«Derzeit sollte man nicht den VBS-Chef nach Israel schicken»
Nahostexperte Erich Gysling über die besonderen (militärischen) Beziehungen der Schweiz zu Israel. Und deren Tiefpunkt, als Sulzer-Techniker Alfred Frauenknecht Mirage-Pläne an Mossad-Agenten übergab.
Herr Gysling, es gibt den Mythos der speziellen Beziehungen zwischen der Schweiz und Israel. Worauf basieren diese? Viele Länder hatten nach 1967 spezielle Beziehungen zu Israel. Das Land wurde als Musterdemokratie angeschaut. Man war sich auch einig, dass Israel – das damals praktisch von allen Nachbarstaaten angefeindet und bedroht wurde – sich wehren müsse. Die palästinensische Befreiungsorganisation PLO bekämpfte Israel damals mit Attentaten und Flugzeugentführungen. Die Schweiz bekam diesen Konflikt hautnah zu spüren. Nehmen wir Swissair-Flug 330 der 1970 von palästinensischen Extremisten über Würenlingen zum Absturz gebracht wurde. Oder die Entführung und Sprengung einer Swissair-Maschine in der jordanischen Wüste im gleichen Jahr. All das sorgte dafür, dass viele Schweizer sich im Konflikt zwischen Palästinensern und Israel auf die Seite der Israeli schlugen. Das galt auch für die Politik. Das begann sich erst zwischen Mitte und Ende der 70er-Jahre zu ändern. Damals wurde in Genf ein Beobachterbüro der PLO in Genf zugelassen. Ähnlichkeiten zur Schweiz gab es im Übrigen auch in Bezug auf die geostrategische Lage. Beide Staaten sahen sich damals von Grossmächten umgeben, zumindest so wurde das von den Menschen wahrgenommen.