Sie kann auch Oper
Birgit Steinegger (69) hat sich seit dem SRF-Aus von «Total Birgit» vom Bildschirm zurückgezogen. Nun gibt die Berner Schauspielerin ihr Bühnencomeback – in «La fille du régiment» am Opernhaus Zürich.

Sie spielen in der Oper «La fille du régiment» von Gaetano Donizetti. Wie kam es dazu?Birgit Steinegger: Ganz einfach: Ich erhielt eine Anfrage vom Opernhaus Zürich.Sie sind die Duchesse de Crakentorp, die ihren Sohn verheiraten will. Diese Sprechrolle haben Sie schon einmal am Opernhaus Zürich gespielt.
Richtig, das war 1996. Ich stand mit den Weltstars Edita Gruberova und Deon van der Walt auf der Bühne.
Wie haben Sie damals die legendäre Sopranistin Gruberova erlebt? Edita Gruberova war als Künstlerin eine Klasse für sich und als Mensch ausgesprochen nahbar. Ich hatte meine Garderobe gleich neben ihr, und es war für mich grossartig, erleben zu dürfen, wie sie sich vor dem Auftritt eingesungen hat.
Als Herzogin müssen Sie viel plappern. Haben Sie Lampenfieber? Selbstverständlich. Es gibt eine schöne Geschichte von meinem ersten Auftritt in Zürich. Eine Sängerin sagte mir, sie sei so froh, dass sie singen und nicht reden müsse, letzteres sei viel schwieriger. Das hat mir geholfen. Was in erster Linie zählt, ist die Tatsache, dass ich wieder auf dieser grossartigen Bühne stehen darf. Das Gefühl ist unbeschreiblich und setzt viele Energien frei.
Die Aufführungen in Zürich sind konzertant – also ohne Bühnenbild und Kostüme. Juckt es Sie als Vollblutschauspielerin nicht, in einem prächtigen Kostüm und mit Hochfrisur über die Bühne zu wirbeln? Doch, natürlich. Bei meinem ersten Auftritt als Duchesse hatte ich die Ehre, das Kostüm von Voli Geiler zu tragen. Ich bin nun aber sehr gespannt auf die konzertante Version. Die Proben mit Intendant und Regisseur Andreas Homoki sind toll. Seine unaufgeregte Art, wie er mit uns Darstellern arbeitet, ist nicht nur sehr professionell, sondern auch sympathisch.
Die ausgeprägte Affinität zur Klassik liegt bei Ihnen in den Genen. Meine schwedische Mutter hat an der königlichen Musikakademie in Stockholm Klavier, Gesang und Orgel studiert.
Sie haben nicht nur in Bern und Paris Schauspiel studiert, sondern auch eine klassische Ausbildung in Ballett, Klavier und Violine genossen und waren Mitglied in Orchestern. Ich begann schon mit fünf Jahren Geige zu spielen, damals bei Theo Hug im Konsi Bern, später bei Ulrich Lehmann. Klavierunterricht erhielt ich unter anderem bei Albert Schneeberger. Im Stadtorchester Burgdorf, aber auch bei der Jeunesse musicale und im Orchester des Seminars Marzili Bern spielte ich lange Zeit mit. Das letzte Mal öffentlich im Berner Münster mit dem «Dettinger Te Deum».
«Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht auf ‹Total Birgit›, respektive Frau Iseli oder Frau Schruppatelli, angesprochen werde. Für mich ist das eine grosse Ehre.»
Sie haben auch in Musicals mitgewirkt. Ja, aber ich war nie Sängerin. Auch in «La fille du régiment» bekleide ich ja eine Sprechrolle. Sängern und Sängerinnen gehört meine grösste Bewunderung. Auch die Zusammenarbeit mit Musikern, zum Beispiel als Sprecherin in «Peter und der Wolf» oder «L'histoire du soldat», liebe ich besonders. Die Kooperation mit Philippe Jordan und Muhai Tang war eine enorme Bereicherung.
Es sind drei Jahre her, dass Ihr Quotenhit «Total Birgit» vom Schweizer Fernsehen abgesetzt wurde. Treten Sie noch an Veranstaltungen auf? Siiicher, Frau Iseli tritt an Grossanlässen auf. Das macht Spass.
Die Comedyserie «Total Birgit» startete 1998 und hatte ein Millionenpublikum. Ihre Fans hoffen nach der Absetzung 2015 auf ein Comeback. Es vergeht tatsächlich kaum ein Tag, an dem ich nicht auf «Total Birgit», respektive Frau Iseli oder Frau Schruppatelli, angesprochen werde. Für mich ist das eine grosse Ehre.
Sie werden nächstes Jahr 70 und machen einen wesentlich jüngeren Eindruck. Wie halten Sie sich fit? Merci pour les fleurs! Geholfen hat mir sicher mein lebenslanges Auswendiglernen. Ausserdem bewege ich mich viel, lese viel, bin ein interessierter Mensch geblieben und ich esse genügend Obst und Gemüse.
Wird es eine Biografie von Birgit Steinegger geben, und was würde da drin stehen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass die jemanden interessieren könnte (lacht).
Sie kokettieren. Zum Schluss eine gesellschaftspolitische Frage: Die No-Billag-Initiative treibt die Schweiz um. Hat die SRG alles richtig gemacht, oder sind auch Fehler passiert? Sicher sind der SRG, wie jedem grossen Unternehmen auch, Fehler unterlaufen. Die SRG war jahrelang mein Arbeitgeber, ich habe ihr viel zu verdanken und profitiere heute von der Pension. Allerdings frage ich mich schon, ob eigentlich nicht No Billag mit No SRG verwechselt wird.
«La fille du régiment» von Gaetano Donizetti, Sa, 16., Di, 19., und Fr, 22. Dezember, Opernhaus Zürich.
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