Schwarze Schwäne im Schlaf überrascht
Der Ausflug der Schwarzen Schwäne an den Wohlensee ist zu Ende: Die Behörden haben die Vögel am Dienstagmorgen eingefangen und zu Markus Krebser an den Thunersee zurückgebracht. Hier werden ihnen nun die Flügel gestutzt.

Schwäne sind keine Frühaufsteher. Das kam den drei Wildhütern zugute, die am Dienstagmorgen kurz vor halb sieben die zwei Schwarzen Schwäne am Wohlensee einfingen. Die Männer konnten ihre Netze problemlos über die dösenden Vögel werfen und die Schlaftrunkenen anschliessend in Säcken verpackt nach Thun chauffieren. Dort nahm sie Züchter Markus Krebser in Empfang. Damit die Ausflügler künftig in Thun bleiben, solle dieser ihnen nun die Flügel stutzen, sagt der Berner Jagdinspektor Peter Juesy. Krebser wollte mit Hinweis auf seine beim Kanton hängige Beschwerde keine Stellung nehmen.
Drohungen erhalten
Organisator der wohl letzten Reise dieser beiden Schwäne ist Peter Juesy. Weil sie auf dem Wohlensee nicht nur genistet, sondern auch gebrütet haben, wurde es ihm zu bunt. Denn damit sich die hier nicht heimische Art nicht verbreitet, müssen die Wildhüter die Nester der Schwäne kontrollieren und die Eier zerstören. Juesy: «Wir können nicht alle Gewässer kontrollieren.»
Anfang Februar liessen sich vier der zehn vom Kanton auf dem Thunersee bewilligten Schwarzschwäne am Wohlensee nieder. Zwei flogen nach Thun zurück. Am 20.März hatten die Wildhüter Eier und Nest des am Wohlensee verbliebenen Schwanenpaars zerstört (wir berichteten). Eine Aktion, die zwar dem Gesetz entspricht, die jedoch in der Bevölkerung Emotionen auslöste. Juesy hat deswegen bereits zwei Drohungen erhalten.
Wie Fingernägel schneiden
Bei der Schweizerischen Vogelwarte Sempach ist man erfreut, dass die Schwäne eingefangen wurden. «Es besteht die Gefahr, dass Exoten heimische Tierarten verdrängen», sagt Matthias Kestenholz, Biologe und Sprecher der Vogelwarte. Es sei besser, frühzeitig einzugreifen, als die heimischen Arten später mit dem Gewehr zu schützen. Dass den Schwänen nun die Flügel gestutzt werden sollen, sei unproblematisch. «Dabei werden einige der Schwungfedern am Kiel abgeschnitten. Das ist tote Hornsubstanz und vergleichbar mit dem Schneiden der Fingernägel beim Menschen», erklärt er. Ob sich gestutzte Flügel negativ auf die Schwanenpsyche auswirken, sei schwierig zu sagen.
Pille für den Schwan?
Wie bei Hunden, so liesse sich auch bei Schwänen mit Hormonen oder Sterilisation verhindern, dass sie sich vermehren. Laut Bernd Schildger, Direktor des Berner Tierparks Dählhölzli, wäre dies jedoch zu kompliziert. «Da beim männlichen Schwan die Hoden im Innern des Körpers, nahe bei Aorta und Nieren, liegen, wäre die Kastration ein schwieriger operativer Eingriff.» Die chemische Verhütung wäre kostspielig, da den Schwänen das Präparat in hoher Kadenz gespritzt werden müsste.
Ob Schwarzschwäne heimische Arten tatsächlich bedrohen, ist für Schildger indes nicht so klar. Schildger: «Ich wünsche mir in dieser Diskussion weniger Dogmatismus, dafür mehr Wissenschaft und Gelassenheit.»
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