Kanton Tessin bildet neu Ärzte aus
Die Università della Svizzera italiana bekommt Zuwachs. An der neuen Medizinfakultät sollen ab dem Jahr 2020 angehende Ärzte ihr Medizin-Masterstudiumabsolvieren können.

Die Schweiz will mehr eigene Ärzte ausbilden, um weniger vom Ausland abhängig zu sein. Dazu schlägt auch der Kanton Tessin ein neues Kapitel auf. Nach jahrelangen Vorbereitungsarbeiten und politischer Lobbyarbeit werden sich im kommenden Herbst die ersten Studierenden für das Medizinstudium in Lugano einschreiben – vorausgesetzt, sie haben zuvor den Eignungstest bestanden.
Allerdings wird die erste Generation von Medizinstudierenden aus Lugano sofort danach ihre Koffer packen müssen. Denn der erste Teil des Studiums ab September 2017 – die dreijährige Bachelorausbildung – findet an den Partneruniversitäten statt. Die Universität Basel und Zürich nehmen je 15 Tessiner Studierende auf – das Gros von 40 bis 50 Studierenden soll an die ETH Zürich gehen. Diese wiederum wird ihrerseits Medizinstudierende für einzelne Klinikaufenthalte ins Tessin schicken.
Unterrichtssprache Englisch
Im Anschluss an den Bachelorabschluss können die Studierenden dann ab Herbst 2020 ihr Masterstudium im Tessin aufnehmen, man rechnet mit rund 70 Masterstudienplätzen pro Jahr.
Dieser zweite Teil des Studiums dauert ebenfalls drei Jahre – eines davon sei dabei ganz der klinischen Praxis gewidmet, sagte Boas Erez, Rektor der Università della Svizzera italiana, gestern vor den Medien. Wie der Website der Universität zu entnehmen ist, wird den Masterstudierenden das medizinische Handwerk nicht in Italienisch gelehrt, sondern die Unterrichtssprache wird Englisch sein. Bei der Ausbildung am Patientenbett könne die Sprache Italienisch, Deutsch oder Englisch sein.
Neues Fakultätsgebäude
Unweit des alten Campus soll ein neues Fakultätsgebäude entstehen. Der Master in Medizin wird unter dem Dach der Biomedizinfakultät angeboten, an die auch die Forschungseinrichtungen IRB und IOR in Bellinzona angegliedert sind. Sie beschäftigen sich mit der Biomedizin sowie der Onkologie und werden ebenfalls ein neues Gebäude beziehen, für das bereits Kredite gesprochen wurden.
Bereits im Dezember hatte der Tessiner Klinikverband EOC angekündigt, in den Bereichen der Pharmakologie und der Toxikologie in Zukunft mit dem Universitätsspital Zürich zusammenarbeiten zu wollen. Der Austausch an den verschiedenen Standorten wird auch durch die Inbetriebnahme des Gotthard-Basistunnels und die damit verbundene kürzere Bahnreise zwischen Bellinzona und Zürich begünstigt.
Der Staatssekretär für Bildung, Forschung und Innovation, Mauro Dell'Ambrogio, stellte die Tessiner Ärzteausbildung gestern in einen nationalen Kontext. Der Bundesrat hatte entschieden, mit einer Anschubfinanzierung von 100 Millionen Franken zusätzliche Ausbildungsplätze für Ärzte zu finanzieren.
Neu sollen in der ganzen Schweiz zukünftig pro Jahr 1350 Humanmediziner ausgebildet werden – bisher waren es rund 900. Von diesen Geldern sollen rund 10 Millionen Franken ins Tessin fliessen. Dell'Ambrogio erinnerte daran, dass jährlich rund 1700 Ärzte aus dem Ausland in die Schweiz kämen. Dies zeige klar, dass das aktuelle System im Inland nicht ausreichend sei.
Mehr Studienplätze
Auch die ETH Zürich betritt mit der Ärzteausbildung ab Herbst Neuland. Sie kooperiert dafür unter anderem mit der Biomedizinischen Fakultät im Tessin. Am Ausbau der Ausbildungskapazitäten beteiligt ist unter andern weiter die Universität Freiburg, wie die Hochschulkonferenz im November bekannt gab. Sie wird ab 2019 zusätzlich zum Bachelor- einen Masterstudiengang in Humanmedizin für 40 Studierende anbieten. Auch die Universität Bern wird zusätzliche Studienplätze schaffen.
Wer im Herbst 2017 ein Medizinstudium aufnehmen will, muss sich dafür bis zum 15. Februar bei Swissuniversities anmelden. Am 7. Juli findet der Eignungstest statt.
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