«Satire muss etwas nerven»
Mit seinem vierten Soloprogramm «Aussetzer» begeisterte Nils Althaus im Stadtkeller das Publikum als Sänger, Musiker, Schauspieler und Kabarettist.

Mit seinem Charme, seinem Humor und seiner scheinbaren Spontanität fesselte Nils Althaus die gut 80 Gäste im Stadtkeller Unterseen von Beginn weg. Unverblümt berichtet der in Gümligen aufgewachsene Künstler von seinem Coming-out als bekennender Gutmensch und den traumatischen Folgen bei seiner Mutter und seiner Frau. «Meine Frau hat ein Kind bekommen – nun bin ich zweifacher Vater», erklärte er dem Publikum.
Er erzählte von den Zeiten, als alle Jungs entweder «Tschütteler» oder Pilot werden wollten und später das Leben eines Bankers führen. Mit erfundenen Berufen präsentierte er ein paar Alternativen.
Sein Wunschberuf jedoch sei Anästhesist gewesen. «Wichtig ist Bildung, Bildung und nochmals Bildung. Ja! Bildung ist, was man braucht, um zu wissen, dass man es braucht», stellte er fest und entfachte die ersten Lacher im ausgebuchten Lokal.
Pränatale Frühförderung
Für den Biochemiker ist das Leben von Spermatozyten kein Buch mit sieben Siegeln. Er greift zur Gitarre und besingt ihr Leben. «Wir haben noch nicht mal Augen und schlängeln uns halt mal so durch. Doch die Konkurrenz ist gross, und wir müssen ums Überleben kämpfen», intoniert der Künstler.
Gleichzeitig greift er damit das Thema Frühförderung auf und betont, dass diese möglichst früh beginnen sollte, am besten schon pränatal. Musikalisch löst er Geldprobleme mit Gala-Chäsli und besingt ein Gespräch zwischen Gefangenem und Gefängniswärter mit dem Fazit, dass eigentlich der Gefangene der freiere Mensch sei, weil er weder selber denken noch Entscheidungen treffen müsse.
Der goldene Mittelweg
Die Pointen des 36-jährigen Künstlers sind keine leeren Floskeln – sie enthalten sehr viel Wahrheit, die aber erst beim zweiten Impuls wahrgenommen wird. Was vorerst lustig wirkt, stimmt unvermittelt besinnlich.
So nimmt er den viel gepriesenen Mittelweg unter die Lupe und macht die Überlegung, was passieren würde, wenn ein Autofahrer und ein entgegenkommender Geisterfahrer gleichzeitig den goldenen Mittelweg wählen würden.
Nachdenklich stimmt sein Spiel mit den hölzernen Puppen George und Alain. Nach dem Motto: Wie du mir, so sich dir, treten sich die beiden, so fest es geht, zwischen die Beine. Er befasst sich mit Ethik und hinterfragt Aristoteles und Organspenden.
«Satire muss ein bisschen nerven», erklärte Althaus, bevor er sich mit einem eher melancholischen Lied, in welchem sich alles in Staub und Asche verwandelt, verabschiedete.
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