Schlammschlacht vor den Wahlen
Im Wahlkampf um das Gemeindepräsidium von Konolfingen greift man zu unlauteren Methoden: Gerüchte werfen der parteilose Kandidatin Ursula Burkhalter vor, sie hätte ihren Stiefsohn aus dem Hause vertrieben.
Mit einem Brief wurde dieser Zeitung zugetragen, dass Ursula Burkhalter Buri «nicht würdig» sei, Gemeindepräsidentin von Konolfingen zu werden. Der Vorwurf: Sie erwähne in ihrem Lebenslauf nur die beiden Söhne, die sie mit ihrem Ehemann Christian Buri habe. Dessen Sohn, der aus der Ehe mit Buris verstorbener Ehefrau stammt, sei aus dem Haus vertrieben worden und werde während der Wahlkampagne verleugnet.
«Unter der Gürtellinie»
E-Mails, die Ursula Burkhlter als «Rabenmutter» darstellen, hat auch der Konolfinger FDP Präsident Adrian Zimmermann erhalten. «Ich wurde auch persönlich darauf angesprochen, dass Ursula Burkhalter wegen familiärer Probleme nicht wählbar sei», sagt der ehemalige Gemeinderat. Er ist betroffen über die unfaire Art, wie in Konolfingen Wahlkampf betrieben wird. «Das zielt unter die Gürtellinie und hat nichts mit Sachpolitik zu tun.»
Drei Parteien für Burkhalter
Die FDP musste von verschiedenen Seiten ebenfalls Kritik einstecken, weil sie die parteilose Kandidatin unterstützt. Dass sie dies tut sei «beschämend», steht in einem Schreiben an diese Zeitung.
Die FDP, SP und EVP unterstützen gemeinsam Ursula Burkhalter. Offiziell stellt sich die SVP hinter ihren Bisherigen, den 57-jährigen Coiffeurmeister Peter Moser. Für ihre drei Gemeinderatssitze – man hofft auf einen vierten – tritt die Mehrheitspartei mit 21 Kandidierenden zu den Wahlen an. Der Gedanke, dass die Schlammschlacht gegen Burkhalter aus SVP-Kreisen lanciert wurde, liegt nahe. Dieses Ansinnen weist SVP-Präsident Thomas Hofer vehement zurück: «Solches kommt ganz klar nicht von uns. Es gibt natürlich Gerüchte, aber die will ich nicht kommentieren.» Mehr will er nicht sagen, nur soviel: «Das rennen zwischen Moser und Burkhalter ist offen, ich bin gespannt wie es ausgeht.»
Anonyme Kampagne
Ursula Burkhalter bestätigt, dass gegen sie eine regelrechte Schlammschlacht laufe. Plakate von ihr werden verunstaltet. Zudem erhalte sie anonyme Zuschriften die ihr vorwerfen, sie verleugne ihren Stiefsohn. «Aber keiner der Gegner hat den Mut, mich offen anzusprechen. Die ganze Kampagne läuft hintendurch», sagt sie. Dabei hätte sie von Anfang an mit offenen Karten gespielt. «Bei meiner Zusage für die Gegenkandidatur habe ich die Parteipräsidenten über unsere familiären Probleme informiert.» Diese sichern ihr jetzt auch uneingeschränkte Solidarität zu. Burkhalter betont, sie habe ihren Stiefsohn nie verleugnen wollen. «Im Wahlprospekt erwähnte ich ihn nicht, weil er ja schon seit zwei Jahren nicht mehr auf dem Hof wohnt.»
Für Selbständigkeit
Ursula Burkhalter heiratete den verwitweten Christian Buri, dessen Sohn damals fünf Jahre alt war. «Ich habe während 12 Jahren versucht, meinen Stiefsohn nicht als Halbwaisen und Opfer zu behandeln», sagt sie rückblickend. Sie und ihr Mann seien stets bestrebt gewesen, den Jungen wie ihre eigenen Kinder konsequent zu Verantwortung und Selbständigkeit zu erziehen. Leider habe ein festgefügtes Umfeld diese Bestrebungen hintertrieben und den Stiefsohn als bedauernswertes Opfer behandelt.
Politik fand Opfer
Mit fast 18 zog der Jugendliche dann aus. «Die Wahlkampagne stempelt ihn nun wieder ganz klar zum Opfer und missbraucht ihn zu politischen Zwecken», stellt die langjährige Konolfinger Spitexleiterin und schaut gelassen in die Zukunft. Sie sei ausgefüllt mit ihren Tätigkeiten als Mutter, Bäuerin und Gesundheitsschwester. Würde sie als Gemeindepräsidentin gewählt, liesse sie ihre Berufstätigkeit fallen, um sich auf ihr Amt zu konzentrieren. «Beruflich können mir meine Gegner offenbar nichts vorwerfen, aber sie fanden eine Schwachstelle in meinem Privatleben.» Ob diese entscheidend für die Wahl sein wird, zeigt sich am Wahlsonntag, 29. November.
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