Sesselbahn lockte 1949 die Massen an
kaba in thunEin Blick in drei Teilen auf die Kaba-Zeiten: Während an der ersten Kantonal-bernischen Ausstellung 1899 vor allem die Landwirtschaft im Zentrum stand, war die zweite 1949 der Produktionskraft des Kantons gewidmet. Im dritten, noch folgenden Teil, ist die nicht durchgeführte Kaba 1974 das Thema.
Die Kaba 1949 war das Resultat der Aufbruchstimmung, die in der Nachkriegszeit herrschte. Die entbehrungsreiche, sorgenvolle Zeit des Zweiten Weltkrieges war vorbei, und 1948 konnte auch die letzte Rationierungsmassnahme aufgehoben werden. Voll Optimismus blickte man in die Zukunft, die bald schon einmal der Schweiz in den 1960er-Jahren eine Hochkonjunktur bringen sollte. Gemäss dem Motto der Thuner Kaba sollte «die gesamte Produktionskraft des Kantons Bern einem möglichst grossen, wenn möglich sogar auch internationalen Publikum vor Augen geführt werden». Elf Minuten Sesselbahnfahrt An der Kaba 1949 wurden in grossen Hallen alle Aspekte des menschlichen Seins und Schaffens präsentiert: Handel und Landwirtschaft, Bauen und Wohnen, Wehrwesen und Verkehr, Sport und Handwerk und so weiter. Daneben wurden den Besuchern auch Sonderveranstaltungen und attraktive Abendprogramme geboten. So sang etwa der damals noch junge Schlagersänger Vico Torriani, und grossen Erfolg hatte auch das Theaterstück «Ds Schmocker Lisi» von Otto von Greyerz. Aber auch ein Fussballturnier, ein Concours hippique und eine Ruderregatta vermochten viel Publikum anzuziehen. Sehr gerne wurde natürlich die Halle «Essen und Trinken» mit Degustationsmöglichkeiten aufgesucht. Daneben gab es zwei absolute Publikumslieblinge. Zum einen eine 1,1 km lange Sesselbahn, die in Dreiecksform 8 Meter über dem Boden durch die Ausstellung führte, teilweise auch Kaba-Hallen durchquerend. Die Rundfahrt, von der aus auch die Aussicht auf See und Alpen genossen werden konnte, dauerte elf Minuten, und bis Kaba-Ende wurden rund 300000 Personen befördert. Hergestellt wurde sie von der Firma Von Roll in Bern. Zum andern waren es vier Amphibienfahrzeuge der US-Army, die sich sowohl auf dem Land mit 80 Stundenkilometern als auch auf dem Wasser mit 15 Stundenkilometern fortbewegen konnten. 25 Passagiere, die von der Fahrt in den Thunersee angetan waren, fanden darin Platz. An einem schönen Augustsonntag wurden 4650 Personen in den Amphibienfahrzeugen befördert. 1496111 Eintritte Die Ausstellungsbesucher kamen jeden Tag in Scharen. Während der Dauer der Ausstellung vom 17.Juni bis 19.September wurden 1496111 Eintritte verbucht, für damalige Zeiten eine überwältigend hohe Zahl. Am 21.August beispielsweise zählte man rund 44000 Eintritte, und die 60 Extrazüge waren derart überfüllt, dass selbst auf Trittbrettern mitgefahren wurde. Nationalrat und Ständerat kamen in corpore an die Kaba, aber auch ausländische Gäste besuchten die Ausstellung: Studenten aus China, Ingenieure aus Indien und zahlreiche amerikanische Soldaten, die in Westdeutschland mit ihren Familien stationiert waren. Und erwähnenswert auch: Nicht weniger als 135 Tagungen von Vereinen, Verbänden und anderen Gruppierungen fanden auf dem Kaba-Gelände statt. Gewinn von 250000 Franken Die Schlussabrechnung der Kaba zeitigte bei Ausgaben von 5430981 Franken einen Reingewinn von 250000 Franken. Dieses Geld wurde teilweise für die Erstellung von Sportanlagen verwendet, aber auch für die Gründung der Stiftung Kaba durch den Thuner Gewerbeverband. Zweck der Stiftung waren die Förderung der beruflichen Ausbildung des Gewerbestandes und die Ausrichtung von Stipendien zur Berufsausbildung an unbemittelte, tüchtige Gewerbler mit Wohnsitz in der Gemeinde Thun. Zur Erinnerung an die Kaba wurden damals zwei Zeichen gesetzt: der Kaba-Findling von 15 Tonnen und die Skulptur «Mädchen mit Ziege» (1961) von Heinz Schwarz, die sich heute auf dem Strandbadgelände befindet.Jon KellerJon Keller ist Alt-Stadtarchivar der Stadt Thun. Er hat im ersten Teil über die Kaba-Ausstellungen in Thun über diejenige im Jahr 1899 geschrieben (Ausgabe vom 22. Juli). Heute thematisiert er diejenige im Jahr 1949, im dritten und letzten Teil folgt der Bericht zur nicht durchgeführten Kaba 1974.>
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