Ryan Reynolds, der lebende Ken
Ryan Reynolds hatte Scarlett Johansson, zeigt sich in «Green Lantern» bald im engen Heldendress und ist der «Sexiest Man Alive». In die Liga der Hollywood-Traummänner wird er es dennoch nicht schaffen.
Drei Attribute können den Unterschied ausmachen zwischen einem normalen Mann und einem Traummann: gut aussehend (subjektiv), kein Weichei und Humor. Glaubt man dem «People Magazine», ist Ryan Reynolds momentan der «Sexiest Man Alive». Überhaupt wird der 34-jährige Kanadier seit Jahren als Sexsymbol verkauft, so richtig klappen will das jedoch nicht.
Aussehen gut, Ausstrahlung ungenügend
Sympathisch und gut aussehend (objektiv) ist er zwar, das muss man dem Schauspieler lassen. Vor allem sein Sixpack kann sich sehen lassen, das er regelmässig und hübsch eingeölt auf Magazin-Covern präsentiert. Attribut Nummer 1 wäre theoretisch erfüllt. Dumm nur, hat Reynolds die Ausstrahlung von Barbiepuppen-Ken. Das ist wohl auch einer der Gründe, weshalb es in Liebeskomödien nicht so richtig klappen will. In «Definitely Maybe» an der Seite von Rachel Weisz und Isla Fischer wirkte er genauso hölzern wie als Pseudoverlobter von Sandra Bullock in «The Proposal». Funken sprühten da keine, dafür fehlt das gewisse Etwas.
Ein wenig besser scheint ihm die Rolle des toughen Mannes zu behagen, wie er im Thriller «Buried» beweisen konnte. Ein Weichei ist Reynolds mit Hobby Motorradfahren also nicht. Attribut Nummer 2 ist – zumindest auf der Leinwand – erfüllt. Warum er sich nun in der Comicverfilmung «Green Lantern», die ab Donnerstag in den Schweizer Kinos läuft, in ein knallenges Heldendress zwängen muss, lässt sich jedoch nicht wirklich erklären. Mehr als seine Muskeln zur Geltung bringen, kann er darin jedenfalls nicht.
Irgendwie erinnert einen der Schauspieler an Ben Affleck. Dessen Anzug in der Comicverfilmung «Daredevil» war zwar nicht grün wie bei Reynolds, sondern rot. Abgesehen davon gibt es zwischen den beiden doch einige Parallelen. Beide Schauspieler wirken als Typen uncharismatisch und konnten sich dennoch – und für viele unverständlich – zwei der heissesten Frauen Hollywoods angeln. Affleck schaffte es zum Beinahe-Mann von Jennifer Lopez und Reynolds sogar zum Ehemann von Scarlett Johansson, für immerhin fast drei Jahre. Was rieb sich die Männerwelt am 27. September 2008 verwundert die Augen, als Sexbombe Johansson ausgerechnet den mehr oder weniger unbekannten Langweiler Reynolds heiratete. Den meisten war er bis dahin höchstens schwach als Alanis Morissettes Langzeitverlobter mit Hundeblick in Erinnerung.
Bemüht ironisch
Aufgewachsen ist der Kanadier als jüngster von vier Brüdern in Vancouver. Mit 15 startete er seine Schauspielkarriere in der Nickelodeon-Serie «Fifteen», obwohl er im Schultheater angeblich völlig versagt hat. Als es irgendwann nicht mehr so richtig laufen wollte mit der Schauspielerei, soll er beinahe alles aufgegeben haben. Ein befreundeter Schauspieler überredete ihn jedoch zu einem letzten Versuch in Los Angeles. Tatsächlich, nach der relativ erfolgreichen TV-Serie «Two Guys, a Girl and a Pizza Place» klappte es mit der ersten grossen Hauptrolle im Studentenklamauk «National Lampoon's Van Wilder», Reynolds Durchbruch.
Und genau hier liegt wohl das Problem: beim Attribut Nummer 3, dem Humor. Ryan Reynolds versucht zwar immer wieder, lustig und – schlimmer noch – ironisch zu sein, er ist es aber nur bedingt. Sein neuster Gag ist das Cover der «Entertainment Weekly». Darauf präsentiert er seinen linken Oberarm, auf dem sein Konterfei eintätowiert ist. Die Überschrift lautet: «Why I am obsessed with Ryan Reynolds. By Ryan Reynolds». Was im Heft folgt, ist eine Liebeserklärung an sich selbst. Natürlich alles ironisch, genau wie die falsche Tätowierung (die allerdings geschickt platziert ist auf seinem prallen Bizeps), aber einfach zu plump.
Unter anderem schreibt Reynolds im Magazin über sich: «Nachdem er im zarten Alter von 19 nach Los Angeles zog – bewaffnet mit nur 600 Dollar und einer Trillerpfeife – etablierte er sich schnell als einer von Hollywoods dynamischsten und talentiertesten Kellnern.» Reynolds findet das lustig. Seinen Humor lässt auch eins der Zitate erahnen, das die Filmdatenbank Imdb.com von ihm gesammelt hat. «I'm not a hockey fan, which is probably why I had to leave Canada in the first place.» Kanada habe er also damals verlassen müssen, weil er kein Hockeyfan sei. Auch das ist höchstens ein Schenkelklopfer für den feuchtfröhlichen Stammtisch. Beim Humor versagt Reynolds also völlig. Er mag zwar der «Sexiest Man Alive» sein, aber eben nur auf dem Hochglanzpapier vom «People Magazine».
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