Forschung an der Uni FreiburgSchlafstudie liefert überraschende Ergebnisse für Serienjunkies
Die Aufregung beim Anschauen von spannenden Serien stört den Einschlafprozess nicht, haben Forschende in Freiburg herausgefunden. Langweilige Dokus jedoch schon.

Im Schlaflabor der Universität Freiburg haben Forschende untersucht, wie 50 junge Erwachsene schliefen, nachdem sie einen Abend lang am TV Serien geschaut hatten. Rund drei Stunden lang glotzten die 18- bis 28-Jährigen in einen Bildschirm und konsumierten dabei unterschiedliche Serien. Eine Gruppe schaute spannende Folgen einer Serie, wobei diese bei den einen mit einem Cliffhanger – ein offener Ausgang einer Episode – endeten. Eine Gruppe schaute normale Serien ohne diese Spannungsbögen, und einige schauten eine Dokumentation über Inseln und nachhaltige Energien.
Im Schlaflabor wurde danach der Schlaf gemessen, einerseits über subjektive Einschätzung der Teilnehmenden, andererseits waren die jungen Erwachsenen verkabelt, und ihre Hirnstromkurven, Herzaktivitäten und Cortisollevel wurden gemessen. Die Studienverantwortlichen schreiben, dass sie eigentlich erwartet hätten, dass die Gruppe, welche spannende Serien geschaut habe, schlechter einschlafen würde und eine unruhigere Nacht hätte. Dies ging zumindest aus bisherigen Forschungen hervor.
Spannende Folgen ohne Auswirkungen
Die jungen Schweizerinnen und Schweizer erfüllten diese Erwartungen allerdings nicht. Im Gegenteil. Diejenigen, die drei oder vier Folgen einer Serie wie «How to Get Away With Murder», «Orphan Black», «Sense8» oder «The Sinner» geschaut hatten, schliefen sogar schneller ein als die Probandinnen und Probanden, welche die ruhigen Insel-Dokus angeschaut hatten. Die Schlafqualität war etwa gleich. Nur die Gruppe, welche den Fernsehabend mit einem Cliffhanger abschliessen musste, hatte zu Beginn der Nacht etwas schlechtere Werte. Eingeschlafen waren aber auch diese Teilnehmenden schneller als jene, die Dokumentationen schauen mussten.
Die Studie wird in der nächsten Ausgabe des «Sleep Magazine» veröffentlicht und legt nun nahe, dass das sogenannte Binge-Watching – mehrere Folgen der gleichen Serie am Stück zu schauen – bei jungen Erwachsenen keine negativen Auswirkungen auf den Schlaf hat. Und zwar selbst dann, wenn es sich um spannende Episoden handelt, welche die Leute eigentlich aufregen. Einzig, wenn die Folge in einem Cliffhanger endet, gibt es eine leichte Verschlechterung des Schlafs, aber nicht im erwarteten Ausmass.
Dokus wohl zu langweilig
Eine Dokumentation über Inseln und nachhaltige Energie hat da schon eher negative Folgen. Dafür haben die Forschenden der Uni Freiburg auch eine Erklärung. Die jungen Leute hätten sich bei der Doku womöglich gelangweilt und ihre Gedanken schweifen lassen. Langeweile führe häufiger zu negativen Gefühlen wie Frust, Ärger oder Traurigkeit, was dann das Einschlafen erschwert haben könnte, führen die Autorinnen und Autoren aus. Sie geben dies auch als Mangel an ihrer Studie an; sie waren vor allem daran interessiert, wie sich spannende Serien auf den Schlaf auswirken und hatten dabei wohl nicht eine genug neutrale Dokumentation ausgewählt, sprich, die für die Untersuchung berücksichtigte war zu langweilig.
Zudem hätten sie wohl auch einen Vergleich mit einer Gruppe machen sollen, die gar nicht Fernsehen geschaut habe, schreiben die Studienautorinnen und -autoren. Die Ergebnisse würden zudem nur für junge, gesunde Leute gelten, die keine Schlafprobleme hätten. Bei älteren Menschen oder solchen mit schlechtem Schlaf könnten die Resultate von Binge-Watching ganz anders ausfallen.
Besser gar keine Medien
Die Studienteilnehmenden erhielten für die zwei Abende, die sie im Schlaflabor verbrachten, jeweils 130 Franken Entschädigung. Sie wurden zufällig in die jeweiligen Gruppen eingeteilt und bekamen Serien vorgesetzt, die sie noch nicht kannten. Die meisten der Teilnehmenden waren Frauen (39 von 50), im Schnitt waren sie 22 Jahre alt. Von zu Beginn 63 Freiwilligen wurden während der Studie einige ausgeschlossen, weil ihre Hirnstromsignale ungültige Resultate hervorbrachten oder sie nicht lange genug schliefen, um eine komplette Auswertung zu erhalten.
Abschliessend empfehlen die Studienautorinnen und -autoren, dass Episoden mit Cliffhangern wohl kurz vor dem Schlafengehen eher nicht konsumiert werden sollten. Und noch besser als Serien oder Dokumentationen zu schauen, sei wohl, die Zeit mit digitalen Medien am späteren Abend auf ein Minimum zu reduzieren.
Fehler gefunden?Jetzt melden.