9000 Jobs – aber kaum einer für Schweizer
Von den Tausenden Jobs, die die Modeindustrie in den letzten Jahren im Tessin geschaffen hat, werden 70 Prozent von Grenzgängern besetzt. Das löst Ängste aus – und Stau.

Tal der Mode. Das tönt nach Glamour, internationalem Jetset. Doch wer an einem Wochentag frühmorgens im Dorf Sant’Anto-nino steht – wenige Kilometer südlich von Bellinzona – sieht vor allem das: einen 300 Meter langen Riegel aus Beton, vor dem gerade zwei Dutzend Lastwagen abgefertigt werden.
«La Gucci» nennt eine Nachbarin den Riegel, bevor sie vor einem Einfamilienhaus in ihr Auto steigt. Das italienische Modehaus oder besser gesagt sein Besitzer, der französische Konzern Kering, betreibt hier seit 2014 ein Logistikzentrum mit einem Volumen von 300'000 Kubikmetern. Die Lastwagen schaffen Kleider aus Italien über die Grenze oder verteilen sie von hier aus in die Welt. Einen Bahnanschluss hat das Areal nicht, obwohl es direkt an einer der wichtigsten Strecken für Güterzüge nach Norditalien liegt.