Sie will mehr Zeit für ihren Mann
Nedime Schönberg gibt ihren Dorfladen nach acht Jahren auf. Die Arbeitsbelastung ist ihr zu viel geworden. Ob das Geschäft im kleinen Ort weiterbesteht, ist noch unklar.

Der Duft von Käse steigt einem sofort in die Nase, wenn man den Dorfladen von Nedime Schönberg in Zielebach betritt. An der einladenden Theke würde man am liebsten gleich probieren. Ihr Sortiment ist zwar nicht riesig, dafür praktisch. «Wir haben alles, was es für den täglichen Bedarf braucht», sagt die 52-Jährige. Tatsächlich: Nebst Käse gibts weitere Milchprodukte, Fleisch, Eier und verpackte Lebensmittel, aber auch Hygieneartikel oder Waschmittel.
Was sie kann, kauft Schönberg bei regionalen Produzenten. Einzig frisches Gemüse führe sie nicht im Sortiment, mit Ausnahme von Zwiebeln und Knoblauch. Ihr Mann Matthias Schönberg erklärt: «Hier haben viele Leute noch Gärten mit eigenem Gemüse.» Der 66-jährige Pensionär hilft seiner Frau im Laden, so gut er kann.
In letzter Zeit geht das allerdings kaum mehr. Seit er an Rheuma erkrankt sei, könne er fast keine Besorgungen mehr machen oder sie im Laden ablösen, so Nedime Schönberg. «Wir haben sechs Tage die Woche geöffnet.» Dazu geht sie einkaufen, muss putzen und aufräumen, und auch die Büroarbeiten wollen erledigt sein. Nun stosse sie an ihre Grenzen, habe kaum mehr Freizeit.
«Das kann ich auch»
Schweren Herzens hat sich Nedime Schönberg deshalb entschlossen, den Laden auf Ende Mai aufzugeben. «Ich bedaure das sehr, denn ich habe eine treue Kundschaft», sagt sie traurig. Wer mit einem solchen Laden erfolgreich sein wolle, müsse zwar viel arbeiten. Das sei ihr von Anfang bewusst gewesen und habe sie auch nicht gestört. Doch nun haben sich die Prioritäten des Ehepaars verschoben. «Wir wollen das Leben noch geniessen können, denn mit meiner Krankheit wird es nicht besser», begründet Matthias Schönberg.
Nedime Schönberg hat den Dorfladen im 320-Seelen-Dorf vor acht Jahren übernommen. Sie habe zu dieser Zeit im Service gearbeitet und sei selbst Kundin im Laden gewesen, sagt sie rückblickend. Das Geschäft habe damals nicht mehr so richtig funktioniert. Sie dachte sich, «so, wie der Laden geführt wird, kann ich das auch». Viele Leute hätten sie ermuntert, es doch zu probieren. Gesagt, getan. Nach Absprache mit ihrem Mann wurde Nedime Schönberg Mieterin des Lokals, das der Käserei-Genossenschaft Zielebach gehört. Die Käsi wurde laut Matthias Schönberg schon vor Jahrzehnten geschlossen, später wurde der Dorfladen daraus.
Gegenseitiges Vertrauen
Nedime Schönberg hatte zu Beginn einen Zweijahresvertrag mit der Genossenschaft. Offenbar traute man der Sache noch nicht so recht. Doch als es dann funktionierte wie erhofft, machte sie einfach weiter. «Der Vertrag wurde aber nie erneuert, wir haben einander vertraut», erklärt sie. Das Verhältnis mit den Genossenschaftern scheint gut zu sein. Überhaupt lobt das Ehepaar den Zusammenhalt im Dorf. «Hier kennt man sich noch, die sozialen Kontakte werden gepflegt», sagt Matthias Schönberg. Der Dorfladen sei auch ein Treffpunkt.
«Das Bistro hat als Treffpunkt eine wichtige Funktion im Dorf.»
Gleichzeitig ist er nämlich auch ein Bistro. Man kann etwas trinken, und im Sommer hat Nedime Schönberg sogar eine kleine Gartenwirtschaft eingerichtet. Das werde sehr geschätzt, sagt sie überzeugt. Zielebachs Gemeindepräsident Hans Ulrich Käser bestätigt das und bedauert deshalb die Schliessung. Er hofft, dass es im Juni weitergeht. «Es ist der einzige Laden weit und breit, und das Bistro hat als Treffpunkt eine wichtige Funktion im Dorf.» Die Kunden kommen laut Nedime Schönberg nicht nur aus Zielebach, aus den umliegenden Gemeinden habe sie ebenfalls viel Kundschaft. Und zwar sowohl aus den Berner wie auch aus den benachbarten Solothurner Dörfern.
Gute Voraussetzungen
Schönbergs, die seit fast dreissig Jahren in Zielebach leben, sind zwar traurig, dass sie aufhören, aber so weiterzumachen wie jetzt, sei auch keine Option. «Wir wollen mehr Zeit miteinander verbringen», sagt er. Ein, zwei Monate werde sie jetzt einfach mal Hausfrau sein, ergänzt sie und lacht. Danach werde sie sich wieder etwas im Service suchen. Bloss solche Präsenzzeiten wie jetzt im Dorfladen will sie nicht mehr.
Wie es mit dem Laden weitergeht, ist noch unklar. Die Genossenschaft sucht einen neuen Mieter. Und auch die Schönbergs helfen aktiv mit. Sie sind sicher, dass die Voraussetzungen für neue Ladenbetreiber optimal wären. «Wir könnten ihnen das Mobiliar günstig überlassen, und auch die Kundschaft könnten sie übernehmen», sagt Nedime Schönberg. «Es ist alles vorhanden, sie könnten nahtlos weitermachen.» Es ist spürbar: Das Ehepaar wünscht sich sehr, dass es mit dem Dorfladen weitergeht. «Es wäre sonst sehr schade», sagen die beiden.
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