Die Schweiz an den Olympischen SpielenMedaillenregen in Tokio – die Schweiz knackt eine Uralt-Marke
Die Schweizer Delegation räumt in Tokio weiter gross ab und hat jetzt schon eine Bestmarke der Neuzeit aufgestellt.

Auf die Schweizer Delegation geht in Tokio ein Medaillenregen nieder. Mit Schiess-Gold durch Nina Christen, dem hart erkämpften Triumph von Belinda Bencic im Tennis-Einzel und der überraschenden Bronzemedaille von Schwimmer Noè Ponti allein am Samstag hat das Team von Swiss Olympic nach acht Wettkampftagen elfmal Edelmetall auf sicher.
Am frühen Sonntagmorgen erhöht die Genferin Nikita Ducarroz das Medaillen-Total mit ihrer Fahrt zu Bronze im BMX Freestyle auf zwölf. Und im Final des Tennis-Doppelturniers erringen Bencic und Viktorija Golubic schliesslich Silber. Mit dieser Ausbeute hat die Schweiz das eigene Minimalziel von sieben schon nach gut der Hälfte der Spiele locker übertroffen.
Noch besser: Bereits jetzt ist klar, dass Tokio 2021 die erfolgreichsten Sommerspiele der Neuzeit sein werden. Letztmals vor fast 70 Jahren brachte eine Schweizer Olympia-Delegation mehr Medaillen nach Hause, 1952 aus Helsinki war das. Als der tschechoslowakische Mittelstreckenläufer Emil Zatopek der Star der Spiele war und das deutsche Bundesland Saarland eine eigene Delegation stellte.
Mit zwölf Medaillen sind es die sechsterfolgreichsten Sommerspiele der Schweiz in der Olympiageschichte, es sind jetzt eine mehr als 1920 in Antwerpen. Unerreichbar bleibt (oder scheint?) dagegen Olympia 1924: In Paris gewann die Schweiz nicht weniger als 25 Medaillen. Es ist die Bestmarke.
Paris 1924
Rudern, Turnen, Ringen – allein in diesen urolympischen Disziplinen gewinnt die Schweiz 17 Medaillen. Sechs davon sind goldene. Die Schweiz reist als sechstbeste Nation (bei 27 teilnehmenden) aus Paris heim. Mit im Gepäck auch die gefeierte Silbermedaille im Fussballturnier. Sie kommt (wegen der Finalniederlage gegen den südamerikanischen Vertreter Uruguay) dem EM-Titel gleich.
London 1948
Die Spiele in London sind die ersten nach dem Zweiten Weltkrieg – und dem Tod von Olympia-Begründer Pierre de Coubertin. Die Turner um Sepp Stalder oder Michael Reusch befinden sich in ihrer Hochblüte und sind allein für neun Medaillen besorgt. Diesmal kommt die Schweizer Delegation auf 20-mal Edelmetall. Der zweitbeste Wert aller bisherigen Sommerspiele.

Helsinki 1952
Vier Jahre nach London räumt in Finnland die nächste Generation Schweizer Spitzenturner ab. Hans Eugster und vor allem Jack Günthard sind die Sportstars des Landes, Günthard wird später Vorturner auf Radio Beromünster. Die Schweiz hält sich «Fit mit Jack». Immer morgens um 8. Nach Helsinki wird mit dem Aufkommen der russischen und später asiatischen Turner die internationale Konkurrenz zu stark. Erst 1996 gewinnt mit Donghua Li wieder ein Schweizer Turner eine Medaille.
Sydney 2000
Grosser Sprung in die Neuzeit – zu den bislang erfolgreichsten Spielen. Gleich am Morgen des ersten Tages setzen die Triathletinnen Brigitte McMahon und Magali Messmer den Ton, als sie Gold und Bronze gewinnen. Zum gelungenen Team-Ergebnis tragen die Fechterinnen und Mountainbiker mit je zwei Silbermedaillen bei – und wie vier Jahre zuvor der rudernde Charakterkopf Xeno Müller. Neun Medaillen war und blieb in den letzten 69 Jahren der Bestwert – bis heute.
Barcelona 1992

Es gibt nicht nur gelungene Auftritte von Schweizer Delegationen bei Olympischen Spielen. Vergeben sind dabei die Nuller 1908 und 1912 – da ist jeweils überhaupt nur ein Vertreter hingereist. 1992 fliegt jedoch eine über 100-köpfige Delegation nach Barcelona und kehrt mit einer einzigen Medaille nach Hause.
Immerhin hat es die in sich: Der Westschweizer Tennisspieler Marc Rosset schlägt auf dem Weg in den Einzel-Final Grössen wie Jim Courier, Goran Ivanisevic, Wayne Ferreira und Emilio Sánchez und bezwingt in einem faszinierenden Endspiel über fünf Sätze, fünf Stunden und drei Minuten den Spanier Jordi Arrese.
Belinda Bencics langer Weg nach Tokio – unsere exklusive Olympia-Doku
Wir haben die beste Schweizer Tennisspielerin vor den Olympischen Spielen 2021 zwei Jahre lang eng mit der Kamera begleitet. Hier geht es zu Bencics Geschichte.
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