Schauspielchef Inan: «Alles hat sich zum Guten gewendet»
Cihan Inan erklärt, was zu seiner Kehrtwende geführt hat: Entscheidend sei vor allem, dass das Schauspielensemble hinter ihm stehe.

Cihan Inan, im April wollten Sie gehen, nun haben Sie doch den Vertrag verlängert. Wie hat die neue Stiftungsratspräsidentin Nadine Borter Sie überzeugt?Cihan Inan: Nadine Borter will, dass in den letzten zwei Jahren, bis 2021 die neue Intendanz startet, Ruhe einkehrt. Sie hatte sich mit dem Ensemble besprochen. Dieses wollte, dass ich bleibe. Das hat mich gefreut. Deshalb ist es richtig, den Weg bis 2021 gemeinsam zu gehen.
Sie hatten sich doch innerlich schon verabschiedet vom Haus. Wir wurden alle überrascht von den Ereignissen (von der Freistellung Stephan Märkis, Anm. d. Red). Ich hatte schon vor der Nichtverlängerung im April einiges angedacht für die Spielzeit 2019/2020. Darauf kann ich jetzt aufbauen. Ja, ich war innerlich schon weg, aber jetzt hat sich alles zum Guten gewendet.
Die Verhandlungen haben nun doch vier Wochen gedauert. Was war der Knackpunkt? Das lag weniger an den Verhandlungen an sich. Wir wollten sichergehen, dass die Leute im Haus hinter diesem Entscheid stehen, insbesondere das Schauspielensemble. Es hat viele Gespräche gegeben, und das hat ein wenig gedauert.
Das Ensemble hat sich heute – öffentlich – wieder hinter Sie gestellt. Ein spezielles Zeichen. Das war ein Vorschlag von Nadine Borter, den ich total begrüsst habe. Lange wurden die Schauspieler am Haus zu wenig gehört, als es in der Sparte immer wieder brodelte. Jetzt wollen wir ein Zeichen setzen, wie man an diesem Haus miteinander umgeht.
Es gab in letzter Zeit viel Knatsch und viele Wechsel. Was muss passieren, dass bei Konzert Theater Bern wieder Ruhe einkehrt? Nach meinem Rücktritt standen einige Mitarbeiter am Haus unter Schockstarre. In der Sommerpause hatten alle Zeit, darüber nachzudenken, und dann gings im August weiter. Arbeit heilt die Wunden. Im Alltag sieht man dann, dass es weitergeht und dass das Haus auch unter den neuen Umständen funktioniert. Ich habe den Eindruck, dass derzeit sehr offen geredet wird, auch über die Umgangsformen.
Die Spartenleiter tragen in den nächsten drei Jahren mehr Verantwortung. Haben Sie nun mehr zu tun? Nein. Es gibt Lücken, weil die Marketing- und die Kommunikationsleitung noch nicht gesetzt sind. Das muss man überbrücken. Vieles bleibt, wie es war, anstatt einen Intendanten gibt es einen interimistischen Vorsitz durch den kaufmännischen Direktor, Anton Stocker. Wir arbeiten effizient, diskutieren auf Augenhöhe und transparent.
Das war offenbar nicht immer so. Das war der Grund, warum ich im April gesagt habe, dass ich so nicht weiterarbeiten will.
Eine Geschäftsleitung mit allen Spartenleitern ist auch eine Geschäftsleitung, bei der einige beachtliche Egos aufeinanderprallen. Wie verhindert man hier Machtkämpfe? Das erfahren wir diese Spielzeit. Jeder will für seine Sparte das Maximum herausholen, klar. Aber in der Geschäftsleitung gibt es ja noch den Betriebsdirektor und den kaufmännischen Direktor. Sie sehen zu, dass sich das in etwa ausgleicht. Wir versuchen jetzt einen direkten, fairen Austausch untereinander. Wir arbeiten jetzt einen Monat so. Die Offenheit, die herrscht, führt dazu dass alles ausgesprochen wird.
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