Corona-LändervergleichSchweiz überholt Lockdown-Vorreiter Österreich bei den Fallzahlen
Im östlichen Nachbarland gehen die Corona-Fälle nach scharfen Massnahmen zurück. Die Schweiz nähert sich einem neuen Höchstwert.

Österreich scheint die fünfte Corona-Welle brechen zu können: Rund zwei Wochen nach dem Lockdown für Ungeimpfte und eine Woche nach dem Lockdown auch für Geimpfte und Genese gehen die Fallzahlen deutlich zurück. Am Dienstag wurden landesweit 8186 Neuansteckungen innerhalb von 24 Stunden gemeldet. Vor zwei Wochen waren es noch über 14’000.
Die Schweiz hingegen scheint sich punkto Fallzahlen zum neuen Österreich zu entwickeln. Das Bundesamt für Gesundheit hat am Dienstag 8422 neue Infektionen gemeldet. Damit kommt das Land seinem eigenen Höchstwert nahe: Der Rekord stammt vom 2. November 2020 und beträgt 10’517.
Die Bevölkerungszahlen der beiden Länder sind vergleichbar. In Österreich leben nicht einmal 300’000 Menschen mehr als in der Schweiz.
Dafür, dass Corona hierzulande nun verbreiteter ist als in Nachbarländern, spricht auch die Positivitätsrate: Der Anteil positiver Proben an der Gesamtzahl der Tests liegt in der Schweiz viel höher als in Österreich. Eine hohe Positivitätsrate deutet gemäss der Weltgesundheitsorganisation auf eine grosse Dunkelziffer hin.
Bundesrat will keine österreichischen Verschärfungen
Noch nicht überholt hat die Schweiz Lockdown-Vorreiter Österreich im Vergleich der Covid-Fallzahlen über sieben Tage. Aber auch hier scheint eine Annäherung und eventuell eine Umkehr nur noch eine Frage der Zeit.
In Deutschland zeichnet sich eine Entwicklung ab, die eher der österreichischen als der schweizerischen zu entsprechen scheint. Allerdings hat die Corona-Pandemie gelehrt, dass solche Trends sich schnell wieder ändern können – auch auf unerwartete Weise.
Oft lässt sich auch im Nachhinein nur schwer eruieren, welche Massnahmen welchen Effekt hatten. Auffällig ist aber momentan, dass Deutschland eher den strengeren österreichischen Weg geht als den sanfteren schweizerischen.
Geht die Schweiz den Walliser Weg?
In Bern diskutiert der Bundesrat am Dienstagnachmittag angesichts der steil ansteigenden Zahl der Corona-Fälle und wegen der neu aufgetauchten Omikron-Variante schweizweite Verschärfungen. Die über ein Dutzend Vorschläge, die Gesundheitsminister Alain Berset dem Gremium macht, gehen deutlich weniger weit als jene, die in Nachbarländern gelten oder zur Diskussion stehen.
Erwartet wird, dass der Bundesrat heute mehrere Massnahmen in die Vernehmlassung gibt, die er bald einführen will. Er hat die Auslastung der Intensivstationen als eine seiner wichtigsten Leitlinien im derzeitigen Stadium der Pandemie definiert.
Thomas Knellwolf ist Bundeshaus-Korrespondent, mit Schwerpunkt Justiz und Nachrichtendienst. Bei Tamedia hat er den Recherchedesk mitaufgebaut und geleitet. Er ist Autor mehrerer Sachbücher. Kontakt über Threema 3KVB3FET oder E-Mail thomas.knellwolf@tamedia.ch
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