Schweiz profitiert von Windflaute in Deutschland
In der vergangenen Woche erreichte der Stromexport aus der Schweiz Rekordwerte. Tiefe Preise und hohe Produktion machen Schweizer Strom attraktiv.

Wer am Mittwochmorgen die Stromflüsse aus und in die Schweiz beobachtete, sah ein kleines Exportwunder. Der Strom floss in grossen Mengen nach Deutschland, Italien und Österreich. Nur gerade aus Frankreich wurde importiert, jedoch deutlich weniger, als gesamthaft ins Ausland floss.
Ganz anders hat es im letzten Monat in Deutschland ausgesehen. Das erste Mal seit 2014 haben unsere nördlichen Nachbarn weniger Strom exportiert als importiert. Dies teilte der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft mit. Im gesamten ersten Halbjahr hat Deutschland weniger Strom ins Ausland geliefert als noch vor einem Jahr.
Der Grund für den Rückgang sind laut dem Verband die CO2-Preise. Diese sind im ersten Halbjahr stark angestiegen und haben Strom aus Kohlekraftwerken deutlich verteuert. Gleichzeitig sind die Preise für Erdgas gesunken, wovon etwa holländische Erdgaswerke profitierten. Das Resultat dieser Entwicklung: Teurer Deutscher Kohlestrom hat das Nachsehen.
Auch Ende Juli war Deutschland auf Strom aus dem Ausland angewiesen. Dieses Mal profitierte die Schweiz in hohem Masse. «Es kam letzte Woche im Export zu Rekordwerten», sagt ein Sprecher der Schweizer Netzgesellschaft Swissgrid. Am vergangenen Mittwoch flossen zum Beispiel fast 8 Gigawatt an Strom ins Ausland.
Dies, weil die Windkraftproduktion in Deutschland praktisch zum Erliegen kam und Solarkollektoren wegen der Hitze nicht zu 100 Prozent produzieren konnten. Zudem mussten französische Kernkraftwerke ihre Stromherstellung drosseln, weil die Flüsse zur Kühlung zu warm waren. Schweizer Kraftwerksbetreiber waren die Profiteure: Die Stauseen der Wasserkraftwerke sind prall gefüllt und konnten entsprechend eingesetzt werden. Und: «Im Vergleich zu den Nachbarländern liegen die Strompreise in der Schweiz auf einem günstigen Niveau», heisst es bei Swissgrid.
Im Winter auf Importe angewiesen
Die Schweiz war in der Vergangenheit über ein Jahr gesehen meist eine Exportnation für Strom. In den vergangenen zwei Jahren nicht mehr, wie aus einem Bericht der Eidgenössischen Elektrizitätskommission Elcom hervorgeht.
Beim Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen will man denn auch die jetzige Situation nicht überbewerten. «Phasen von einem Monat machen noch keinen Frühling für die Lage von Ländern oder Stromproduzenten», sagt ein Sprecher. Importe statt Exporte aus deutscher Sicht würden auch nicht zwangsläufig bedeuten, dass vermehrt Schweizer Produzenten zum Zug kommen.
Für den Verband steht aber fest: «Mit dem Ausstieg aus der Kernenergie und Kohleenergie in Europa nimmt die Verfügbarkeit von gesicherter Stromproduktionskapazität in den nächsten Jahren stark ab.» Somit sinke auch die Exportfähigkeit der Nachbarn, was sich negativ auf die Schweizer Versorgungssicherheit auswirke. «Eine ausreichende Inlandproduktion ist deshalb der Schlüssel für eine sichere Stromversorgung», sagt der Sprecher weiter.
Gerade im Winter ist die Schweiz seit 2004 durchgehend auf Importe angewiesen. Dass Deutschland weniger exportiert als importiert, ist darum kein gutes Zeichen. Auch wenn Schweizer Produzenten in der letzten Woche von der Windflaute in Deutschland profitieren konnten.
Dass es wegen der Abhängigkeit im Winter zu einem Blackout kommt, davon ist laut dem Bundesamt für Energie bis 2035 nicht auszugehen.
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