Sambias Präsident Sata ist tot
Michael Sata prägte die Politik seines Landes Sambia jahrzehntelang mit, seit 2011 war er dort Präsident. Nach seinem Tod übernimmt sein Vize die Amtsgeschäfte - er ist der erste weisse afrikanische Staatschef seit 1994.

Nach langer Krankheit ist der sambische Präsident Michael Sata im Alter von 77 Jahren gestorben. Das teilte die Regierung des Landes im südlichen Afrika mit. Bis zur Wahl seines Nachfolgers in spätestens 90 Tagen übernimmt Vizepräsident Guy Scott, ein Weisser schottischer Abstammung, die Amtsgeschäfte. Er ist damit der erste weisse Staatschef eines afrikanischen Landes seit Frederik de Klerk, der 1994 in Südafrika die Macht nach dem Ende des Apartheid-Regimes abgab.
Die Regelung mit Scott als Übergangspräsidenten wurde vom sambischen Verteidigungsminister Edgar Lungu mitgeteilt. Lungu hatte Sata als Präsident vertreten, seit dieser sich in diesem Monat wegen einer langwierigen Krankheit in einer Londoner Klinik behandeln liess. Lungu ist auch Generalsekretär der Regierungspartei Patriotische Front.
Der 70-jährige Scott hat erklärt, dass er keine Ambitionen auf das Präsidentenamt habe. Analysten zufolge kann er auch deswegen nicht zu einer Präsidentenwahl zugelassen werden, weil er nicht in Sambia geboren wurde. Bereits Scotts Ernennung zum Vizepräsidenten hatte 2011 für Wirbel gesorgt. Er war zuvor Landwirtschaftsminister gewesen und hatte auch im sambischen Finanzministerium gearbeitet.
Gerüchte über todbringende Krankheit
Sata starb am späten Abend im Kreise seiner Familie, teilte Kabinettssekretär Roland Msiska mit. Er war seit September 2011 Präsident der einstigen britischen Kolonie Nordrhodesien.
Gerüchte über eine möglicherweise todbringende Krankheit Satas machten seit einigen Monaten die Runde, weil der Präsident sich kaum noch in der Öffentlichkeit zeigte. Die Opposition kritisierte, dass die Regierung keine Details über seinen Gesundheitszustand veröffentlichte.
Am 19. September hielt Sata eine Rede zum Auftakt der Sitzungsperiode des Parlaments in Lusaka. Dabei machte er sich über die Spekulationen lustig. «Ich bin noch nicht tot», sagte er damals.
Führende politische Persänlichkeit
Vor einigen Monaten war Sata nach Angaben der Regierung zu einem «Arbeitsurlaub» nach Israel gereist. Auch da wurde schon vermutet, dass es um eine medizinische Behandlung geht. Am 20. Oktober erklärte die Regierung dann offiziell, dass Sata sich im Ausland einer «medizinischen Untersuchung» unterziehe. Dass er nach London fuhr, wurde nicht mitgeteilt.
Der einstige Polizist war über Jahrzehnte eine der führenden politischen Persönlichkeiten des Landes, die meiste Zeit in der Opposition. Lange war er Parlamentsabgeordneter und mehrfach Minister. Er galt als volksnaher Politiker und als scharfzüngiger Redner - sein Spitzname lautete deshalb «Mr. King Cobra».
Immer intoleranter?
Bisweilen lag er über Kreuz mit chinesischen Investoren in der sambischen Bergwerksindustrie und bei Infrastrukturprojekten, die er als ausbeuterisch kritisierte. Seit Übernahme der Präsidentschaft äusserte er sich gemässigter über die ausländischen Investoren.
Doch warfen ihm Kritiker vor, dass er im Lauf seiner Präsidentschaft immer intoleranter geworden sei. Oppositionspolitiker Frank Bwalya legte sich mit Sata an und verglich ihn mit einer Kartoffel, deren örtlicher Name auch als Slangwort für jemand verstockten und beratungsresistenten gilt. Bwalya wurde aber dieses Jahr von Vorwurf der Verleumdung freigesprochen.
Sambia liegt zwischen Angola, Zimbabwe und Mosambik am südlichen Ende des afrikanischen Kontinents und hat rund 15 Millionen Einwohner. Das Pro-Kopf-Einkommen liegt bei knapp 1500 Dollar im Jahr.
sda/AP/ajk
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