Sie nimmt Kurs auf die EU
Salome Surabischwili, die neue Präsidentin will Georgien in die Union führen. Dafür sei sie schliesslich ins Land gekommen.

Sie wollte schon lange Präsidentin werden, seit mehr als elf Jahren redet Salome Surabischwili davon. Anfangs war das ein verwegener Wunsch. Denn damals hatte sie ihren georgischen Pass noch nicht lange und war eher ein Neuling in Tiflis. Ein Neuling allerdings, die aneckte mit ihrer zupackenden Art. Das hat sich bis heute nicht geändert. Zwar hat Surabischwili das zunächst unmöglich erscheinende Ziel erreicht und die Präsidentschaftswahl in Georgien gewonnen. Umstritten ist allerdings der Weg, auf dem sie ins Amt kam, und die Frage, wie unabhängig sie es ausüben kann. Rund 25?000 Menschen haben gestern in Tiflis gegen die Wahl der neuen Präsidentin demonstriert.
Salome Surabischwili (66) kam in Paris zur Welt. Ihre Grosseltern waren aus Georgien geflohen, bevor das Land 1921 von der Roten Armee besetzt wurde. Von der Heimat ihrer Vorfahren erfuhr sie zunächst nur aus Büchern und durch Geschichten – auch die Sprache lernte sie aus der Ferne. Mit 36 kam sie zum ersten Mal nach Georgien. Damals arbeite sie als Diplomatin, war für Frankreich unter anderem in Rom, in Washington, bei den Vereinten Nationen und der Nato tätig. 2003 wurde sie nach Tiflis entsandt, kurz vor der Rosenrevolution. Damals wurde Michail Saakaschwili zum Präsidenten gewählt. Saakaschwili machte die französische Diplomatin zur georgischen Aussenministerin.
Russland als Besatzungsmacht
Doch nur kurze Zeit später löste sich Surabischwili von ihm und ging in die Opposition, weil Saakaschwili sich nicht als der erhoffte Reformer herausstellte. Heute erinnert sie nur zu gern an diesen Bruch – als Beweis ihrer Unabhängigkeit. Allerdings: Saakaschwili hatte sie schon vorher aus dem Amt entlassen. Heute steht wieder ein starker Mann hinter ihr. Milliardär Bidsina Iwanischwili, dessen Partei Georgischer Traum seit sechs Jahren in der Regierung ist, hat Surabischwilis Kandidatur mit aller Macht unterstützt. Er versprach zum Beispiel 600'000 Georgiern, ihre Schulden zu übernehmen. Nicht wenige betrachten das als Stimmenkauf. In einem Wahlkampf, der wohl auf beiden Seiten schmutzig geführt wurde. Salome Surabischwili berichtet von Morddrohungen gegen sie und ihre beiden Kinder.
Am Ende war es kaum mehr ein Wettstreit von Kandidaten, sondern vielmehr ein Ringen der jeweiligen Unterstützer. Bei Surabischwili war das Iwanischwili, bei ihrem Kontrahenten Grigol Waschadse der frühere Präsident Saakaschwili, der aus dem Exil agierte. Ihm warf Surabischwili vor, eine Mitschuld am russisch-georgischen Krieg 2008 zu tragen. Dafür wurde sie als Vaterlandsverräterin beschimpft, später korrigierte sie ihre Aussage. Die Opposition wirft ihr ohnehin vor, Russland gegenüber zu nachsichtig zu sein. Moskau kontrolliert die abtrünnigen Regionen Südossetien und Abchasien, besetzt sie aus georgischer Sicht. Nach der Wahl sprach Surabischwili denn auch von Russland als Besatzungsmacht – so geht das hin und her.
Das Ziel der neuen Präsidentin ist es, Georgien in die EU zu führen – dafür sei sie schliesslich, sagt sie, damals ins Land gekommen. Ein Land, das nach dieser Wahl gespaltener ist als zuvor. Und mit einem Staatsoberhaupt ausgestattet, das seine Unabhängigkeit von der Regierung erst beweisen muss.
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