Seebezirk kritisiert neuen Schulkalender
Seit Anfang März befindet sich der Entwurf des Schulkalenders in der Vernehmlassung. Die Wünsche von drei grossen Schulkreisen aus dem Seebezirk wurden nicht berücksichtigt. Die Politik hat Vorrang vor pädagogischen Aspekten.
«Die Gemeinden des Seebezirks wollen einen modernen und familienfreundlichen Schulkalender», schreibt die Elternorganisation Schule und Elternhaus Murten und Umgebung (S&E) in einer Mitteilung über die Vernehmlassung zum Schulkalender Die Organisation beklagt, dass kein einziges Anliegen des Seebezirks in den Entwurf aufgenommen worden sei. Auf Initiative von Susanne Schwander, Gemeindepräsidentin von Kerzers, haben die Schulkreise Kerzers, Gurmels und Murten der Direktion für Erziehung, Kultur und Sport (EKSD) bereits im Herbst 2008 Änderungswünsche unterbreitet.Neue FamilienstrukturenDie Kritik am System des Schulkalenders bezieht sich auf vier Punkte. Gefordert wird eine Ferienregelung nach Kalenderwochen, maximal neun aufeinanderfolgende Schulwochen, mindestens zwei aufeinanderfolgende Ferienwochen und die Verkürzung der Sommerferien auf sechs Wochen. «Ein einigermassen regelmässiger Rhythmus zwischen Schule und jeweils mindestens zwei Wochen Ferien ergibt ein ideales Lernumfeld für Kinder und Jugendliche, aber auch für Lehrpersonen», schreibt der Vorstand von S&E Murten. Die Forderungen würden mit wissenschaftlichen Erkenntnissen übereinstimmen und die veränderten Familienstrukturen berücksichtigen.Enttäuscht äussert sich auch Susanne Schwander. «Die meisten Kantone, auch katholische, orientieren sich bezüglich Ferienplanung längst an den DIN-Wochen und nicht mehr an religiösen Feiertagen, wie der Kanton Freiburg», so Schwander. Im deutschsprachigen, meist protestantischen Seebezirk sei die Bindung von Schulferien an katholische Feiertage nicht angemessen. Zudem bestünden bereits heute Ausnahmen, wie bei der Solennität, an der in Murten schulfrei sei. Es bestehe Spielraum für regionale Anliegen.Pädagogik versus PolitikIn der Tat würden kleine Ausnahmen existieren, bestätigt Michel Perriard, Generalsekretär der EKSD: «Aber das Ganze ist kein pädagogisches, sondern ein politisches Problem. Die Erziehungsdirektion kann auf keinen Fall Entscheidungen treffen, die den Beschlüssen des Grossen Rats widersprechen.» Im Schreiben an die Vernehmlassungsadressaten beruft sich auch Erziehungsdirektorin Isabelle Chassot auf den Grossen Rat. Dieser «hat sich wiederholt klar dafür ausgesprochen, dass der Schulkalender nicht nur regional gleich festgelegt, sondern nach Möglichkeit auch unter den Regionen des Kantons abgestimmt wird», so Chassot.Auch Schwander ist diese Ausgangslage bekannt. Nur müsse man sich fragen, weshalb die EKSD überhaupt eine Vernehmlassung durchführe, bei der sich jeder Bürger zum Schulkalender äussern könne, wenn die Politik die Rahmenbedingungen dafür bereits derart eng gefasst habe.Im Mai 2004 empfahl der Staatsrat, ein Postulat der Murtner Grossräte Hugo Raemy (SP) und Christiane Feldmann (FDP) abzulehnen. Diese hatten einen Schulkalender mit gleichmässigen Lern- und Erholungsphasen gefordert. Der Staatsrat stützte sich auf die Ergebnisse der Vernehmlassung für den Schulkalender 2001–2005. Obwohl diese erhebliche Unterschiede in den Bedürfnissen des deutsch- und französischsprachigen Kantonsteils zu Tage gefördert hatte, forderte der Staatsrat den Grossen Rat dazu auf, «den Volkswillen zu respektieren».
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