Offensive gegen Verspätungen
Der Ärger über verspätete Züge und Pannen nimmt zu: Der Bund will nun für den Regionalverkehr genaue Vorgaben machen. Die Verkehrsbetriebe warnen vor negativen Folgen – und fordern mehr Geld für den Unterhalt.

Für S-Bahn, Regionalzug und Postauto sollen bald nationale Vorgaben punkto Pünktlichkeit und Qualität gelten. Das Bundesamt für Verkehr (BAV) baut ein neues Qualitätsmesssystem auf, das den Transportunternehmen einheitliche Mindeststandards vorgibt. «Der Qualitätsaspekt ist für die Fahrgäste sehr wichtig», sagt Vizedirektor Pierre-André Meyrat der «NZZ am Sonntag».
Verspätungen, Pannen und schlechte Information im Störungsfall riefen bei den Kunden immer schnell negative Reaktionen hervor. Messen will das BAV daher Pünktlichkeit, Schadenfreiheit, Ordnung und Kundeninformation. Den Transportunternehmen sollen die Resultate Ansporn sein, ihre Leistungen zu verbessern.
Verband warnt
Bund und Kantonen sollen sie ein Bild geben, wie gut die je 900 Millionen Franken investiert sind, die sie pro Jahr für den Regionalverkehr bezahlen. Auf welches Niveau die Messlatte gesetzt wird, wird das BAV mit den Kantonen noch zu definieren haben.
Bei der Branche löst das Vorhaben gemischte Gefühle aus. Man wehre sich nicht gegen Messungen und Standards, warne aber vor falschen Anreizen, sagt Ueli Stückelberger, Direktor des Verbandes öffentlicher Verkehr in der «NZZ am Sonntag». Die Fokussierung auf die Pünktlichkeit könnte im schlimmsten Fall dazu führen, dass verspätete Anschlüsse nicht mehr abgewartet würden.
SBB feilschen um Unterhaltskosten
Die SBB liefern sich mit dem Bund auch ein Seilziehen um Gelder für den Unterhalt der Infrastruktur. Angebliche Mängel werden oft als Grund für Pannen und Verspätungen genannt. Die Bundesbahnen werden dem Bundesamt für Verkehr (BAV) bis Ende Oktober in einer Offerte vorrechnen, wie viel Geld sie für den Zeitraum von 2017 bis 2020 für den Unterhalt benötigen. «Es werden intensive Verhandlungen werden», sagt Philippe Gauderon, Leiter Infrastruktur SBB, gegenüber der «SonntagsZeitung».
Der Grund: Bund und SBB sind sich uneinig über die zu erwartenden Kosten. Der Bund will der SBB gemäss einer ersten Vorgabe 6,9 Milliarden Franken zugestehen – nur wenig mehr als für die letzte Vierjahresperiode. «Diese Vorgabe berücksichtigt den heutigen Zustand unseres Netzes nicht», kritisiert Gauderon. Die SBB haben ihrerseits eine erste Schätzung über die nötigen Mittel gemacht. «Diese ergab eine beträchtliche Abweichung zur Vorgabe des Bundes.»
Beschlossener Ausbau gefährdet?
Der stetige Anstieg der Unterhaltskosten könnte die Ausbaupläne gefährden, denen das Stimmvolk im Februar unter dem Kürzel Fabi (Finanzierung und Ausbau Bahninfrastruktur) zugestimmt hat. Ob das Geld für den vorgesehen Ausbau bis 2025 reichen werde, sei «eine gute Frage, die aber der Bund beantworten muss», so Gauderon. Er verweist aber auf den Grundsatz, «dass der Unterhalt des Schienennetzes gemäss Fabi Priorität vor dem Ausbau hat».
Laut einer Sprecherin des Bundesamtes für Verkehr ist es zu früh, Aussagen über die Entwicklung der Unterhaltskosten zu machen. Das BAV sehe aufgrund der aktuellen Schätzung aber keine Anzeichen für eine Verzögerung des Ausbaus. Allerdings ist das Bundesamt wegen den im letzten Jahr massiv gestiegenen Unterhaltskosten für das SBB-Schienennetz hellhörig geworden. Es hat gemäss der Sprecherin ein Projekt gestartet, um zu prüfen, ob es bei den übrigen Bahngesellschaften ähnliche Probleme gibt.
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