Ein Topf Spaghetti mit dem Máximo Líder
54 Jahre lang vertrat die Schweiz die US-Interessen in Kuba. In wenigen Wochen endet das Mandat – und damit auch ein Kapitel Schweizer Diplomatiegeschichte. Nie war die Schweiz der Weltpolitik näher als in Kuba.

Die Peinlichkeit wurde durch diskretes Schweigen vermieden. Punkt 8 im Telegramm aus der Schweizer Botschaft in Havanna vom 14. März 1964 an die Abteilung für Politische Angelegenheiten in Bern: «Was einen allfälligen Höflichkeitsbesuch in Bern angelangt, so äusserte mein Gesprächspartner nichts. Auch ich hütete mich, die Rede auf eine derartige Möglichkeit zu bringen.» Der diskrete Diplomat heisst Emil Stadelhofer, ist von 1961 bis 1967 der Schweizer Botschafter in Havanna und dergestalt auch Vertreter der amerikanischen Interessen in Kuba. Und diesen Interessen wäre wohl nur bedingt gedient, wenn der «Gesprächspartner», im restlichen Telegramm konsequent nur «G.» genannt, vom Bundesrat in Bern in allen Ehren empfangen worden wäre. Es sind die 60er-Jahre, die Welt führt kalten Krieg und Stadelhofers Gesprächspartner Ernesto «Che» Guevara, dessen ikonisches Bart-Porträt bis heute auf billige T-Shirts gedruckt wird, ist der Feind.