SchlageretteSilvester mit Maggi und Monika
Nie blieb an Silvester so viel Zeit und Ruhe für Nostalgie wie in diesem Jahr. Die Autorin reiste 30 Jahre zurück und grub ein Album von Monika Kaelin aus, das mehr Funken sprüht als jedes Feuerwerk.

Um den Abend so aufregend wie möglich zu gestalten, haben wir an Silvester einen Wein von 1991 geöffnet. Für alle, die das Geschmackserlebnis gern nachempfinden möchten: Trinkt einen Schluck Maggi.
Dabei war 1991 ein so guter Jahrgang – gerade in Bezug auf die Schlagermusik. Die damals blutjunge Stefanie Hertl veröffentlichte das unschuldig-volkstümliche «So a Stückerl heile Welt», Mathias Reim sein sexy «Reim 2», von den Calimeros erschien das zeitlose «Gib mir deine Hand» und von Howard Carpendale das unvergessliche Album «Ganz nah». Letzteres enthält den Song «Ich bin nun mal so», der circa zehn Sekunden lang ebenso gut «Why» von Annie Lennox sein könnte.
Lustig: Im selben Jahr veröffentlichte Monika Kaelin «So bin i halt»; ein Album so knallig wie eine Neujahrs-Tischbombe. Wobei die heute 66-jährige Schwyzer Sängerin, Schauspielerin und Moderatorin das wahre Pulver der Platte leider gleich zu Beginn verschiesst. Der Opener «Ai Wanna Bii Milking Yuu» ist ein abgedreht avantgardistisches Jodel-Cover von Marilyn Monroes «I Wanna Be Loved By You». Textlich ein bisschen zu blödel-humoristisch vielleicht, aber im Gesamten richtig schön schräg.
Dagegen plätschert alles Nachfolgende – ein ziemlich wilder Mix aus Volksmusik-, Pop-, Rock- und Weltmusik-Anlehnungen – nur noch so dahin. Allem voran der zu offensichtlich auf feuchtfröhliche Momente zugeschnittene «Schii-Rock» oder das kitschige «Bliib bi mir».
Aber ich verrate euch, warum es sich trotzdem lohnt, dieses Album nach 30 Jahren und insbesondere mitten in der Corona-Krise aus der Versenkung zu holen. Weil Monika Kaelin in Welten entführt, die wir derzeit nicht bereisen können. Mit «Jodel-Banana» gehts beispielsweise direkt auf die Kanaren, mit der Jodel-Version von Frank Sinatras «My Way» nach New York. Und mit dem Titelsong «So bin i halt» kann man in der Fantasie sogar in eine kalifornische 90er-Jahre-Serie eintauchen. Mehr Aufregung ist derzeit nicht zu kriegen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.