0:0 zwischen England und den USAMit diesem Punkt aus einem lauen Spiel können alle gut leben
In der zweiten Runde der Gruppe B holen sich England und die USA einen Punkt. Im letzten Spiel haben beide den Achtelfinal in den eigenen Füssen.

Die Fifa kann Harry Kane die «One Love»-Binde verbieten. Aber sie kann den englischen Captain nicht daran hindern, mit einer Uhr ins Stadion zu laufen, die die Farben des Regenbogens zeigt. Der Protest war teuer und leise. Teuer, weil die Uhr 535’000 Pfund kostet. Leise, weil die Aktion unbemerkt geblieben wäre, wenn nicht in den sozialen Medien ein Foto davon die Runde gemacht hätte. Noch leiser als Kanes Protest vor einigen Tagen war Englands Auftritt beim 0:0 gegen die USA. Kane selbst hatte in der 93. Minute die einzige Torchance der zweiten Halbzeit. Er vergab sie per Kopf.
Hätte der englische Captain in diesem Moment das 1:0 erzielt, der Sieg wäre unverdient gewesen. Denn die besseren Möglichkeiten hatten die Amerikaner. Allen voran Christian Pulisic: Er schoss nach einer halben Stunde an die Latte und scheiterte zehn Minuten später mit dem Kopf. Es waren die zwei besten Chancen. Ansonsten war dieses 0:0 vor knapp 70’000 Menschen im Al-Bayt-Stadion laue Kost.
Gareth Southgates England war mit der gleichen Startformation wie gegen den Iran angetreten. Von der 6:2-Gala im Startspiel war sein Team jedoch weit entfernt. Southgate wird kaum gut wegkommen in den englischen Samstagsblättern. Aber mit diesem Punkt gegen die USA kann der Trainer eigentlich gut leben. Denn England hat es am 29. November im britischen Derby gegen Wales in den eigenen Füssen, den Achtelfinal zu erreichen. Gleiches gilt für die USA: Gewinnen sie gegen den Iran, stehen sie unter den letzten 16 dieser WM.
Gut, es gab diese zwei Torchancen. Aber was uns hier bisher vorgesetzt wird, hat mit der Gala von England gegen Iran in der ersten Runde nichts mehr zu tun. Zusammenfassung nach 25 Minuten: Trainer lässig, das Spiel mässig.
Haji Wright kommt im Zentrum an den Ball. Sein Abschluss mit dem Kopf fliegt vorbei. Erste Chance für die USA. Wenngleich keine besonders gute.
Was Opta zuweilen ausgräbt, ist schon fabelhaft: Bukayo Sakas Einsatz ist der 100. eines Arsenal-Spielers an einer Endrunde. Das haben erst vier Teams geschafft: Manchester United, Liverpool und Tottenham.
So, und wir haben die erste Torchance. Bellingham spielt auf Saka, der leitet weiter auf Kane. Alles direkt, alles in einer gefälligen Schnelligkeit vorgetragen. Aber die Amerikaner blocken Kanes Schuss. Und die anschliessende Ecke bringt nichts ein.
Aber wir halten an dieser Stelle fest: Kane, der wegen Knöchenproblemen fraglich war, ist nicht nur gesund, sondern schon jetzt wieder gefährlich.
Lassen wir die US-amerikanische Serie «The Simpsons» die ersten sieben Minuten zusammenfassen:
Die beiden Teams spielen übrigens zum dritten Mal an einer WM gegeneinander. Wer denkt, dass England heute den dritten Sieg einfahren kann, Achtung: 1950 verloren die Engländer in Brasilien. 2010 spielten sie in Südafrika 1:1. Oder anders ausgedrückt: An einer WM hat das Mutterland des Fussballs noch nie gewonnen gegen das Land, in dem Fussball maximal die kleine Tochter des Football ist.
Hat was, wie Gareth Southgate ohne Krawatte an die Bank gelehnt die ersten Minuten verfolgt und sich neben ihm US-Trainer Gregg Berhalter mit einem T-Shirt begnügt. Lässigkeit in Katar.
Auch vor dem zweiten Spiel: Die Engländer sind niedergekniet. Als Zeichen für Toleranz. Und auf den TV-Bildern war es sogar wunderbar zu sehen. Danke Regie.
Los geht’s im Al-Bayt-Stadion in al Khor. Schiedsrichter ist der Venezolaner Jesus Valenzuela. Es ist der erste WM-Match in der Karriere des 39-Jährigen.
Gregg Berhalter stellt diese Startformation auf.
Damit zurück zu England gegen die USA. Warum sollte Gareth Southgate irgendetwas ändern, nachdem er das Startspiel 6:2 gewonnen hat? Tut er auch nicht. Er schickt die gleiche Startformation auf das Feld.
Ein paar Minuten bleiben uns noch. Verlassen wir dafür diese Partie und wenden uns kurz anderen Themen zu. Lesen Sie zum Beispiel:
wie auf die katarische Goalie-Schule jede Menge Arbeit wartet,
wie die Karriere von Fifa-Chef Gianni Infantino explodierte und
wie die Iraner vor dem Spiel gegen Wales gesungen haben – und danach ihren emotionalsten Sieg feierten.
… und herzlich willkommen zur zweiten Runde in der Gruppe B. Gruppe B? Das ist die Gruppe, in der heute Gareth Bale mit Wales gegen Iran gespielt und verloren hat. Gegen jenes Team also, das beim Auftakt gegen England mit 2:6 untergegangen ist.
Heute Abend treffen die Engländer auf die USA (Anpfiff 20 Uhr MEZ), die in der ersten Runde einen Punkt gegen Wales geholt hatten.
Die Ausgangslage für England ist einfach: Gewinnt das Team von Gareth Southgate, steht es im Achtelfinal.
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