Niederlage nach langer ÜberzahlSeinen besten Moment erlebt der FCZ im Bus
Das 0:1 in Genf ist die vierte Zürcher Niederlage in dieser Saison. Dank der Konkurrenz bleibt der Vorsprung auf Rang zwei aber beruhigend gross.

Noch ein Ball, der via Assan Ceesays Kopf auf das Netzdach plumpst. Dann hat sich auch der letzte verzweifelte Angriffsversuch des FC Zürich in Rauch aufgelöst.
Was haben sich die Zürcher in dieser Saison schon aus unangenehmen Situationen befreit. 17 Punkte haben sie in dieser Saison nach einem Rückstand noch gewonnen. Aber an diesem Sonntagnachmittag in Genf schafft auch der Houdini der Super League die Entfesselung nicht mehr. Es bleibt bei der 0:1-Niederlage.
Das liegt natürlich mit am Gegner. Einmal, zweimal, dreimal laufen sich Alain Geiger und André Breitenreiter nach Spielschluss über den Weg. Stets finden sie ein paar Worte füreinander, immer ist Zeit für eine Umarmung, ein paar Kumpelklopfer auf den Rücken inklusive. Dunkler Pulli, darunter ein helles Hemd – irgendwie wirken die zwei Trainer in diesen Momenten wie Brüder im Geiste.
Alain Geiger im Kopf des Gegenübers
Zumindest Geiger scheint in der letzten Woche auch recht viel Zeit im Kopf des Gegenübers verbracht zu haben. Der Genfer Trainer hat über Breitenreiters Blaupausen gebrütet und sich dann einen Plan zurechtgelegt, um dessen Zürcher zu stoppen. «Der FCZ fühlt sich mit wenig Ballbesitz wohler», hat Geiger gefolgert, «also haben wir ihnen den Ball häufiger gelassen, als es ihnen lieb war.»

Das ist die eine Erklärung für die Zürcher Niederlage. Die andere ist beim FCZ zu suchen. Bei dem passen für einmal einfach so viele kleine Dinge nicht zusammen, dass das grosse Gesamtbild nicht stimmt.
Da sind die drei Chancen, die Antonio Marchesano zwischen der 13. und der 23. Minute vergibt. Da ist aber auch eine Dreierkette in der Abwehr, in der Becir Omeragic verletzt fehlt. Sein Ersatz Lindrit Kamberi wirkt ein wenig gehemmter im Spielaufbau und könnte schon vor der Pause für ein hartes Einsteigen vom Platz fliegen.
Im offensiven Zentrum hat Bledian Krasniqi erst Mühe als Schaltstelle, dann muss er vor dem Seitenwechsel verletzt raus. Auf rechts beginnt Fabian Rohner stark, wird dann in Doppelbewachung genommen und scheidet mit Krämpfen aus. Adrian Guerrero gelingt auf links wenig. Assan Ceesay scheitert in der 73. Minute allein vor Servette-Goalie Jérémy Frick.

So ist der FCZ 95 Minuten lang zwar bemüht. Aber irgendwann kommt das Gefühl auf, dass er auch in vier Stunden kein Tor mehr erzielen wird. Und das, obwohl Servette ab der 59. Minute nur noch zu zehnt auf dem Feld steht. David Douline holt zweimal Wilfried Gnonto rustikal von den Beinen und sieht dafür Gelb-Rot.
Fast wirkt es, als ob der Platzverweis den Genfern entgegenkommt. Jetzt können sie noch tiefer stehen, um ihre Führung aus der 35. Minute zu verteidigen.
Breitenreiter nimmt es als Kompliment
Die fällt in einer Szene, die den FCZ schmerzen muss. 20 Sekunden lang flippert der Ball durch seine Abwehrzone, ohne dass es ein Zürcher übers Herz bringt, zum Befreiungsschlag zu greifen. Als Quittung gelingt Miroslav Stevanovic der 19. Assist in dieser Saison – Rekord für die Super League –, und Kastriot Imeri schiesst das einzige Tor der Partie.
Als alles vorbei ist, mag Breitenreiter seinen Spielern nicht böse sein. «Wenn ein so starkes Team wie Servette gegen uns nur verteidigt, ist das ein Kompliment für uns», findet der FCZ-Trainer.
Als er darauf angesprochen wird, dass sein Team aus den letzten vier Spielen nur noch vier Punkte geholt hat, verweist er auf die sieben Siege im Jahr 2022: «Dafür hätten wir im Winter unterschrieben.» Bevor er nach Hause fährt, sagt Breitenreiter auch noch: «Ich bin ja nicht mit dem Anspruch angetreten, mit 40 Punkten Vorsprung Meister zu werden.»
Und ganz so weit vorne liegt Zürich ja tatsächlich nicht. Aber weil der FC Basel in St. Gallen nur unentschieden spielt, bleiben Zürich sieben Runden vor Schluss doch immerhin elf Punkte Vorsprung. Seinen besten Moment, den erlebt der FCZ an diesem Sonntag für einmal im Bus.
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