Schnegg: «Ich habe Uwe E. Jocham nie als CEO gewählt»
Die Wahl von Uwe E. Jocham zum CEO der Insel-Gruppe wurde gemäss «Bund» von langer Hand durch SVP-Regierungsrat Pierre Alain Schnegg geplant. Er bestreitet dies.

Herr Schnegg, Sie betonen gerne, dass die Wahl des CEO der Insel-Gruppe ausserhalb Ihrer Kompetenz liegt. Nun wurde bekannt, dass Sie seit Monaten darauf hingearbeitet haben, Uwe E. Jocham an die operative Spitze zu hieven. Weshalb?Pierre Alain Schnegg: Zuerst muss ich festhalten, dass wir vor dem letzten Sommer erkannt haben, dass es beim Inselspital Probleme bei der Führung gibt. Und mit Herrn Jocham haben wir eine starke Persönlichkeit gewinnen können, was mich freut. Aber ich habe Jocham nie – und ich betone, nie – als CEO gewählt. Nur der Verwaltungsrat kann das. Und ich hatte diesbezüglich nie Kontakt mit dessen Mitgliedern.
Gemäss «Bund» haben Sie aber im letzten Sommer einen Zeitplan ausgearbeitet, der aufzeigt, wie Jocham sowohl Verwaltungsrat als auch CEO werden soll. Zusammen mit meinen Regierungskollegen Christoph Ammann und Bernhard Pulver haben wir Jocham im letzten Sommer getroffen, als wir erfahren haben, dass er CSL Behring verlässt. Unsere Idee war, dass eine solche Persönlichkeit dem Kanton Bern viel bringen könnte. Zudem war damals ein Sitz im Verwaltungsrat der Insel-Gruppe vakant. Deshalb wollten wir von Jocham wissen, ob er an einem solchen Mandat interessiert sei.
Und Herr Jocham stellte die Bedingung, dass er sowohl Verwaltungsrat als auch CEO werden wolle? Nein, es gab keine solche Bedingung. Nach den Gesprächen haben wir aber verschiedene Szenarien angeschaut. Dazu gehörten auch Abklärungen zu einem möglichen Doppelmandat. Wir haben aber lediglich analysiert, ob das möglich wäre und welche Vor- und Nachteile so etwas hätte. Aber noch einmal: Der Regierungsrat hat Jocham nicht als VR-Delegierten und CEO gewählt, sondern lediglich als Verwaltungsratspräsidenten.
Mussten Sie diesen Umweg nicht einfach gehen, weil der vorherige VR-Präsident Joseph Rohrer gegen ein Doppelmandat von Jocham war? Nein. Die Trennung von Herrn Rohrer hatte andere Gründe. Innerhalb der Insel-Gruppe gab es gewisse Probleme. Ich erinnere beispielsweise an die Neuorganisation und die Frage nach der Vertretung der Pflege in der Direktion. Zudem hat die Fusion von Inselspital und Spital Netz Bern Spuren hinterlassen. Für den Kanton Bern ist das Inselspital viel zu wichtig, als dass wir nichts unternehmen, wenn es Probleme gibt.
Sie haben auch nie via Rohrer versucht, Einfluss auf die Wahl des CEO zu nehmen. Mit Rohrer hatten wir regelmässige Kontakte und über verschiedene Problematiken gesprochen.
Auch über die Besetzung des CEO-Postens? Ich kann mich nur wiederholen: Die Wahl des CEO ist in der alleinigen Kompetenz des VR.
Sind Sie also der Meinung, dass Sie mit Ihrem Vorgehen weder Ihre Kompetenzen verletzt noch geritzt haben? Absolut, dieser Meinung bin ich.
Und der Gesamtregierungsrat war stets über Ihre Abklärungen und Pläne informiert? Ja, meine Kollegen waren seit Monaten involviert.
Zurück zum Doppelmandat: Noch immer ist offen, ob Jocham Verwaltungsrat bleibt oder nicht. Weshalb? Wir müssen im Regierungsrat die nächsten Schritte besprechen. Grundsätzlich ist für mich wichtig, dass wir eine starke Führungscrew in der Insel haben. Das gilt sowohl für die strategische als auch die operative Ebene.
Jocham hat ein Doppelmandat von Anfang an angestrebt. Es macht den Eindruck, als liessen Sie sich von ihm auf der Nase herumtanzen. Dieser Eindruck ist klar falsch. Wir werden die Entscheidung treffen, die am besten für das Inselspital und nicht für eine einzelne Person ist.
In einem Gutachten wird gemäss «Bund» vor Interessenkonflikten gewarnt. Nehmen Sie das ernst? Selbstverständlich. Und nicht nur ich, sondern der gesamte Regierungsrat.
Sollten eine Gewaltentrennung und ein unabhängiges Kontrollorgan in der grössten Spitalgruppe des Landes nicht eine Selbstverständlichkeit sein? Doch. Es ist denn auch absolut klar, dass Jocham nicht in seiner Funktion als Verwaltungsratspräsident bleiben kann. Ob er aber einfaches VR-Mitglied bleibt, muss der Gesamtregierungsrat entscheiden, und diese Gespräche stehen noch an.
Bei der CEO-Wahl hat der VR auf ein Auswahlverfahren verzichtet. Wäre Jochams Position nicht stärker, wenn er sich gegen Konkurrenz durchgesetzt hätte? Das kann ich nicht beantworten. Ich war in den Prozess nicht involviert. Im Dezember habe ich erfahren, dass der Verwaltungsrat einen neuen CEO suchen will. Wichtig ist aber auch, dass es nicht zu lange dauert, bis ein solcher gewählt ist. Zu diesem Schluss ist der Verwaltungsrat wohl auch gekommen.
Jetzt müssen Sie wieder einen neuen Verwaltungsratspräsidenten suchen. Was sollten Kandidaten mitbringen? Sie müssen viel Führungserfahrung haben, gute Kenntnisse der Universität und der Spitallandschaft, Erfahrung mit grossen Bauvorhaben und sollten gut vernetzt sein. Zudem wäre von Vorteil, wenn er oder sie die Berner Gegebenheiten kennen würde.
Also beispielsweise ein abtretender Regierungsrat wie Bernhard Pulver oder Barbara Egger? Wenn Sie eine Liste wollen, können Sie noch einige Personen anhängen. Hans-Jürg Käser tritt auch ab, und Andreas Rickenbacher ist auch nicht mehr im Regierungsrat.
Wie läuft eine solche Suche ab? Zuerst müssen wir eine Aufnahme der vorhandenen und eventuell fehlenden Kompetenzen im heutigen VR machen. Dann werden wir eine Longlist von möglichen Kandidaten erstellen und im Regierungsrat besprechen. Anschliessend kontaktieren wir geeignete Personen.
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