Sie kocht, was Gfeller beschrieb
Die Präsidentin der Simon-Gfeller-Stiftung kochte Gerichte nach, die der Schriftsteller in seinen Büchern beschreibt. Das Resultat ist im Stöckli des Gasthofs Krummholzbad in Heimisbach zu sehen.

Elisabeth Schenk Jenzer macht keinen Hehl daraus: «Simon Gfeller wird nicht mehr so viel gelesen.» Aus diesem Grund habe sie sich überlegt, wie die Werke des Schriftstellers wieder an Attraktivität gewinnen könnten. Beim Sinnieren fiel der Präsidentin der Simon-Gfeller-Stiftung ein, dass in manchen Emmentaler Gasthöfen Gerichte wie «Hagu-Hans-Käse» und «Zwätschge-Lisi» auf den Speisekarten stehen.
Benannt nach Figuren aus Werken des Schriftstellers Jeremias Gotthelf. «Gotthelf war bekannt für seine Schilderungen opulenter Essen.» Auch Gfeller habe in seinen Geschichten Mahlzeiten beschrieben, einfach weniger oft und weniger detailreich.
Doch auch weniger üppige Speisen haben Potenzial für eine Ausstellung, sagte sich Elisabeth Schenk und setzte sich hinter die Bücher. Sie durchforstete alle neun Gfeller-Werke nach etwas Essbarem. Fündig wurde Schenk unter anderem im Buch «Drätti,MüettiudrChlyn»: Dort ist die Rede von Fleischsuppe und Eiertätsch sowie von Rüebli u Härdöpfel un es Bitzli Späck. In «Heimisbach» schreibt der Schriftsteller von Ankebock und in «Eichbüehlersch» von Chnöiblätze.
15 Textausschnitte
Nachdem Elisabeth Schenk die Stellen festgelegt hatte, traf sie sich mit ihrer Kollegin Monika Jaun, Hauswirtschaftslehrerin in Biglen und Co-Autorin des bekannten «Tiptopf». Nun ging es darum, passende Rezepte zu suchen. Das Ziel: Speisen so zuzubereiten wie zu Gfellers Zeiten – also mit einheimischen Zutaten und nach traditionellen Rezepten. Insgesamt 15 Textausschnitte haben die beiden Frauen nachgekocht. An dieser Stelle betont Elisabeth Schenk: «Als Vorlage dienten zwar alte Rezepte, die Zubereitung war jedoch modern, wir zeigen, dass die alten Gerichte auch heute gluschtig sein können.»
Will heissen: «Wir haben das Fleisch nicht gekocht, bis es dunkelgrau war, sondern einfach gut durch.» Auch hätten sie Rüebli, Kartoffeln und Speck nicht zusammen in einem Topf auf den Herd gestellt, sondern das Gemüse einzeln im Dampf gegart. Auch die Härdöpfu hätten sie nicht nur aus dem Wasser gezogen, sondern in Butter und heimischen Kräutern geschwenkt. Hergestellt wurden auch Getränke wie etwa das Süesse Brönntsli, ein Eierlikör. Diesen hätten jeweils die Kindbettfrauen zur Stärkung bekommen. «Eine Kalorienbombe mit viel Rahm», erklärt Elisabeth Schenk.
Garantiert ohne Photoshop
Die Frage, ob sie die gesammelten Rezepte als «Simon-Gfeller-Kochbuch» herausgeben möchte, verneint Elisabeth Schenk: «Das Internet ist voll von solchen Rezepten.» Dennoch werden die Kochanleitungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Am Samstag eröffnet im Stöckli des Gasthofes Krummholzbad in Heimisbach die Ausstellung «Agrichtet! Bernerplatte, Lammvoressen und Speckrösti – 15 Gerichte, fotografiert von Martin Urech». Zu jedem Foto hängt Elisabeth Schenk den dazugehörenden Textausschnitt von Gfeller und ebenfalls das Rezept. Zudem werden die Rezepte als lose Blätter aufgelegt. «Alle Gerichte sind selbst gekocht und garantiert ohne Farbstoffe und Photoshop», versichert Elisabeth Schenk.
«Agrichtet!» Ausstellung im Stöckli Gasthof Krummholzbad, Heimisbach. Eröffnung 27. April. Die Ausstellung dauert bis zum 1. November. Geöffnet jeweils Mittwoch bis Sonntag.
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