Russische Opposition formiert sich im Koordinierungsrat
Nach einer von Hacker-Attacken gestörten Wahl steht das eigene Gremium der russischen Opposition. Der 45-köpfige Koordinierungsrat wird vom 36-jährigen Internetblogger Alexej Nawalny angeführt.

Russlands Opposition setzt auf ein geschlossenes Auftreten: Mit der Wahl eines 45-köpfigen Gremiums hat die bislang lose organisierte Oppositionsbewegung des Landes eine gemeinsame Vertretung ernannt. Der russische Blogger Alexej Nawalni gewann die Wahl mit mehr als 43'700 Stimmen, gefolgt von Schriftsteller Dmitri Bykow und Ex-Schachweltmeister Garri Kasparow, wie der Leiter des Wahlkomitees, Leonid Wolkow, in dem oppositionellen Internet-TV-Sender Doschd (Regen) mitteilte.
Unter den Gewählten waren überdies zahlreiche bekannte Politiker wie der ehemalige Vize-Ministerpräsident Boris Nemzow, Sergej Udalzow und Gennadi Gudkow, dem kürzlich das Abgeordnetenmandat entzogen worden war. Mehr als 200 Kandidaten hatten sich auf einen Sitz in dem neu gegründeten Koordinationsrat der Opposition beworben. Präsident Wladimir Putin hatte seine Gegner in den vergangenen Monaten mehrfach als Horde von Internetnutzern ohne Programm und Führung kritisiert.
Opposition setzt aufs Internet
Bei der Wahl ihrer Vertreter setzte die Opposition wie schon bei den seit Ende vergangenen Jahres währenden Anti-Putin-Protesten auf das Internet. Über das Wochenende waren Tausende Russen zur Registrierung für die sogenannte Ur-Wahl der Opposition ins Zentrum Moskaus gekommen. Vor allem ältere Menschen nutzten das Angebot. Wer sich selbst mit dem Internet auskannte, konnte die Registrierung selbst von zu Hause aus erledigen. Insgesamt beteiligten sich rund 82.000 Menschen an der Wahl, mehr als die Hälfte von ihnen ausserhalb der grossen Städte Moskau und St. Petersburg.
Nawalni sagte in einem Interview, die Wahl solle Klarheit schaffen, «welche Leute, welche Methoden und welche Ideologie die stärkste Unterstützung» habe. Der Wahl war ein dreiwöchiger Zyklus an Debatten unter den Kandidaten vorausgegangen, den Nawalni dominiert hatte. Nawalns Rivalen hatten die Debatten als dessen «Krönung» kritisiert.
Russischer Oppositioneller wirft Ermittlern Folter vor
Unterdessen warf ein linker Oppositioneller den russischen Behörden Entführung und Folter vor. Leonid Raswosschajew war nach Angaben seiner Unterstützer vergangene Woche in einem Versteck in der Ukraine aufgegriffen und nach Russland gebracht worden. Dort soll er zwei Tage lang gefoltert worden sein, damit er ein Geständnis ablegt, wie er selbst in einem am Montag in dem Onlineportal «Lifenews.ru» veröffentlichten Videoclip Journalisten zuruft.
Die russische Ermittlungsbehörde teilte derweil in Moskau mit, Raswosschajew habe sich schuldig bekannt, sich mit den linken Oppositionsführern Sergej Udalzow und Konstantin Lebedew verschworen und Geld von einem georgischen Abgeordneten angenommen zu haben. Die Ermittler wiesen Raswosschajews Vorwürfe zurück. Er muss nun für zwei Monate ins Gefängnis, wie die Agentur RIA Novosti berichtete. Raswosschajew wurde nach Angaben des Wahlkomitees ebenfalls in den neuen Koordinationsrat gewählt.
sda/dapd/ses
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch