Schöner Geld waschen
Cyberkriminelle haben eine besonders raffinierte neue Betrügerei ausgeheckt: Sie fälschen Websites seriöser Immobilienfirmen, um mit dem Internetauftritt Geld zu waschen. Die Behörden sind offenbar machtlos.

Das Bild zeigt eine Veranda mit Seesicht, «für Romantikliebhaber das perfekte Refugium», verspricht der Text, ein offiziell aussehendes Dokument des Eidgenössischen Finanzdepartements ziert die Seite und suggeriert Seriosität. An der Immobilien-Website Immoswiss-inter.com ist nichts verdächtig. Die zugehörige Firma mit Sitz in Baar ist regulär im Handelsregister eingetragen. Aber sie hat keinen eigenen Auftritt im Internet. Dieser ist eine Fälschung besonders raffinierter Cyberkrimineller, wie die NZZin ihrer heutigen Ausgabe berichtet.
Mehr als zehn ähnliche Fälle
Dabei handelt es sich um eine neue und besonders raffinierte Masche von Cyberkriminellen. Sie suchen real existierende Immobilienfirmen und gestalten professionell daherkommende Websites dazu, um dort ihre zweifelhaften Angebote an ahnungslose Interessenten zu verkaufen. Im Fall Immoswiss dienen diese Angebote den Betrügern dazu, Geld zu waschen. Unter dem Punkt «Stellenangebote» wird nach «Regionalvertretern» gesucht, die für 1400 Euro monatliches Gehalt eine «offizielle Beschäftigung in einer respektablen Gesellschaft» übernehmen wollen, wie es in der Anzeige heisst. Dabei winkt ihnen ein Betrag von 1400 Euro monatlich. Meldet sich ein Interessent bei der Firma, bekommt er einen Vertrag mit den konkreten Aufgaben zugeschickt. Die Angeworbenen bekommen Geldbeiträge auf ein persönliches Konto überwiesen und sollen dieses Geld auf andere Konten transferieren. Der ahnungslose Kunde wäscht laut der Melde- und Analysestelle Informationssicherung (Melani) mit diesen Transaktionen Geld aus E-Banking-Betrügereien.
Die Firma Immoswiss weiss über das Angebot Bescheid. Auf das illegale Treiben sei man laut NZZ aufmerksam geworden, weil mehrere Betroffene den Arbeitsvertrag an den Sitz der echten Firma in Baar geschickt hätten. Diese meldete das Treiben daraufhin der Meldestelle Melani. Laut dem Bundesamt für Polizei wurden in den vergangenen Wochen mehr als zehn ähnliche Fälle bei der Stelle gemeldet. Die Behörden sind somit alarmiert, aber die Strafverfolgung gestaltet sich schwierig. Die betreffenden Sites lassen sich zwar beim Provider sperren, doch die Kriminellen weichen umgehend auf andere Domains aus, wo sie das identische Portal sofort wieder aufschalten.
Geringe Erfolgsaussichten
Den Behörden fehlen die juristische Handhabe und die nötigen Mittel, um effektiv gegen solche Machenschaften vorzugehen. Kommt dazu, dass die Kriminellen weltweit koordiniert vorgehen, die Strafverfolgungsbehörden aber meistens nur national oder regional agieren können. So auch im Fall Immoswiss. Zuständig für die Verfolgung ist der Kanton, doch die Erfolgsaussichten sind gering. Die Zuger Staatsanwaltschaft musste ein ähnliches Verfahren wegen einer anderen gefälschten Website mangels Ermittlungsansätzen bereits wieder einstellen. Die Firma Immoswiss zögert deshalb auch, den Rechtsweg überhaupt zu beschreiten. Das weitere Vorgehen werde noch geprüft, so sagte Immoswiss gegenüber der NZZ.
Cyberkriminalität verursacht weltweit grosse Schäden. Laut einem Bericht von Interpol vom Mai 2012 belaufen diese sich in Europa auf 750 Milliarden Euro. In der Schweiz gibt es zwar mit der Meldestelle Melani und der Koordinationsstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (Kobik) Anlaufstellen für Betroffene. Doch mehr als Austausch und Koordination können sie nicht anbieten, die strafrechtliche Verfolgung obliegt den kantonalen Behörden, denen meistens die Mittel zur Bekämpfung fehlen. Im Kanton Zürich ist ein Zentrum für die Bekämpfung von Cyberkriminalität immer noch im Aufbau begriffen.
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