Leserreaktionen«Selbst im Jahr der Agrarabstimmungen werden im Februar Erdbeeren gekauft»
Leserinnen und Leser äussern sich zu aktuellen Themen. Unter anderem zur Abstimmung über die beiden Agrarinitiativen und die Rolle der Konsumentinnen und Konsumenten.

Zu «Was bringt die Trinkwasser-initiative, wo schadet sie?»
Bei allen Diskussionen rund um die beiden Agrarinitiativen stelle ich mit Erstaunen und Befremden fest, dass die Eigenverantwortung der Konsumenten völlig ausgeblendet wird. Es wird andauernd über Produktionsmethoden, Immissionen, Rückstände und so weiter gestritten. Warum redet niemand über das Konsumverhalten? Dieses bestimmt zum grössten Teil, was wie angepflanzt und produziert wird. Die Erdbeeren im Februar, ganzjährig Südfrüchte, all das wird selbst im Jahr der grossen Agrarabstimmungen gekauft. Wie kann es sein, dass beispielsweise der Anteil der Bioprodukte schweizweit nur knapp 11 Prozent der verkauften Lebensmittel ausmacht? Und jetzt sollen es die beiden Abstimmungsvorlagen richten? Wohl kaum. Wir alle haben es tagtäglich in der Hand, nämlich dann, wenn wir einen Kaufentscheid treffen. Eigenverantwortung eben. Bernhard Fuchs, Biolandwirt Brienz
Hier ein paar Zahlen aus der Rubrik «unglaublich, aber wahr»: Vor 100 Jahren gab man im Durchschnitt 50 Prozent des Einkommens für Nahrung aus, heute circa 7 Prozent. Wir verbrauchen die Ressourcen von drei Erden und werfen mehr als 30 Prozent aller Nahrungsmittel weg. Frage: Wie lange können wir uns diesen ausbeuterischen Lebensstil noch leisten? Wir alle wissen, man sollte weniger fliegen, man sollte weniger Fleisch essen und so weiter. Doch wer ist «man»? «Man» ist immer der Andere. Am 13. Juni hätten wir die Möglichkeit, mindestens die Weichen zu stellen, aber so wie es aussieht, haben wir nicht den Mut. Sepp Doppmann, Gstaad
Das Ziel der Trinkwasserinitiative ist gut. Deren laienhafte Konstruktion würde aber zum Gegenteil führen. Der springende Punkt: hohe Anforderungen an die Schweizer Bäuerinnen und Bauern, aber keine an den Konsum. Die Folge: noch mehr Lebensmittelimporte und unter dem Strich eine negative Ökobilanz, wie mehrere unabhängige Studien aufzeigen. Zudem würde eine Annahme mehr Tierleid bringen. Label- oder Biobetriebe mit Geflügelhaltung können nicht alles Futter selbst produzieren. Also gäbe es weniger Schweizer Eier und Pouletfleisch. In die Bresche sprängen EU-Massentierhaltungsbetriebe, die in Sachen Tierwohlstandards und Tierschutz-Vollzug das Schweizer Niveau bei Weitem nicht erreichen. Wer sauberes Wasser möchte, muss beim eigenen Konsum ansetzen, statt die Probleme ins Ausland zu verlagern. Edith Nüssli, Bern
Die beiden Agrarinitiativen sind nicht der Untergang der Landwirtschaft in der Schweiz. Ganz im Gegenteil: Bei einer Annahme und einer Übergangsfrist von acht respektive zehn Jahren wird sich hoffentlich noch Vieles verändern in der Bewirtschaftung der Böden, der Anwendung von Pestiziden, in der Tierhaltung und im Einsatz von Kraftfutter. Wenn die Verarbeiter und die Grossverteiler ihre Margen für Bioprodukte senken, den Bauern einen gerechten Preis bezahlen und wir Konsumentinnen und Konsumenten mehr als die durchschnittlichen 6.4 Prozent unseres Einkommens für fair produzierte Lebensmittel auszugeben bereit sind, kann das der Start zu einer neuen, zukunftsweisenden Landwirtschaft sein. Denn es geht nur miteinander. Verena Wagner-Zürcher, Hilterfingen
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Zu den Leserreaktionen: «Gejammer ist nicht angebracht»
«Wer Nein zum CO2-Gesetz sagt, hat wohl keine Enkel» kolportiert die Leserbriefschreiberin. Richtig ist, dass viele Nein zu diesem Gesetz sagen, weil sie Enkel haben. Wohl selbst die Mehrheit im Parlament glaubt nicht, dass sich mit den angedachten Änderungen der CO2-Ausstoss auch nur andeutungsweise reduzieren lässt. Zur Zeit der Ölkrise anfangs der 70er-Jahre kostete ein Liter Benzin fast zwei Franken. Weniger Benzinkonsum? Fehlanzeige. Das Heizöl kostete früher zeitweise mehr als nach der angedachten Erhöhung im neuen Gesetz. Änderung des Heizverhaltens oder Umstieg auf andere Heizsysteme gab es nicht. Umdenken ist angesagt: Weg vom Irrglauben des ewigen Wachstums und hin zu einem qualitativen Wachstum mit weniger Mobilität, keiner weiteren Zuwanderung und umweltgerechtem Verhalten zum Wohl unserer Enkel. Michael Geissbühler, Herrenschwanden
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Zu «Eine Ohrfeige für Schnegg, gegen die er sich kaum wehren kann»
Mit der Nomination vom Bieler Stadtpräsidenten Erich Fehr (SP) gerät Regierungsrat Pierre Alain Schnegg (SVP) ins Visier der SP und Grünen. In seinem Amt als Fürsorge- und Gesundheitsdirektor des Kantons Bern stand für Pierre Alain Schnegg im Vordergrund, die Ausgaben der Steuergelder zu kontrollieren und unnötige Ausgaben zu kürzen oder einzustellen. Der Angriff von Regierungsstatthalter Christoph Lerch (SP) mit dem Ziel, dem fähigen Regierungsrat für die kommenden Wahlen zu schaden, ist verwerflich. Es ist zu hoffen, dass die Stimmbürger diesen unrühmlichen Schachzug erkennen und daraus die Konsequenzen ziehen. Hans König, Häusernmoos
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Zu Tagesschulen: «Die Angst vor einem Rückschritt»
Im Kanton Bern erhalten Familien mit einem Nettoeinkommen von bis zu 160`000 Franken Subventionen für einen Tagesschulplatz. In Zürich ist diese Limite bei einem Einkommen von 100`000 Franken angesetzt. Familien, die ihre Kinder selbst betreuen, oder Singles müssen in Bern mit den Steuern reiche Doppelverdienende unterstützen. Für die Tagesschulangebote, welche zirka ein Fünftel der Volksschulkinder besuchen, gibt der Kanton jährlich rund 20 Millionen Franken (40 Prozent der Kosten) aus. Die Kantone Solothurn, Aargau, Basel-Landschaft und Zürich zahlen gar nichts an die Tagesschulen. Auch die Gemeinden werden durch die kantonalen Vorgaben wie Räumlichkeiten, pädagogisch ausgebildete Betreuungspersonen und Gruppengrösse belastet. Durch die Integration aller Kinder in Regelklassen und die obligatorische Einschulung von Vierjährigen müssen wir für Kindergärten mit über zwanzig Vier- und Fünfjährigen ein besseres Betreuungsverhältnis (heute bis 1:24) erzielen. Dies ist ein Gebot der Stunde und nicht der weitere Ausbau der familienexternen Kinderbetreuung. Sabina Geissbühler-Strupler, Herrenschwanden
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Zu «Wenn die Rechte angreift»
Die SVP will strafrechtlich gegen SRF vorgehen, weil sie im «Club» nicht vertreten war. Ich muss sagen, dass die Nein-Befürworter mit Jacqueline Badran und Alfred Gantner ziemlich Gas gegeben haben und die Gegenpartei überfahren wurde – ganz ohne Zutun der SVP. Pierre Frick, Unterseen
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