Angst vor KontroverseSchweizer Veranstalter lädt Edward Snowden aus
Der Whistleblower hätte als Special Guest bei den Swiss Cyber Security Days auftreten sollen. Doch jetzt machen die Organisatoren eine Kehrtwende. Mit politischem Druck habe das nichts zu tun.

Euphorisch hatten ihn die Organisatoren am Dienstag angekündigt: «Der berühmteste amerikanische Whistleblower Edward Snowden wird als Special Guest an den Swiss Cyber Security Days auftreten.» Der ehemalige Geheimdienstmitarbeiter sollte übernächste Woche live aus Moskau zugeschaltet werden.
Doch aus dem Referat wird nichts. Am Freitagabend teilt der Medienverantwortliche mit: «Nach einer zweiten kritischen Analyse hat sich das Organisationskomitee gegen den zweifellos attraktiven digitalen Auftritt entschieden.»
Eine doch eher kryptische Begründung. Was sofort die Frage aufwirft, ob Druck von aussen zur Kehrtwende führte. Denn einerseits hat der Anlass verschiedene US-Sponsoren. Andererseits wird er offiziell vom Bund mitgetragen: lnnosuisse, die Schweizer Agentur für Innovationsförderung, ist als Partner aufgelistet.
«Wir wurden sicher nicht erpresst»
«Auf die Meldung seines Auftritts gab es Reaktionen, die nicht sehr schmeichelhaft waren», sagt Doris Fiala, Präsidentin der Swiss Cyber Security Days. «Diese kamen eher aus der Wirtschaft, weniger aus der Politik.» Wer sich konkret negativ äusserte, sagt die Zürcher FDP-Nationalrätin nicht. Druck, so versichert sie, habe es nicht gegeben. «Wir wurden sicher nicht erpresst.» Aber auch gewisse Speaker hätten ihr Unbehagen geäussert, neben Snowden aufzutreten. «Er ist nun einmal sehr umstritten, für die einen ein Held, für die anderen ein Verräter.»
Die Kritik im Vorfeld habe Fiala gezeigt: «Der Auftritt hätte eine zu grosse Kontroverse ausgelöst. Es wäre am Ende gar nicht mehr um Cyber Security gegangen.» Sie habe die Organisatoren gebeten, nochmals über die Bücher zu gehen. Diese hätten am Ende den Entscheid gestützt, den hochkarätigen Gast wieder auszuladen. Den finanziellen Verpflichtungen in Zusammenhang mit dem Auftritt, so Fiala, komme man aber selbstverständlich nach.

Roland Gamp ist Reporter beim Recherchedesk von Tamedia. Er hat 2011 ein Multimedia-Studium abgeschlossen und arbeitete danach für verschiedene Tages- und Wochenzeitungen. Heute deckt er mit investigativen Recherchen vor allem Missstände in Medizin, Justiz und Umwelt auf.
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