Schnupfen, spenden, Alphorn spielen
Kameradschaft und Solidarität stehen im Zentrum des Wirkens des Mürren Snuff Club. Während die Mitglieder untereinander die Geselligkeit pflegen, sammeln sie Geld für «karitative Zwecke und spontane Hilfsaktionen».
«Spiel das Alphorn, ‹Böbs›», ruft einer der Männer mit schwarzer Kappe und schwarzem Poloshirt auf der Terrasse des Restaurants Allmendhubel. «Böbs» ist Albert Feuz, und er ist, wie der Mann, der nach dem Alphorn verlangt hat, auch, Mitglied des Mürren Snuff Club. Dieser feiert bei bestem Wetter seinen Sommertreff. Das Alphorn ist ein Schlauch mit einem aufgesetzten Trichter und dem Schotten John McGregor, Roger Ruh und Allmendhubel-Wirt Pascal Ramponi als Stützen. Und tatsächlich entlockt Feuz dem Instrument alphornähnliche Klänge. Zur Freude der Touristen auf der Terrasse.
Nach der Musik gibt es erst einen deftigen Spruch und dann eine Prise Schnupftabak. «Haatschu», lautstark muss eines der Clubmitglieder in sein Taschentuch mit Vereinsemblem niesen. Sofort greift der Betroffene zu seinem Geldbeutel und bezahlt 20 Franken ins Sparschwein. «Auf Vorrat», wie er lachend erklärt. Gemäss den Statuten beträgt die Busse für das Niesen nach einem Schnupf zwei Franken.
Bussen, Schweine, Solidarität
Ja, beim Snuff Club dreht sich neben der Freundschaft viel um Geld. Wenn ein Mitglied in Mürren unterwegs ist und ohne Schnupftabakdose und Vereinstaschentuch «erwischt» wird, muss er zahlen. Wenn einer an der Generalversammlung Clubkrawatte oder Pin vergessen hat, muss er zahlen. Und richtig teuer kann eine Verspätung bei der Snuffer Trophy, dem Curlingturnier des Clubs, werden: drei Franken pro Minute. Da kommt einiges zusammen, vor allem weil die Mitglieder selbst grosszügig aufrunden und auch oft ohne Vergehen Geld in eines der Sparschweine stecken. Die Schweine sind an jedem Clubanlass dabei und auch in verschiedenen Mürrner Lokalen ansässig. Schliesslich sind viele Wirte Vereinsmitglied.
So wird gesnifft:
Was mit dem Geld geschieht, ist in den Statuten festgehalten. «Die Clubeinnahmen werden hauptsächlich für karitative Zwecke und spontane Hilfsaktionen in Mürren und Umgebung eingesetzt.» So steuerte der Verein namhafte Beiträge an den Defibrillator der Feuerwehr oder den Brunnen der Begegnung bei. Auch Vereine wie die JO oder die Musikgesellschaft wurden schon unterstützt.
«Auch Nichtmitglieder können gern eines der Schweine füttern», meint Vereinspräsident Urs Keller. Und er betont: «Unsere Vereinsanlässe – Sommertreff und GV – sowie ein Teil des beliebten, öffentlichen Curlingturniers Snuffer Trophy finanzieren wir mit den Jahresbeiträgen. Alles, was – von wem und wie viel auch immer – in ein Schwein gesteckt wird, wird statutenkonform gespendet.»
So klingt das Alphorn:
Mitglied auf Empfehlung
«Als neues Mitglied wird man von bestehenden Mitgliedern empfohlen», erklärt Keller. «Wir schauen, wer zu uns passen könnte.» Denn Geselligkeit und Pflege der Freundschaft seien neben der Solidarität der zweite Hauptzweck des Vereins. Wenn sich nach der Empfehlung zwei «Götti» fänden, könne sich ein mögliches Neumitglied an der GV vorstellen kommen. «Das sollte möglichst originell sein», erklärt Keller. Momentan gehören dem Verein laut Keller 30 Mitglieder an. Sie kommen aus Mürren, der restlichen Schweiz, Schweden, Deutschland, Schottland, England. «Gerade die Mitglieder in Mürren sind wichtig», erklärt Keller. «So wissen wir, was im Dorf geht und ob jemand Hilfe braucht.» Ein Mürrner Wirt oder Handwerker bekomme es mit, wenn jemand im Dorf einen Unfall gehabt habe und nun beispielsweise auf einen Rollstuhl angewiesen sei. «In dem Fall verfügt der Vorstand über einen gewissen Spielraum, um in eigener Kompetenz Soforthilfe zu leisten.»
Der Verein ging 1964 aus dem Curlingclub Mürren Tächi hervor, mit dem er heute noch eng verbunden ist. Was sich etwa darin zeigt, dass der Snuff Club virtuell auf der Website der Curler zu Hause ist. Der Tabak stehe weniger im Zentrum. «Ich beispielsweise schnupfe nur, wenn ich in Mürren bin», sagt der im Aargau wohnhafte Bieler Urs Keller, der seit seiner Kindheit mit dem Bergdorf verbunden ist. «Aber vertragen sollte man zwischendurch eine Prise, sonst wirds teuer», meint er lachend.
Auf diesem Linkfinden Sie Informationen zum Snuff-Club.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch