Kleinzirkus in BernSie brüten Eier aus vor der Villa Stucki
Bis am Sonntag gastiert der «Minicirc» in Bern. Die Aufführung für Kinder ab fünf Jahren ist liebevoll gestaltet und handelt vom Erleben von Zeit.

Mit einem roten Traktor, zwei Holzwagen, fünf Hühnern und einem Zirkuszelt ziehen Irmi Fiedler und Stephan Dietrich durch das Land – seit 23 Jahren. Diese Woche machen sie mit ihrem Programm «Ei!Ei!Ei!» halt in Bern. Vor der Villa Stucki hat das Schauspielerpaar seinen «Minicirc» aufgebaut. Der Name ist Programm: Ins Zelt passen 60 Personen; wegen Corona dürfen aktuell nur 40 rein. Am Donnerstagabend ist etwa die Hälfte der mit Sitzkissen aus verschiedensten bunt gemusterten Stoffen bestückten Holzklappstühle besetzt.
Die Kinder haben in der ersten Reihe auf der rotsamtenen Bank Platz genommen. So haben sie freie Sicht auf das Schauspiel. Fiedler und Dietrich mimen ein Paar, das Eier auf «ei-bay» bestellt und ausbrütet. Damit das Ausbrüten schneller geht, setzen sie ein selbst gebautes Steuergerät ein. Die geschlüpften Tiere bringen sie dann in ihr Herkunftsland: Das Krokodil nach Ägypten, die Schlange nach Indien, den Pinguin an den Südpol. Einzig das – echte – Huhn darf vor Ort bleiben. So weit die vordergründige Handlung des 50-minütigen Stücks.
Darüber hinaus lädt die Darbietung ein zum Nachdenken über Zeit. Denn das fiktive Steuergerät kann ihr Voranschreiten bremsen oder beschleunigen. So kann es zum Beispiel fünf Tage dauern bis «übermorgen». Schöne Momente können dank des Gerätes länger erlebt werden, unangenehme ziehen rascher vorüber. Doch das Paar erkennt, dass diese Manipulation nicht die Lösung sein kann, und benutzt das Gerät darum am Schluss für andere Zwecke.
Irmi Fiedler und Stephan Dietrich werfen sich beherzt in ihre Rollen. Immer wieder lenken sie ihre Blicke speziell auf die Kinder in der ersten Reihe, die ihnen mit wiederkehrenden Lachern danken. Die Leidenschaft des Duos macht die etwas platten Dialoge wett. So wirkt es zum Beispiel etwas bemüht, wenn häufig Wörter mit der Silbe «ei» fallen, die auf den Stücktitel abzielen.
Ebenso wichtig wie das Stück an sich ist die Ausstattung des Zeltes. Die Wände sind eingekleidet mit rotem und grünem Stoff, den goldene Muster zieren; am Dach schimmern gelb-grüne Streifen; eine orientalische Lampe hängt an der Decke. Die Requisiten verstärken die liebevolle Atmosphäre: das alte Telefon mit grossen Sprechmuscheln, die Schreibmaschine, der Vogelkäfig.
«Für alle ab 5 Jahren und Erwachsene» ist das Stück ausgeschrieben. Kindergerecht ist der Abend auf alle Fälle. Und wenn diese zufrieden sind, sind es die Erwachsenen ja meist auch.
Weitere Spieldaten: 13.8. 19 Uhr; 14.8. 15 und 19 Uhr; 15.8. 11 und 19 Uhr. Quartiertreff Villa Stucki, Bern. www.minicirc.ch.
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