Mehr Burnouts beim Bund
Die kurzfristigen Kürzungen beim Bundespersonal bleiben ohne grosse, sichtbare Folgen. Die Rechte sieht sich bestätigt – die oberste Personalvertreterin warnt vor den unsichtbaren Folgen.

Die bürgerliche Mehrheit gab der Bundesverwaltung im Dezember den Tarif durch: Wenige Tage vor dem Jahreswechsel reduzierte sie das Budget der Verwaltung für das neue Jahr um insgesamt rund 130 Millionen Franken. Vor allem die Kürzung der Personalausgaben löste bei SP, Grünen und Personalverbänden heftige Kritik aus.
Die angekündigten gravierenden Folgen blieben aber fast völlig aus. Bisher gab einzig das Bundesamt für Informatik und Telekommunikation einen Stellenabbau mit bis zu 25 Kündigungen bekannt, den das Amt vorab mit den umstrittenen Kürzungen begründete. Allerdings ist hier vieles unklar, das Ausmass der Kündigungen geht jedenfalls deutlich über die Kürzungen hinaus.
«Kosmetik»
Eine der treibenden Kräfte hinter dem Sparbefehl war SVP-Nationalrat Thomas Aeschi (ZG), der das Budget am liebsten noch stärker reduziert hätte. Er sieht sich bestätigt, wie er auf Anfrage sagt: «Die meisten Ämter erreichen die Vorgaben mit mehr oder weniger kosmetischen Massnahmen, indem sie vakante Stellen später oder gar nicht mehr besetzen.» Bringt das denn mittelfristig überhaupt etwas? «Aber klar», sagt Aeschi. Das Ziel sei, die Ämter dazu zu bringen, die Mittel gezielter einzusetzen und Prioritäten zu setzen. Bisher gelte es in der Verwaltung als normal, neue Stellen zu schaffen, wenn man neue Aufgaben übernehmen muss. «Wenn sich die Amtschefs nun fragen, welche bisherigen Aufgaben ihr Amt mit weniger Aufwand oder gar nicht mehr erbringen muss, haben wir schon viel erreicht.»
Um dieses Ziel zu erreichen, sei es wichtig, den Druck aufrecht zu halten, wenn nötig auch mit kurzfristigen Budgeteingriffen wie im letzten Dezember. «Wir sehen ja jetzt, dass diese Kürzungen ohne grössere Probleme umsetzbar sind. Wenn es anders wäre, hätte man uns das schon lange um die Ohren geschlagen.» Ihm habe bisher niemand einen Fall zeigen können, in dem die Einsparungen ernsthafte Probleme bewirkt hätten.
«Unfair»
Auch SP-Nationalrätin Barbara Gysi (SG) kann abgesehen vom BIT keinen solchen Fall nennen, wie sie einräumt. Die Präsidentin des Bundespersonalverbands betont aber, man dürfe daraus keine falschen Schlüsse ziehen. «Auch wenn das gegen aussen nicht sichtbar wird, hat der Druck in der Verwaltung mit diesen Kürzungen weiter zugenommen.» Schon seit Jahren würden frei werdende Stellen kaum mehr besetzt, sagt Gysi. «Immer weniger Leute müssen dieselbe Arbeit erledigen.» In den vergangenen Monaten sei die Zahl der Angestellten gestiegen, die sich beim Verband meldeten, weil sie sich überfordert und gestresst fühlten. «Es gibt mehr Fälle von Burnouts.»
Barbara Gysi findet, man dürfe den Stellenabbau im Informatikamt nicht verniedlichen, auch wenn die genauen Gründe unklar seien. Aus ihrer Sicht zeigt sich beim BIT eine unheilvolle Entwicklung. Der Druck auf die Personalbudgets und der Stress hätten in den letzten Jahren dazu geführt, dass viele Angestellte zu wenig Zeit für Weiterbildungen haben. Wenn dann ein Bundesamt neue Aufgben übernehmen müsse, entlasse es diese Leute mit der Begründung, sie verfügten nicht über die nötigen Qualifikationen, weil sie sich nicht weitergebildet hätten. «Die Ämter stellen neues Personal ein und sortieren das alte aus. Das ist unfair.» Dieses Muster erkennt Gysi beim BIT. Ein anderes Beispiel sei ihr zurzeit aber auch nicht bekannt.
So oder so kommen bewegte Zeiten auf den Bundespersonalverband zu. Der Bundesrat hat bereits beschlossen, dass er die vom Parlament beschlossenen Kürzungen in den nächsten Jahren weiterführen will.
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