Rutschung Rotlaui: Referendum als Retourkutsche?
Die Überwachung der Rutschung Rotlaui soll auf Tachymeter-Messung umgestellt werden. Gegen den Kreditbeschluss des Gemeinderats haben 21 Personen das Referendum ergriffen.

Auf der rechten Seite in Flussrichtung des Rotlauibaches, 600 Meter oberhalb von Guttannen, liegen Lockergesteine: die Rutschung Rotlaui. Die Dicke der Rutschmasse wird von der Zollikofer Firma Geotest AG auf 30 bis 70 Meter berechnet, die Masse selbst könne nicht beziffert werden.
Um den Fels überwachen zu können, werden aktuell GPS-Messungen gemacht. Kommt die «Rotlouwi», trifft sie die Grimselstrasse und Installationen der Kraftwerke Oberhasli AG (KWO). Neu sollen die Tachymetermessungen statt GPS die Bewegungen im Fels überwachen. «Im Unterschied zur GPS-Messung wird das Tachymeter-Monitoring aus der Ferne gemacht», erklärt Geologe Daniel Tobler von der Geotest AG.
Dabei würden Reflektoren (s. Text weiter unten) im Gebiet aufgestellt, danach sei ein «Gang ins Feld» nicht mehr nötig. Tobler: «Die Tachymeter-Messung ist dadurch um einiges günstiger und effizienter.» Und die Reflektoren halten laut Tobler «eine halbe Ewigkeit».
Gebiet Rotlaui

Klicken Sie hier, um die Karte zu vergrössern. Grafik: sgb / Quelle: Swisstopo
90'000 Franken bis 2022
Die Umstellung auf Tachymeter und der Betrieb des Monitorings für die nächsten fünf Jahre bis 2022 kostet 90'000 Franken, Geotest hat der Gemeinde Guttannen dementsprechend eine Offerte gemacht, der Gemeinderat hat den Kredit bewilligt. Jetzt regt sich aber Widerstand: Gegen den Kreditbeschluss wurde das Referendum ergriffen, 21 Personen haben unterschrieben, wie dem Anzeiger Oberhasli zu entnehmen ist.
«Hier geht es weder um die Sache noch ums Finanzielle oder die Umwelt, sondern um eine Retourkutsche an die Adresse des Gemeinderats.»
«Hier geht es weder um die Sache noch ums Finanzielle oder die Umwelt, sondern um eine Retourkutsche an die Adresse des Gemeinderats», sagt Gemeindepräsident Hans Abplanalp gegenüber dieser Zeitung. An der Gemeindeversammlung im Mai habe der Gemeinderat das überarbeitete Merkblatt bezüglich Alphüttendächer vorgelegt.
Dieses enthalte die Bestimmung, dass die Dächer jeweils in guter Qualität ersetzt werden müssten. Einer Gruppierung sei dies sauer aufgestossen. Die gleichen Leute würden sich nun im Gegenzug mittels Referendum gegen den Kredit für das Monitoring Rutschung Rotlaui wehren. Von den Referendumsführenden war gestern niemand erreichbar.
Versammlung schon im Herbst
Referendum heisst, die Gemeindeversammlung entscheidet. Und das wird sie wohl an einer ausserordentlichen Versammlung. «Wir haben neben dem Kredit für das Monitoring Rutschung Rotlaui noch weitere Geschäfte, bei denen wir nicht bis Ende Jahr warten wollen», so Abplanalp. Die ausserordentliche Gemeindeversammlung soll im September oder Oktober einberufen werden.
Abplanalp macht sich keine Sorgen, dass der Kredit nicht bewilligt wird. «Wir werden Fachleute einladen, die das Projekt vorstellen.» Ausserdem sei der finanzielle Beitrag der Gemeinde minim. Abplanalp: «Neunzig Prozent werden vom Kanton subventioniert, die restlichen zehn Prozent übernehmen je zu einem Drittel die KWO, die Schwellenkorporation und die Gemeinde.» Das mache für die Gemeinde Guttannen 600 Franken pro Jahr über die Laufzeit von fünf Jahren.
«Im schlimmsten Fall hätten wir im 2018 keine Messung und müssten uns mit dem Mittelwert der letzten Jahre begnügen.»
Trotzdem sei die Verzögerung durch das Referendum zwar nicht sehr schlimm, aber «gut ist es nicht», so Abplanalp. Die Messreihe werde unterbrochen. «Im schlimmsten Fall hätten wir im 2018 keine Messung und müssten uns mit dem Mittelwert der letzten Jahre begnügen», so Daniel Tobler. Insbesondere ob des schneereichen Winters wäre es laut Tobler wünschenswert, wenn noch in diesem Jahr eine Messung gemacht werden kann. Aber die Bewegungen seien in den letzten Jahren zurückgegangen.
Normalerweise wird die Messung im August vorgenommen, die ausserordentliche Gemeindeversammlung wird aber frühestens im September sein. «Ein Monitoring ist bis Oktober durchaus möglich, sofern es noch keinen Schnee hat.»
Tachymeter-Monitoring
Bei der Tachymeter-Messung werden Reflektoren (Spiegel) im betroffenen Gebiet aufgestellt, erklärt Daniel Tobler, Geologe bei der Geotest AG. Bei der GPS-Messung müssen einmal pro Jahr zwei Personen ins Gebiet reisen und die Messung vornehmen. Beim Tachymeter-Monitoring kann dies aus der Distanz gemacht werden. «Die Tachymeter-Messung ist nicht ganz so genau wie GPS, aber immer noch ausreichend», so Tobler.
Ein Laserstrahl wird gezündet, der Spiegel reflektiert den Strahl. So werden via die Spiegel die Distanz und der Winkel zum Gestein gemessen, das in Bewegung ist. Ein Jahr später können dann diese Werte verglichen werden. Eine Messung ist nur bei gutem Wetter möglich, «dies ist aber bei einem Monitoring – im Vergleich zu einem Alarmsystem – kein Problem», sagt Tobler.
Die Reflektoren würden auch den Druck von Schnee oder Steinen aushalten. «Idealerweise werden sie an einem geschützten Ort platziert.» Würde ein Reflektor von Wildtieren angekratzt oder sonst wie verschoben, würde dieser im nächsten Jahr wieder richtig positioniert.
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