Rund ums Mutterglück
Der Trend geht hin zur Ratgeberverfilmung: Nun kommt Heidi Murkoffs weltweit 18 Millionen Mal verkaufte Schwangerenbibel «What to Expect When You're Expecting» ins Kino – obwohl sie keine Charaktere enthält.

Man nehme ein paar Hollywoodstars, und schon wird aus einem normalen biologischen Vorgang die grosse Show. «Hoffentlich ist sie nicht schwanger!», ruft der Showmaster unter Beifall, als die siegreiche Fitnessqueen Jules (Cameron Diaz) auf offener Bühne in den Pokal kotzt.
Natürlich ist sie das, und sie ist nicht allein: Die Stillbuchautorin Wendy (Elizabeth Banks) bekommt endlich Gelegenheit, ihr bisher rein theoretisches Wissen erstmals in die Praxis umzusetzen; die junge Imbissverkäuferin Rosie (Anna Kendrick) ist nach einem One-Night-Stand hingegen ungewollt schwanger. Damit es gerecht zugeht, wird auch die Babyfotografin Holly (Jennifer Lopez) einbezogen, die schon halb Afrika auf der Suche nach einem Adoptivkind abgegrast hat.
Pups, Brech, Pipi
Fünf parallele Handlungsstränge verwebt «What to Expect When You're Expecting» (»Was passiert, wenn es passiert ist») zu einem Episodenfilm rund ums Mutterglück. Erzählt wird locker leicht und mit viel Ironie.
Letztere steht zwar auch nicht im Buch, hilft aber in der thematischen Abfolge: Empfängnis, mögliche Probleme, Geburt - vom positiven Test bis zum Kinderwagen-Schlussverkauf ist es ein weiter Weg. Angst vor Peinlichkeiten ist unangebracht: Wie man mit Flatulenz, Erbrechen und unkontrolliertem Harndrang selbstbewusst umgeht, hat Murkoff eindringlich beschrieben. Daran hält sich auch Regisseur Kirk Jones: Sein Film ist eine Art Ekelkomödie nicht für Teenager, sondern für verantwortungsbewusste und am Leben gereifte Erwachsene.
Anti-Helden des Alltags
Die Männer dürfen da nicht fehlen, auch wenn Dennis Quaid als altersgeiler Lebemann den Begriff «Solidaritätsschwangerschaft» auf eigene Weise interpretiert und für die wesentlich jüngere Gefährtin eben einen mittrinkt.
Weil die werdenden Väter im Grunde allesamt nur Probleme machen, obliegt die Ehrenrettung anderen: Hinter Kinderwagen und Trageschal kaum zu erkennen, sieht man die neue Vätergeneration durch den Park patrouillieren, mit verwegenem Stolz ihr Schicksal meisternd. Ein beherzter Schluck aus der Nuckelflasche sagt alles: Sie sind traurige Clowns und Helden des Alltags in einem. Solange man den Sprücheklopfer Chris Rock zum Anführer hat, ist das sogar halbwegs cool.
Dosierte Sentimentalität
Der augenzwinkernde Humor und jede Menge Verständnis für die weniger Glücklichen ändern indes wenig an der propagierten Botschaft, die einen Zusammenhang von Kinderkriegen und dem Sinn des Lebens – vorsichtig formuliert – nicht nur andeutet.
Wer noch keinen Schwangerschaftsratgeber im Haus hat oder beim Anblick einer leinwandgrossen Ultraschall-Parallelmontage nicht zwangsläufig in Verzückung gerät, wird den Film wohl meiden.
Positiv zu bemerken bleibt, dass der Komödienspezialist Jones (»Nanny McPhee») sein stargespicktes Ensemble bestens im Griff hat und das von einem weiblichen Autorenduo verfasste Drehbuch die Sentimentalitäten gut dosiert. Das war nicht unbedingt zu erwarten, aber nun ist es einmal passiert.
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