Killerkommando gegen Dick Marty?Serbien bestreitet Mordplan
Der serbische Geheimdienst wolle ihn liquidieren, sagte der einstige Sonderermittler am Wochenende dieser Zeitung. Nun ist die Reaktion aus Belgrad gefolgt.

Der serbische Geheimdienst BIA hat bestritten, ein serbisches Killerkommando beauftragt zu haben, um den ehemaligen Europarat-Berichterstatter Dick Marty zu ermorden. «Derartige Behauptungen fügen dem Ansehen der BIA (...) völlig zu Unrecht unermesslichen Schaden zu», hiess es in einer Stellungnahme des Nachrichtendienstes, die die staatliche Nachrichtenagentur Tanjug am Montag veröffentlichte.
Am vergangenen Wochenende hatte diese Zeitung erstmals darüber berichtet, dass die Schweizer Behörden Marty seit Dezember 2020 unter umfassenden Personenschutz gestellt haben. Demnach wurde Marty an seinem Wohnort im Kanton Tessin rund um die Uhr bewacht und bei Auftritten im öffentlichen Raum begleitet. Zum Teil sollen daran sogar Elitesoldaten beteiligt gewesen sein.
Wenig später bestätigte Marty dies in einem Interview mit dem französischsprachigen Fernsehen RTS. In der Sendung «Mise au point» sagte er: «Die Bedrohung kommt offensichtlich aus gewissen Kreisen der serbischen Nachrichtendienste, die (...) professionelle Killer damit beauftragt haben, mich zu liquidieren.» Seine Ermordung sollte dann Kosovo in die Schuhe geschoben werden, so Marty.
Als Sonderberichterstatter des Europarates hatte er mutmassliche Kriegsverbrechen kosovarischer Milizen im Unabhängigkeitskrieg gegen Serbien 1998/1999 dokumentiert. Auf seine Erkenntnisse stützt sich teilweise auch die Anklage, die das Kosovo-Sondergericht in Den Haag 2020 gegen den langjährigen kosovarischen Präsidenten Hashim Thaci erhoben hatte. Dieser hatte im Krieg die kosovo-albanische Miliz UCK kommandiert.
Das heute fast ausschliesslich von Albanern bewohnte Kosovo löste sich nach dem Krieg, in den die Nato aufseiten der Albaner eingriff, von Serbien los. 2008 erklärte es sich für unabhängig. Serbien erkennt diesen Schritt bis heute nicht an.
Fehler gefunden?Jetzt melden.