wie das funktioniert, demonstriert ein paar Minuten später Hans Stöckli. Der Berner Ständerat – er amtet im OK als Stellvertreter Rochats – hält eine flammende Rede. «Wir Schweizer sind zielbewusst, kostenbewusst und selbstbewusst», lässt der 65-Jährige verlauten und spricht vom Bestreben, «einen Beitrag zur Erneuerung der olympischen Bewegung» zu leisten.
Stöckli tangiert damit einen zentralen Punkt. Noch haben die IOC-Mitglieder nicht bewiesen, dass sie gewillt sind, die von ihrem Präsidenten Thomas Bach propagierte Agenda 2020 umzusetzen, dezentralen Kandidaturen wie der helvetischen überhaupt eine Chance zu gewähren.
Auch sonst könnte sich die Präsenz Stöcklis als Glücksfall erweisen. Er vertritt im Organisationskomitee die Deutschschweiz, er ist über die Parteigrenzen hinaus populär. Wenn er über die Spiele spricht und im Zusammenhang mit den vorgesehenen Austragungsorten strahlend verkündet, «wir haben den 27. Kanton kreiert», fühlt es sich für die Hörerschaft an, als würde das olympische Feuer bereits brennen.
Ehe es so weit sein könnte, gilt es unterschiedlichste Hürden zu meistern. Zu den höheren dürften jene auf kantonaler und regionaler Ebene gehören, nicht zuletzt im Bernbiet. 28 Millionen Franken soll die Grossschanze kosten, welche Kandersteg die Durchführung der Skisprungwettkämpfe ermöglichte.
Vizepräsident Rochat ist sich bewusst, dass seine Crew vor einem Hindernislauf steht. Er bleibt jedoch gelassen, sagt, es werde mit Alternativlösungen geplant. So hat beispielsweise Engelberg Interesse an der Durchführung der Grossschanzenkonkurrenz signalisiert, sollte es in Kandersteg nicht zum Neubau kommen. Speziell in den Regionen brauche es diese Debatten, sagt der Walliser. «Die Leute müssen hinter dem Projekt stehen. Sonst kommt es nicht gut.»
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