Eine überfällige Wiedergutmachung
Der Solidaritätsbeitrag an ehemalige Verdingkinder sei ein Denkanstoss, sich mit Fehlern der Vergangenheit auseinanderzusetzen, kommentiert Redaktor Bernhard Kislig.
Die Schicksale der Verdingkinder und der Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen machen sprachlos. Junge Menschen wurden wirtschaftlich ausgebeutet, geschlagen und missbraucht. Sie waren wehrlos, ihren Peinigern physisch wie geistig unterlegen. Ihnen fehlte nicht nur der Rückhalt liebender Eltern, sondern überhaupt ein Schutz, zum Beispiel durch eine Kontrollbehörde.
Fast einstimmig hat der Ständerat am Donnerstag Ja gesagt zu einem Solidaritätsbeitrag für die Betroffenen. Er folgt dem Nationalrat. Dieser Gegenvorschlag zur Wiedergutmachungsinitiative kann auf Gesetzesstufe rasch umgesetzt werden. Mit einem Referendum ist nicht zu rechnen. Und die Initianten haben richtigerweise bereits angekündigt, ihr Volksbegehren zurückzuziehen: Ihr Ziel ist damit erreicht. Eine Volksabstimmung hätte die Umsetzung unnötig verzögert – viele Betroffene sind betagt und könnten sonst möglicherweise nicht mehr profitieren.