Runterfahren – auch auf dem Bike
Hansruedi Zahnd war während 39 Jahren Gemeindeschreiber von Mühlethurnen. Jetzt hört er auf. Künftig will er sich noch öfter als jetzt aufs Bike setzen – und gelassener werden.

Aus dem Holzbrunnen in der Gürbebadi plätschert Wasser. Hansruedi Zahnd beugt sich über den Hahn und nimmt einen Schluck. «Man sagt, wer einmal Mühlethurner Wasser getrunken hat, der bleibt für immer hier.» Er ist immer geblieben. Hier verbrachte er seine 63 Lebensjahre, hier war er 39 Jahre lang Gemeindeschreiber. Jetzt aber geht er. Ende Juni wird Zahnd vorzeitig pensioniert. «Es ist Zeit aufzuhören», sagt er. Vergangene Woche gestand er der Gemeindeversammlung, er sei ein bisschen müde geworden.
Es war die letzte von achtzig Versammlungen, die Zahnd im Lauf der Zeit organisiert hatte. Die letzte, an der er die Rechnung vorstellte. Die letzte, nach der er erleichtert war, als sie vorbei war.
Alle vier Jahre gewählt
Als 1978 die Gemeindeschreiberstelle in Mühlethurnen frei wurde, arbeitete Zahnd auf der Gemeindeverwaltung in Bremgarten. Er war gerade 24 Jahre alt und wurde auf die Stelle aufmerksam gemacht. «Ich habe mir das nur deshalb zugetraut, weil ich das Dorf und die Leute kannte», sagt Zahnd.
Damals entschied noch die Gemeindeversammlung über die Anstellung. Der junge Bewerber wurde gewählt und musste fortan alle vier Jahre im Amt bestätigt werden. Nach etwa 20 Jahren dachte er erstmals über einen Wechsel nach.
«Man sagt, wer einmal Mühlethurner Wasser getrunken hat, der bleibt für immer hier.»
In einer grösseren Ortschaft war eine Stelle ausgeschrieben. «Dort wäre ich allerdings vor allem Personalchef gewesen.» Das sei nicht seine Welt, lieber kümmere er sich um Sachgeschäfte. «Heute bereue ich nicht, dass ich geblieben bin.» Er habe eine intensive und schöne Zeit erlebt.
Bewegte Jahrzehnte
In den letzten vier Jahrzehnten liefen die Fäden bei Zahnd zusammen. Wurde er so zur heimlichen Macht im Dorf? «Die Frage musste ja kommen», sagt er und verneint: «Ich habe immer versucht, im Sinn der Gemeinde zu handeln.» Seine persönliche Meinung habe dabei keine Rolle gespielt. Wenn ihn die Gemeinderäte um Rat gefragt hätten, habe er aber gern Auskunft gegeben.
Als Gemeindeschreiber erlebte Hansruedi Zahnd sieben Gemeindepräsidenten, darunter eine Frau. Er arbeitete mit insgesamt 45 Gemeinderäten zusammen, davon 16 Frauen, die erste von ihnen war Elisabeth Zölch, die spätere Regierungsrätin. «Ich hatte zu allen ein gutes Verhältnis.» An einer Hand abzählen kann er jene Personen, mit denen er auf der Verwaltung zusammengearbeitet hat.
Nähe als Vor- und Nachteil
Wahrscheinlich kennt niemand die Mühlethurner so gut wie Zahnd. «Ja, ich kenne sie, und sie kennen mich», sagt er. Das sei ein grosser Vorteil, der sich aber manchmal als Nachteil herausstelle. «Auf einmal ist es der Vereinskollege, der ein Baugesuch stellt. Das ist nicht immer ganz einfach.» Gerade bei den Baugesuchen blickt der abtretende Gemeindeschreiber durchaus kritisch auf seine Arbeit zurück. Denn er sagt: «Ich war zu lasch, habe zu viel durchgehen lassen.» Zwar habe die Gemeinde die nötigen Kontrollen gemacht. «Aber ich denke, wir hätten noch mehr tun können.»
«Auf einmal ist es der Vereinskollege, der ein Baugesuch stellt. Das ist nicht immer ganz einfach.»
Es gibt auch kaum eine Ecke im Dorf, die ihm nicht bekannt wäre. Einer seiner liebsten Orte ist die historische Kehrbrücke, die sich oberhalb des Dorfs befindet. Unter der Brücke hindurch fliesst der idyllische Mülibach talwärts. «Das ist so etwas wie ein Kraftort für mich», sagt Zahnd. Besonders gern fährt er hier mit dem Bike vorbei. Wenn er von seinem Rad aus einen Blick in den Graben wirft, auf das Lichtspiel der Bäume, des Wassers, dann geht ihm das Herz auf.
Auf dem Bike
Eines ist sicher: Künftig wird Zahnd noch mehr Zeit auf dem Bike verbringen als heute schon. «Biken ist meine Passion.» Nichts macht er lieber als Veloferien, die nächsten führen in auf die Lenzerheide. Und was wünscht er sich sonst für seine Pensionierung? «Ich möchte etwas gelassener werden», sagt er und setzt sich den Helm auf.
Hansruedi Zahnd will jetzt runterfahren.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch